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Der Geisterfahrer

Der Geisterfahrer

Titel: Der Geisterfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Hohler
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wichtig.«
    »Was ist denn wichtig?«, fragte der Cellist.
    »Sie wollen uns helfen«, sagte Maria.
    »Wenn ich kann«, sagte der Cellist.
    »Oh, Sie können es, Sie können es«, sagte Maria und schaute ihn von oben bis unten an.
    Auch der Cellist schaute nun die ganze Maria an und war angetan von ihrer schönen Gestalt, die so nahe bei ihm stand, er roch auch ihren Körperduft oder ihr Parfum, und dass sie so vertraut mit ihm sprach, erregte ihn angenehm. »Also«, sagte er dann, »worum geht es?«
    »Sie sind sicher nicht von hier«, sagte Maria.
    »Nein«, sagte der Cellist, »wieso meinen Sie?«
    »Niemand von hier würde meinem Vater helfen wollen. Er ist verhasst. Bei den Italienern, weil er Deutscher ist, und bei den Deutschen, weil er ein Deutscher ist, aber die Deutschen hasst.«
    »Und wieso hasst er die Deutschen?«
    »Sie haben ihn ja gesehen«, sagte Maria, »es geht auf den Krieg zurück.«
    Der Cellist senkte den Kopf.
    »Sehen Sie. Und damit hängt Ihr Auftrag zusammen.«
    »Mein Auftrag?«
    »Ja. Es ist alles vorbereitet. Sie ziehen zuerst die Stiefel
hier an, und den Mantel und den Hut.« Sie zeigte auf ein Paar militärgrüne Fischerstiefel, die bis zu den Hüften reichen mussten, und auf einen öligen Südwester.
    »Dann nehmen Sie das hier.« Sie öffnete einen Schrank, und dem Cellisten entfuhr ein Laut der Überraschung. Im Schrank lag ein Geigenkasten.
    »Keine Angst«, sagte Maria, »es ist keine Geige drin.«
    Der Cellist war nicht beruhigt. Eine Geige wäre ihm lieber gewesen.
    »Was ist denn drin?«, fragte er.
    »Warten Sie«, sagte Maria. »Sie nehmen das also mit und steigen in unserm Innenhof durch den Abflussdeckel in die Kanalisation hinunter. Damit Sie unten etwas sehen, geben wir Ihnen diese Taschenlampe mit. Sie gehen nun durch den Kanal in der Richtung, in der das Wasser fließt. Passen Sie auf, dass Sie nicht hinfallen, es ist schlüpfrig.«
    Der Cellist schüttelte nur den Kopf.
    »Dreimal«, sagte Maria unbeirrt, »kommt von links ein Kanal, aber Sie biegen erst in den vierten Kanal ein und laufen ein kleines Stück gegen das fließende Wasser, bis Sie oben das Licht sehen, das durch einen Abflussdeckel kommt. Sie steigen die paar Sprossen hoch, hängen den Geigenkasten mit diesem Haken an die oberste Sprosse unter dem Deckel, zünden diese Schnur mit diesem Feuerzeug an, gehen wieder zurück in den Hauptkanal, laufen weiter in der Richtung, in der das Wasser fließt, zweigen beim zweiten Zufluss nach rechts ab und steigen beim ersten Abflussdeckel wieder hinauf. Im Innenhof, in dem Sie sich dann befinden, ziehen Sie Stiefel und Mantel
und Hut wieder aus, werfen alles in den Abfallsack, der bereitsteht, machen den Abflussdeckel zu und öffnen die Türe mit diesem Schlüssel hier. Dann gehen Sie zum Bahnhof und fahren mit dem 10.04-Zug nach Innsbruck.« Von einem dunklen Tischchen nahm sie ein Bahnbillett und hielt es ihm hin.
    »Danke«, sagte der Cellist, »danke, ich habe schon eine Fahrkarte für den 10.04-Zug.«
    »Umso besser«, sagte Maria und legte ihr Billett sofort beiseite, »dann können Sie es also tun?«
    Der Cellist hatte nicht aufgehört, den Kopf zu schütteln, und blickte abwechselnd auf Maria und auf den Geigenkasten, um den eine starke weiße Schnur gewickelt war.
    »Was passiert mit dem Geigenkasten, wenn die Schnur brennt?«, fragte er dann.
    Maria lächelte und legte ihm ihren Arm um den Hals. »Was wohl?«, fragte sie leise und gab ihm einen Kuss auf die Wange, »der geht in die Luft.«
    Der Cellist atmete tief ein. »Und was ist über dem Deckel?«, fragte er.
    »Nur ein Denkmal«, sagte Maria, »weiter nichts.«
    »Was für ein Denkmal?«, fragte der Cellist.
    »Walther von der Vogelweide«, sagte Maria.
    »Und das wollt Ihr –«
    »Ja«, sagte Maria, »es muss weg. Früher stand es auf diesem Platz. Dann brachten es die Italiener auf einen anderen, kleineren Platz. Jetzt haben die Tiroler durchgesetzt, dass es wieder auf den Walther-Platz kommt. Es ist der Hauptplatz. Mein Vater will das nicht. Diese Stadt darf
nicht wieder deutsch werden, sagt er. Bitte, tun Sie es. Es kommt niemand zu Schaden.«
    »Und die Leute?«
    »Das Denkmal steht noch nicht auf dem Sockel. Es ist jetzt direkt neben diesem Abflussdeckel, hinter der Abschrankung für den Umbau. Es ist Samstag, niemand arbeitet heute auf dem Bauplatz. Die Ladung ist so klein, dass nur das Denkmal zerstört wird.«
    »Nur das Denkmal … wie das tönt«, sagte der Cellist. Dann sagte er

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