Der Geist von Tatooine
Richtung sich dieses Gespräch entwickelte, und er war sich auch der Reaktion bewusst, die er hervorrufen würde, wenn er jetzt weitersprach – aber es gab Risiken, die ein Mann eben eingehen musste.
»Vielleicht liegt es daran, dass du Kinder magst«, sagte er. »Oder daran, dass du selbst eines möchtest.«
Leias Gesicht wurde völlig ausdruckslos; ein sicheres Zeichen dafür, dass sie wütend war – sehr wütend. Sie nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Becher, ohne Han dabei anzusehen.
»Wir haben uns vor unserer Hochzeit über dieses Thema unterhalten. Ich dachte, du hättest es verstanden.«
»Natürlich habe ich es verstanden«, entgegnete er. »Ich dachte nur …«
»Wir waren uns einig.« Sie stellte den Becher energisch auf die Tischplatte. »In dieser Angelegenheit kann man nicht einfach so seine Meinung ändern.«
Han biss sich auf die Zunge. Wie sollte er ihr verständlich machen, dass er nicht seine Meinung geändert hatte – seine Meinung hatte ihn verändert. Die Ehe hatte ihn verändert.
»Ich weiß, was wir damals gesagt haben«, räumte er ein. »Aber ist es dir je in den Sinn gekommen, dass du vielleicht ein wenig irrational bist?«
»Irrational?«
»Ja, irrational.« Er musste seine Kehle befeuchten, bevor er weitersprechen konnte. »Wie kann ein Kind …«
»Ich hoffe, du hast gerade herausgefunden, dass Bria Tharen ein Kind von dir hat«, sagte Leia. »Denn damit könnte ich leben. Jeder hat eine Vergangenheit. Alles andere hingegen …«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Vergangenheit keine Kinder beinhaltet«, entgegnete Han. Bria war seine erste Liebe gewesen, eine schlanke, rothaarige Schönheit und gleichzeitig ein Gründungsmitglied der Rebellion. Sie war den Märtyrertod gestorben, nachdem sie ihn hintergangen hatte, um die Pläne des ersten Todessterns in ihren Besitz zu bringen. »Allerdings muss ich zugeben, dass Bria einige Geheimnisse vor mir hatte.«
»So wie es aussieht, hat aber wohl keines davon mit dieser Unterhaltung zu tun.«
»Leider nicht.« Han beugte sich zu ihr hinüber, und seine Stimme wurde zu einem sanften Flüstern. »Ich weiß, dass wir schon über dieses Thema gesprochen haben, aber ich kann einfach nicht glauben, dass die Dunkle Seite durch deine Adern fließen soll.«
»Das habe ich auch nicht gesagt«, korrigierte ihn Leia. »Es ist die Macht, die durch meine Adern fließt. Macht korrumpiert den Geist, das erlebe ich jeden Tag.«
»Aber nicht jeden Geist.« Er griff nach ihrem Arm, dann spielte er seine Trumpfkarte aus. »Sieh dir zum Beispiel nur einmal deinen Bruder an. In niemandem ist die Macht stärker als in ihm. Wenn also irgendjemand korrumpiert werden müsste, dann doch wohl er.«
Sie drehte sich von ihm fort, starrte die von Flecken übersäte Wand des Tapcafés an und nahm einen weiteren, tiefen Zug. »Reden wir nicht mehr darüber.«
»Ich sage ja gar nicht, dass wir uns hier und heute entscheiden müssen …«
»Du weißt, wie ich mich seit Bakura fühle.« Leia hatte den Blick noch immer abgewandt. »Ich habe nicht das Recht, ein Kind in diese Galaxis zu setzen, das zum nächsten Darth Vader heranwachsen könnte. Wenn du damit nicht leben kannst, warum hast du dann nicht einfach zugelassen, dass Prinz Isolder mich heiratet?«
Die bloße Erwähnung von Isolders Namen ließ Han mit den Zähnen knirschen. Die Ereignisse auf Hapes hatten jedes bisschen Vertrauen, das er noch in Politiker gehabt haben mochte, zerstört.
»Was ist mit …« Er hörte, wie seine Stimme mit jedem Wort lauter wurde und unterbrach sich. Sein Blick huschte umher, suchte nach lauschenden Ohren, konnte jedoch keine entdecken. Je näher die Auktion rückte, desto lauter wurde auch das Stimmengewirr in dem Tapcafé, und mittlerweile war es schwer zu verstehen, was am eigenen Tisch gesagt wurde. »Was ist mit Isolder?«
Nun wandte sich Leia schließlich doch wieder um und sah ihm in die Augen. »Was soll mit ihm sein?«
»Das ist doch wohl ziemlich offensichtlich«, meinte Han. »Hast du ihm gesagt, dass du keine Kinder willst?«
»Dazu ist es nie gekommen. Irgendjemand hat mich entführt, bevor die Verhandlungen diese Stufe erreichen konnten.«
»Ach ja?« Eine Bedienung kam auf ihren Tisch zu, und Han scheuchte sie mit einer Handbewegung davon. »Was, wenn die Verhandlungen diese Stufe erreicht hätten? Glaubst du, Ta’a Chume hätte der Hochzeit zugestimmt, wenn sie gewusst hätte, dass du keine Kinder willst?«
Ihre emotionslose Fassade
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