Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost
spät es ist!«, sagte sie und erhob sich lächelnd. »Ich hatte meiner Familie versprochen, heute Abend anzurufen, bevor es zu spät wird.« Wieder lächelte sie und wandte sich zum Gehen. »Wir sehen uns morgen - und bleibt nicht zu lange auf, hört ihr? Wir müssen uns morgen um die Kaufinteressenten kümmern, die in aller Herrgottsfrühe auftauchen werden.«
Sie winkte allen noch einmal zu und beeilte sich, das Odin's zu verlassen.
Gabe sah Dauber an. »Was war das denn? Was hat sie?«
Dauber sah sich um und seufzte dann. »Gar nichts, junger Mann. Es ging nur um ein Thema, über das sie nicht so gern spricht. Sie wird bald wiederkommen.«
»Was für ein Thema?«, fragte Gabe, der bereits aufgestanden war.
Alexander nickte zur Eingangstür hinüber. »Ich fürchte, das kann sie Ihnen nur selbst erzählen. Vorausgesetzt, dass Sie es ihr entlocken können. Aber an Ihrer Stelle würde ich ihr jetzt ein paar Minuten für sich allein geben.«
Gabe setzte sich wieder und hörte seinem Vater zu, der ein paar Seemannsanekdoten zum Besten gab. Doch schon bald entschuldigte er sich und verließ entschlossenen Schritts den Pub.
Wie es aussah, hatte nicht nur er, sondern auch Allie mit Gespenstern zu kämpfen. Mit Gespenstern, denen einmal kräftig die Knochen durchgeschüttelt werden mussten.
Und Gabe stand der Sinn danach, genau das zu tun.
18. Kapitel
A llies Gesicht war tränenüberströmt, als sie die Straße hinuntereilte. Die Nacht war klar und kalt, und ein dünner Nebel trieb von der See herein. Wütend wischte sie sich über die Wangen, aber die Tränen flossen weiter. Das nervte sie so sehr, dass sie noch heftiger weinte.
Warum hatten sie darüber sprechen müssen? Warum war ausgerechnet dieses Thema aufgekommen? Und wieso hatte sie noch nie Probleme damit gehabt, anderen die gleiche Frage zu beantworten? Schließlich war sie ihr schon Dutzende Male gestellt worden. Sie wusste, was sie antworten musste. Also wieso die Aufregung heute Abend?
Weil sie Gabe nicht alles gesagt hatte - das war das Problem.
Und sie hatte auch keine Möglichkeit gehabt, das Thema zu vermeiden. Sie war geradewegs hineingetappt. Es ging um Dinge, die sie niemandem in Sealladh na Mara erzählen wollte - schon gar nicht Gabe MacGowan. Und deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als mit einem Lachen darüber hinwegzugehen, wenn die Sprache darauf kam. Mit einem Lachen, das wie das einer Verrückten klang, und das auch noch vor dem einen Menschen, der auf keinen Fall die Wahrheit erfahren sollte ...
Eine starke Hand schloss sich um ihren Oberarm und zwang Allie, stehen zu bleiben. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wessen Hand es war. Und so wischte sie sich schnell die Tränen ab, drehte sich um und lächelte ihn an.
»Du hast mich erschreckt, Gabe! Ich brauche nur ein paar Minuten.« Sie nickte zu der roten Telefonzelle hinüber. »Ich rufe meine Mutter und meine Schwestern an und bin gleich wieder zurück.«
Aber er ließ ihren Arm nicht los, sondern zog sie näher zu sich und sah sie prüfend an. Und natürlich sah er ihre tränenfeuchten Wangen. »Allie«, sagte er mit ruhiger, tiefer Stimme. »Womit willst du sie denn anrufen?«
»Mit meiner Telefonkarte«, erwiderte sie und lächelte gezwungenen.
Gabe sah sie nur weiter an, dann hob er seine andere Hand.
Ihre Telefonkarte steckte zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger. »Du hast sie auf dem Tisch liegen lassen.«
Allie nahm die Karte und seufzte. »Ich bin keine gute Schwindlerin.«
»Nein, das bist du wirklich nicht«, stimmte Gabe ihr mit dem Anflug eines Lächelns zu.
Sie sah ihn an. »Und ich bin sonst auch keine Heulsuse«, erklärte sie mit einem tiefen Seufzer. »Ich habe mich ganz schön lächerlich gemacht vor deiner Familie, nicht wahr?«
Mit dem Zeigefinger tippte Gabe an ihre Nasenspitze. »Darling, du stehst hier vor dem größten Dummkopf der nordwestlichen Highlands«, sagte er und strich ihr mit dem Daumen zuerst über die eine Wange und dann über die andere. »Du hast dich überhaupt nicht lächerlich gemacht. Dauber und ich waren sowieso die Einzigen, die etwas Ungewöhnliches bemerkt haben. Es ist alles in Ordnung, glaub mir.«
Allie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sehnsuchtsvoll zum Kai hinunter. Sie wäre so gern irgendwo hingegangen, um zu reden, um die Last, die ihr die Brust zuschnürte, endlich loszuwerden.
»Warte hier«, sagte Gabe plötzlich. »Ich bin gleich wieder zurück.«
Und schon drehte er sich
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