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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Schulter. Ambrose, Fulbert und Hugh spazierten hinter ihnen her. »Nein, wahrscheinlich nicht, wenn ich mir unsere Begleiter so ansehe. Wer weiß, was uns auf dem Schloss erwartet?«
    »Ich war schon einmal oben und habe nichts Ungewöhnliches bemerkt«, erwiderte Victoria.
    Aber sie war ja auch höchstens fünf Minuten lang dort gewesen.
    Die Situation gefiel ihr gar nicht. Sie war es gewohnt, alles unter Kontrolle zu haben, aber natürlich hatte sie normalerweise auch nicht mit Gespenstern zu tun.
    Das heißt, mit Gespenstern, die nicht eine Erfindung Shakespeares waren.
    Na ja, wenigstens beschränkte sich der Spuk auf drei alte
    Männer in der Küche des Gasthauses. Wenn allerdings auch das Schloss davon betroffen war, dann gnade ihr Gott.
    Wie würde es dir gefallen, dein nächstes Stück im Frühjahr auf meinem Schloss aufzuführen? Ach, und übrigens, was willst du überhaupt spielen ?
    Hamlet.
    Perfekt.
    Das Gespräch mit ihrem Bruder im letzten Dezember fiel ihr ein. In »Hamlet« kam auch ein Gespenst vor. Was hatte Thomas daran so begeistert?
    Victoria kniff die Augen zusammen. Thomas wusste etwas. Sie war sich zwar nicht sicher, wie viel, aber er wusste etwas. Dafür würde er ihr büßen.
    »Ich bringe Thomas um«, verkündete sie.
    »Wie nett«, sagte Mary. »Oh, sieh mal, da ist die Hauptstraße. In welche Richtung müssen wir gehen?«
    Victoria wollte es ihr gerade erklären, musste aber feststellen, dass das gar nicht nötig war.
    »Hier entlang, meine Liebe«, sagte Ambrose, trat an Marys Seite und schenkte ihr ein galantes Lächeln. »Erlaubst du, dass ich dich begleite?«
    »Ich werde ebenfalls mitkommen«, sagte Hugh und tauchte an Marys anderer Seite auf. »Wir leben in einer gefährlichen Welt. Zwei reizende Mädchen sollten nicht ohne Schutz ausgehen.«
    »Mädchen«, wiederholte Mary und strahlte Hugh an. »Das gefällt mir. Ich komme mir so abenteuerlustig vor.«
    »Ach du lieber Himmel«, murmelte Victoria. Ihre Großmutter war fünfundsiebzig, aber sie sah kaum älter aus als fünfzig und ihre Vorstellung von einem Abenteuer waren nicht die ihrer Enkelin. Sie hatte eigentlich geglaubt, Granny sei damit zufrieden, sich mit komplizierten Strickmustern zu beschäftigen.
    Sie hätte es besser wissen müssen.
    Plötzlich blieb ihre Großmutter stehen. »Ach, du liebe
    Güte!«, sagte sie und presste sich die Hand ans Herz. »Victoria, das ist ja spektakulär!«
    Victoria blickte auf das Schloss und musste unwillkürlich lächeln. »Ja, es ist großartig, nicht wahr?«
    Mary nickte und setzte sich wieder in Bewegung. Victoria ging neben ihr her und bedachte Thomas’ Schloss mit bewundernden Blicken. Obwohl der Zahn der Zeit heftig daran genagt hatte, war es ein bemerkenswertes Gebäude. Jetzt verfielen die Mauern, aber man konnte sich durchaus vorstellen, welches Leben hier früher geherrscht hatte. Ritter, die sich fluchend und schreiend im Kampf miteinander maßen, das Geräusch des Schmiedehammers auf dem Amboss im Hof, Bauern, die im Gespräch beieinanderstanden.
    Victoria runzelte die Stirn. Sie stellte sich doch diese Dinge nur vor, oder? Fragend blickte sie Ambrose an, der sie nachdenklich betrachtete.
    »Ja, meine Enkeltochter?«, sagte er.
    »Hörst du das auch?«, fragte sie. »Diese ganzen mittelalterlichen Geräusche?«
    Ambrose lauschte lächelnd. »Ich höre viele Dinge, Kind. Komm, wir wollen einmal nachsehen. Wahrscheinlich hat der Aufbau schon begonnen, ich kann die Generatoren von hier hören. Vermutlich willst du sie für die Aufführung auf einem der Türme installieren.«
    »Ja«, erwiderte Victoria, abgelenkt von den Geräuschen, die sich übereinanderlegten. »Dort hört das Publikum sie bestimmt nicht, und wir haben auch gar keine andere Möglichkeit, das Schloss mit Strom zu versorgen. Granny, hörst du die mittelalterlichen Geräusche auch?«
    Mary tätschelte ihr die Hand. »Schau nach deinen Arbeitern, Liebes. Danach gehen wir wieder zum Gasthof, und du kannst dich ein bisschen hinlegen.«
    Sie wollte sich nicht hinlegen, sie wollte ein gespensterfreies Schloss, in dem sie ihr Stück aufführen konnte. Sie trat in den Innenhof und begutachtete die Stelle, an der die Bühne aufgebaut werden sollte. Arbeiter liefen umher, und das Gelände schien frei von jeglicher paranormaler Aktivität zu sein.
    Erleichtert atmete sie auf.
    »Sie haben gute und schnelle Arbeit geleistet«, sagte sie dankbar.
    »Sie haben allen Grund dazu«, warf Fulbert ein. »Ich würde hier auch

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