Der gekreuzigte Teufel
großartiger Anblick –
Wir verjagen den Teufel
Und all seine Jünger –
Kommt alle, kommt!
Das Drama, das sich draußen vor der Tür zur Höhle abspielte, wo mehrere Diebe und Räuber versuchten, ihre fetten Bäuche durch die Tür zu zwängen, war traurig und komisch zugleich. Wem es gelang, sich durchzuzwängen, watschelte wie ein Nilpferd zu seinem Wagen; Sekunden später gab er Gas, betete inbrünstig einen Rosenkranz und raste davon, daß der Staub hoch aufstob. Jene, die keine fetten Bäuche hatten - der Clan der Mageren -, sprangen durch die Fenster; draußen angekommen, flogen sie geschwind wie Pfeile davon. Und die Arbeiter rannten hinter ihnen her und schrien: »Dort, dort ist er! Jagt ihn! Stellt ihn! Fangt den Dieb! Fangt den Räuber!«
Von der Stelle aus, an der sie stand, hatte Wariinga keinen klaren Überblick über das ganze Geschehen. Im Hof herrschte ein Chaos aus rennenden Füßen, als die Besitzer der Paläste und Villen von Ilmorog Golden Heights von den Bewohnern der Slums von Njeruca gejagt wurden. Aber Wariinga wurde Zeuge des großartigen Schauspiels, wie Gitutu wa Gataanguru und Nditika wa Nguunji - wie zwei Spinnen mit Eiern sahen sie aus– wegzurennen versuchten, während ihre Verfolger sie mit Stockschlägen auf ihre fetten Hintern traktierten. Schließlich bei ihren Wagen angelangt, keuchten sie schwer; Schmerz, Erschöpfung und Furcht hatten zu einem Schweißausbruch geführt, der wie bei einem schweren Wolkenbruch zu Boden rann.
Und Wariinga war nicht die einzige, die das Schauspiel genoß. Die Luft war erfüllt vom Gelächter der Bewohner von Njeruca über die flüchtenden ›Heights‹-Bewohner, die im Laufen versuchten, Jacken, Krawatten, Schuhe, Gürtel und alles mögliche abzulegen, um sich die Flucht zu erleichtern.
Als aber die Menge sah, daß die ausländischen Gäste die Höhle verlassen wollten, verwandelte sich ihr Lachen in wütendes Brüllen. Die Leute brüllten wie tausend wütende Löwinnen, denen man die Jungen weggenommen hat; sie packten ihre Stöcke und Prügel und Eisenstangen fester und drängten auf die ausländischen Diebe zu, die jetzt von ihren einheimischen Homeguards umringt waren. Ein Homeguard-Dieb griff nach seinem Gewehr, um zu schießen, aber aufgrund des wütenden Brüllens der Menge zitterte seine Hand und das Geschoß flog, ohne Schaden anzurichten, hoch in die Luft. Die Menge hielt einen Augenblick den Atem an, aber dann stürmte sie vorwärts, und der geeinte Schritt des Volkes ließ die Erde erzittern.
Nur die Tatsache, daß ihre Autos in der Nähe waren und die Fahrer die Motoren bereits angelassen hatten, um schnell abzufahren, bewahrte die sieben ausländischen Diebe aus Westeuropa, Amerika (USA) und Japan davor, in Stücke gerissen zu werden.
Zwei Diebe hatten in der Aufregung vergessen, daß sie einen Wagen hatten, und waren zu Fuß geflohen. Ihre Autos wurden angezündet. Nach einer kurzen Weile war im ganzen Umkreis der Höhle kein einziger Dieb oder Räuber mehr zu sehen. Als hätte ihnen die Angst Flügel verliehen, war allen die Flucht gelungen!
5
Die Leute versammelten sich nun draußen vor der Höhle und erwarteten, daß die Anführer zu ihnen sprächen und ihnen weitere Anweisungen erteilten. Muturi wa Kahonia Maithori sprach als erster:
»Freunde - oder soll ich euch Brüder nennen - denn wir alle, die wir hier versammelt sind, gehören zu einer Familie, zu einer Sippe - zur Sippe der Arbeiter! Ich denke, daß wir Zeugen dieses unglaublichen Schauspiels geworden sind - Menschen mit Bäuchen, die nie Kinder gebären, sind hierhergekommen, um mit ihrem Besitz zu prahlen. Nicht Krankheit hat diese Bäuche anschwellen lassen. Diese Bäuche sind von den Früchten unseres Schweißes und unseres Blutes fett geworden. Diese Bäuche sind unfruchtbar, und ihre Besitzer sind unfruchtbar. Und wie steht es mit uns, den Arbeitern? Wir bauen Häuser, andere wohnen darin, und wir, die Bauleute, bleiben draußen im Regen stehen. Wir stellen Kleider her, andere nehmen sie und sind damit gut angezogen, und wir, die Stoff- und Kleidermacher, bleiben nackt. Wir bestellen das Land, andere essen die Früchte unserer Ernte, und wenn wir uns schlafen legen, knurrt uns die ganze Nacht lang der Magen vor Hunger. Schaut her - wir bauen gute Schulen, die Kinder anderer Leute werden dort aufgenommen, und unsere suchen nach Nahrung in Abfalleimern und auf Müllhalden. Heute sagen wir nein! Heute, hier an dieser Stelle, weigern wir uns, immer nur der
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