Der gekreuzigte Teufel
Satellite, Naivasha, Ruuwa-ini und Ilmorog sein. Ich habe einmal gehört, wie junge Männer sangen:
Wohnte Gott in unserer Nähe
Würde ich euch Dirnen vor seinen Richtstuhl führen —
Was euch der Herr umsonst gegeben hat
Verkauft ihr nun für zwanzig Shilling.
Junge Männer, ich will euch ein Geheimnis verraten: Mwauras Matatu Matata Matamu Ford T hat uns dem Wohnort Gottes näher gebracht. Selbst der weite Weg zum Reich des Teufels ist eine Kleinigkeit für Mwauras Matatu Matata Matamu Ford T. Steigt ein, steigt ein, Ilmorog liegt direkt vor eurer Nase!«
Wieder befiel Wariinga ein unheimliches Gefühl, als sie das Wort Teufel hörte. Sie dachte an die Einladung zu einem Fest des Teufels und zu dem Wettbewerb der Diebe und Räuber, und abermals fragte sie sich: Was ist das für ein Fest, was soll dieser Wettbewerb? Kann es denn überhaupt sein, daß jemand, der so gut zu mir war, einer Diebesbande angehört? Warum hat er dann meine Handtasche nicht gestohlen? Aber als sie sich wieder dem Gerede zuwandte, das Mwaura hervorsprudelte, vergaß sie für eine Weile die Last, die sie mit sich herumschleppte.
Währenddessen waren viele Leute aus den Bars und den umliegenden Geschäften auf die Straße herausgetreten, um sich den Besitzer des Matatu mit eigenen Augen anzusehen. »Mach nur so weiter, ja, erzähl uns alles!« riefen sie ihm aufmunternd zu.
2
Man hätte meinen können, Mwauras Matatu Matata Matamu mit dem amtlichen Kennzeichen MMM 333 Ford T sei das allererste Fahrzeug, das jemals auf dieser Erde hergestellt worden war. Der Motor ächzte und kreischte, als würden Hunderte von schartigen Äxten gleichzeitig geschliffen. Die Karosserie schwankte wie Schilfrohr im Wind. Beim Fahren glich das Fahrzeug einer bergauf watschelnden Ente.
Ehe das Matatu morgens losfuhr, kamen Zuschauer in den Genuß eines einzigartigen Schauspiels. Es begann damit, daß der Motor ein Knurren von sich gab, danach hustete er, als sei ihm ein Stück Metall in der Kehle steckengeblieben; ein asthmatisches Keuchen und Pfeifen beschloß diesen ersten Teil des Schauspiels. Nun kam der Augenblick, wo Mwaura mit dramatischer Geste die Haube öffnete, im Inneren herumstocherte, diesen und jenen Draht befühlte, um dann die Haube ebenso dramatisch wieder zu schließen, ehe er ans Steuer zurückkehrte. Dann trat er sanft mit dem rechten Fuß auf den Gashebel, und der Motor begann zu stöhnen, als ob man ihm den Bauch massierte.
Aber in Mwaura besaß das Matatu eine echten Spezialisten für Öffentlichkeitsarbeit. Wenn die Leute ihn fragten — und das geschah oft — »Mwaura, stammt dieses Fahrzeug aus Noahs Zeiten?« dann lachte er, schüttelte den Kopf, lehnte sich an den Wagen und versuchte, seinen Zuhörern mit den hervorragenden Eigenschaften des Wagens den Kopf zu verdrehen.
»Ich sage euch ganz ehrlich, daß es keinen modernen Wagen gibt, der es von der Konstruktion her mit dem Ford T aufnehmen könnte. Man darf nicht einfach nach dem Äußeren gehen. Echte Schönheit vergeht nie. Das Blech, aus dem die modernen Wagen gemacht sind — Modelle wie Peugeots, Toyotas, Canters, selbst Wagen wie ein Volvo oder ein Mercedes —, fällt auseinander wie Papier, das im Regen lag. Aber Ford T, oh nein! Von seinem Blech heißt es, es bohre Löcher in andere. Deshalb bleibe ich beidiesem alten Modell. Einen vom Alter gehärteten Stein spült der Regen nicht weg. Ein geliehenes Halsband mag den Verlust des eigenen bedeuten. Die neuen Modelle aus Japan, Deutschland, Frankreich und Amerika kommen hier an, sie fahren zwei Monate, und dann fallen sie auseinander; aber der Ford T behauptet sich auf der Straße.«
Dennoch war es Mwauras Ziel, so schnell wie möglich an mehr Geld zu kommen, um sich ein größeres Fahrzeug mit mehr Sitzplätzen für mehr Fahrgäste kaufen zu können, damit das Geld noch schneller in seine Taschen fließen würde.
Mwaura gehörte zu jenen, die in der dem Gott des Mammon geweihten Kirche beteten. Eine seiner ständigen Reden war, daß es kein Weltall gäbe, das er nicht betreten, keinen Fluß, den er nicht überqueren, keinen Berg, den er nicht erklimmen, und kein Verbrechen, das er nicht in treuem Gehorsam gegenüber dem aus Gold gegossenen Gott des Mammon begehen würde.
Aber scheinbar wurden seine Gebete niemals erhört oder freundlich aufgenommen, denn in all den Jahren hatte Mwaura immer nur dies eine Matatu besessen, das ihm ein Europäer, den sie Nyaangwicu genannt hatten, einst hinterließ. Von Zeit zu
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