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Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost

Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost

Titel: Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Miles
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um und lief zum Pub zurück. Als er wiederkam, hatte er eine dicke Wolldecke dabei. »Lass uns zum Kai hinuntergehen, dann kannst du mir erzählen, was dich so bedrückt«, sagte er und legte ihr die Decke um die Schultern.
    Woher Gabe wusste, dass es genau das war, was sie wollte, konnte sie sich nicht erklären. Aber es war das Richtige, und es tat ihr gut.
    Gabe tat ihr gut.
    »Aye«, sagte Allie nur und schmiegte sich in den Arm, den er um ihre Schulter legte.
    Minuten später saßen sie auf ihrer Lieblingsbank, die nur wenige Schritte entfernt vom Ufer stand, gegen das leise die Wellen schlugen. Dieser eigenartige Nebel kroch über die Bucht, die nur von einer schmalen, über den Hügeln hinter Sealladh na Mara stehenden Mondsichel erhellt wurde. Gabe nahm die Decke, hüllte sie beide darin ein und zog Allie an sich.
    Er ließ ihr alle Zeit der Welt, um zu beginnen.
    Und es verging eine Weile, bis Allie beschloss, ihm etwas anzuvertrauen, worüber sie jahrelang mit keiner Menschenseele gesprochen hatte - mit Ausnahme von Dauber.
    Sie holte tief Luft, doch bevor sie beginnen konnte, ergriff Gabe ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Dann drückte er sie sanft.
    Das gab ihr Kraft.
    Sie sah ihn an. »Wann bist du von einem schroffen, distanzierten Mann zu einem so netten und fürsorglichen geworden?«, fragte sie.
    Gabe zuckte die Schultern und drückte ihre Hand noch fester. »Das muss wohl der Umgang sein, den ich neuerdings pflege.«
    »Möglich.« Allie atmete noch einmal tief durch. »Es war nicht immer so, dass ich Geister sehen konnte«, begann sie. »Erst nachdem ich selbst gestorben war, konnte ich sie sehen. Aber es war nicht nur das ... ich konnte mich auch mit ihnen verständigen und mich in sie hineinversetzen.«
    Sie spürte, wie Gabe sich anspannte. »Was ist geschehen?« Seine Stimme klang ruhig und leise, doch an seinem Akzent, der ausgeprägter war denn je, erkannte sie, wie betroffen ihre Worte ihn gemacht hatten. Sie hatte das schon des Öfteren an Gabe bemerkt. Je aufgeregter, wütender oder besorgter er war, desto stärker wurde sein Akzent. Und irgendwie gefiel ihr das.
    Wenn das alles wäre, was sie ihm zu sagen hatte ...
    Als verstünde er, drückte er wieder ihre Hand.
    Ihre Stimme klang leise, als sie weitersprach. »Zwei Monate vor meinem achtzehnten Geburtstag geriet ich in einen Überfall auf einen Supermarkt. Ich wurde angeschossen - hier.« Sie zog ihren Pullover hoch und schob den Bund ihrer Jeans ein Stück weit herunter, um ihm die zehn Zentimeter lange Narbe zu zeigen. Sie befand sich ungefähr dort, wo der Blinddarm saß. »Und hier.« Sie zog die andere Seite ihres Pullis hoch und zeigte ihm die Narbe unterhalb des Rippenbogens. Gabe beugte sich vor, um besser sehen zu können, dann ließ er sich auf die Bank zurückfallen. Die Muskeln an seinem Kinn arbeiteten.
    »Genau genommen bin ich sogar zweimal gestorben«, fuhr sie fort. »Das erste Mal an Blutverlust und Lungenversagen auf dem Boden des Quickie-Mart und das zweite Mal auf der Intensivstation, gleich nach der Operation.« Allie schaute Gabe von der Seite an und sah, dass er auf die Bucht hinausstarrte. Der Mond stand über den Hügeln hinter ihnen und hüllte die rechte Hälfte von Gabes Gesicht in silbriges Licht.
    »Anders als viele Leute, die klinisch tot waren, erinnere ich mich an alles.« Sie erschauderte, und Gabe musste geglaubt haben, es sei die Kälte, denn er zog sie in seine Armbeuge und wickelte sie noch fester in die Decke. Wieder tastete er nach ihrer Hand und hielt sie fest.
    Seine Nähe beruhigte Allie und machte ihr das Reden leichter, als sie gedacht hatte.
    »Mein Vater war dort - auf der anderen Seite - und wartete auf mich. Ich hatte ihn so vermisst, dass mir in dem Moment alles egal war - meine Mutter, meine Schwestern, alles - und ich nur noch dort bei ihm bleiben wollte. Selbst wenn es bedeutete, tot zu sein.« Sie schüttelte den Kopf, und Gabe beugte sich über sie und drückte einen Kuss auf ihre Schläfe. »Ich erinnere mich, dass ich im Aufwachraum auf die Schwestern und den Chirurgen herunterschaute, auf den Anästhesisten und den Lungenspezialisten, die um meinen Körper herumstanden und versuchten, mich wiederzubeleben. Mein Vater war neben mir, aber dann zog er mich zu sich herum und drückte mich ganz fest an sich. Er sagte mir, dass er mich liebt, aber ich solle mein dürres Gestell wieder dorthin zurückbringen, wohin es gehörte, weil ich noch zu jung zum Sterben sei

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