Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
Vom Netzwerk:
zum Schloss hinaufging, stellte er fest, dass er sich sehr daran gewöhnt hatte, sie anzufassen.
    Es ist nur für heute, rief er sich ins Gedächtnis. Morgen musste er in seine eigene Zukunft zurück, die fest in der Vergangenheit verankert war.
    Er rieb sich mit der freien Hand über die Stirn. Ehrlich gesagt bekam er Kopfschmerzen, wenn er daran dachte.
    Im Innenhof der Burg blieb er stehen. Es war ein heruntergekommener Ort mit zerfallenen Mauern. Aber hier stand die Bühne, und sie schien stabil gebaut zu sein. Er hatte sich schon an schlimmeren Orten aufgehalten.
    »Warum sind wir hier?«, wollte Victoria wissen. Connor ließ ihre Hand los und blickte sie an. »Ich dachte, du möchtest mir vielleicht auf der Bühne etwas Vorspielen. Eine kleine Szene aus irgendeinem Stück oder irgend so einen Quatsch.«
    »Quatsch?«, echote sie.
    »Nun ja, so spricht man unter Männern über diese Art von Zeitvertreib. Ich kann mich ja schlecht mit derartigen Dingen beschäftigen, wenn ich besser auf dem Turnierplatz stehen sollte, oder?«
    Sie sah ihn einen Moment lang schweigend an, dann lächelte sie schwach. »Wahrscheinlich hast du recht. Was möchtest du denn sehen?«
    »Ich weiß es nicht. Was kannst du denn spielen?«
    »Etwas von Shakespeare?«
    »Nun, der große Barde hatte viel zu sagen.« Connor schwieg und blickte Victoria unsicher an. »Habe ich eben der Barde gesagt?«
    »Ja, so nennt man Shakespeare häufig.«
    »Hm.« Er wäre am liebsten wie ein kleines Kind in Tränen ausgebrochen, aber das würde er sich höchstens bei einer schweren Verwundung zugestehen.
    Connor wies auf die Bühne. »Dann los, ab auf die Bretter mit dir«, forderte er sie auf. »Unterhalte mich.«
    Er blieb stehen und beobachtete sie. Vielleicht hätte er sich einen Stuhl holen sollen, aber er nahm an, es wäre der Darbietung ebenso angemessen, wenn er einfach hier stehen bliebe. So überwältigend würde es wohl nicht sein, einem einzelnen Mädchen bei ihrem Auftritt zuzusehen.
    Als sie oben stand, drehte sie sich zu ihm um.
    »Ich spreche den Monolog von Gertrude.«
    »Der Königin?«
    »Ja.«
    »Nach Ophelias Tod?«
    Sie starrte ihn an, als hätte sie ein Gespenst gesehen. »Ja, genau diesen Monolog.« »Schön. Das ist eine meiner Lieblingspassagen.« Dann wurde ihm klar, was er da gesagt hatte. Gertrude? Ophelia? Woher wusste er das alles?
    »Connor?«
    »Es geht mir gut«, erwiderte er, stellte sich breitbeinig hin und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Hinter der Bühne steht ein Stuhl.«
    Ja, das war vielleicht doch besser. Er holte ihn und setzte sich mitten in den Hof, von wo aus er Victoria am besten sehen konnte.
    Und dann staunte er nur noch.
    Sie stand mitten auf der Bühne und wob mit ihren Worten einen Zauber um ihn, den er weder brechen konnte, noch wollte.
    Es neigt ein Weidenbaum sich übern Bach Und zeigt im klaren Strom sein graues Laub,
    Mit welchem sie phantastisch Kränze wand Von Hahnfuß, Nesseln, Maßlieb, Kuckucksblumen, die dreiste Schäfer derber wohl benennen, doch unsere Mädchen Toten-Mannes-Finger.
    Sie brach ab. Auch Connor konnte nichts sagen. Ihm war, als hätte er nie zuvor Worte gehört. Diese hier sanken in seine Seele, und er blieb stumm und ergriffen zurück. Toten Mannes Finger, ja, in der Tat.
    Connor wusste, dass sie weitersprach, aber er hörte die Worte nicht mehr. Die traurige Geschichte ließ seine Augen brennen. Mit offenem Mund lauschte er wieder, als Victoria vor seinem geistigen Auge ein Bild malte, das ihn wünschen machte, er könne verhindern, was bereits geschehen war. Ophelia war ertrunken; und auch Hamlet würde bald verloren sein.
    Hamlet?
    Connor blinzelte. Wer zum Teufel war Hamlet?
    Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und blickte Victoria finster an. »Genug von Tod und Verderben. Ich möchte etwas Fröhlicheres hören. Nichts mehr von dieser Art, bei dem ich am liebsten mein Schwert ziehen würde und mich hineinstürzen.«
    Sie lächelte.
    Ihm war, als ob zum ersten Mal in seinem Leben die Sonne schiene. Er hielt den Atem an, und auf einmal hörte er sich lachen. Er wusste nicht, was sie da rezitiert hatte, aber sie führte einen Dialog mit sich selber, spielte zwei Rollen, jemanden namens Zettel und eine Frau namens Titania. Außerdem kamen noch Elfen und andere amüsante Geschöpfe vor.
    Elfen? Er strich sich übers Kinn. Er hatte doch gewusst, dass sie früher oder später auftauchen würden.
    Beinahe den ganzen Vormittag saß er da und brach in Lachen

Weitere Kostenlose Bücher