Der gekreuzigte Teufel
Toyota Corolla, und die andere bekam zum Geburtstag einen Datsun 1600 ss. Moderne Liebe und eine geschlossene Hand passen nicht zusammen!
Nun, meine Freunde! Angesichts der Tatsache, daß ich so reichlich gesegnet worden bin und sich das Glück mir so geneigt gezeigt hat, wie sollte ich da nicht ein immerwährendes Loblieb auf die Freuden des zeitgenössischen Raubens und Stehlens anstimmen?
Heutzutage benutze ich nur noch die breiten und geraden Straßen, auf denen man weder auf Dornen noch Steine tritt und auf denen kein Schweiß vergossen wird. Sie können doch alle sehen, daß meine Hände fast verschwunden sind, weil sie nicht mehr arbeiten müssen, und daß mein Bauch immer dicker und dicker wird, weil er zu viel Arbeit hat.
Wenn ich am Morgen erwache, esse ich als erstes ein paar Eier mit Butter und Brot und trinke hinterher ein Glas Milch, um alles hinunterzuspülen. So ungefähr gegen zehn Uhr bewältige ich zwei Pfund gebratenes Hammelfleisch, und dann um zwölf nehme ich mir zwei Kilo Rindfleisch vor —, Filetsteak in Wein eingelegt und über Holzkohle gegrillt —, das Ganze spüle ich mit einer Flasche kühlen Biers hinunter. Um sechs Uhr knabbere ich an einem Stückchen Huhn, sozusagen als Grundlage für den Whisky, bis dann später das eigentliche Abendessen folgt.
Ich glaube an den Katechismus des Herrn in dem Gleichnis, das uns der Zeremonienmeister soeben erzählt hat; insbesondereglaube ich an all die Gebote, die er seinen Knechten auferlegte. Erntet, wo ihr nicht gesät habt. Eßt das, wofür ihr nie einen Tropfen Schweiß vergossen habt, und trinkt, was andere geschöpft haben; schützt euch vor dem Regen in Hütten, für die ihr nie auch nur einen Pfosten aufgerichtet noch Gras für das Dach geholt habt, und kleidet euch in Kleider, die andere gemacht haben.
Nun will ich Ihnen eines sagen, meine lieben Freunde: Von dem Tag an, als ich begann, diese Gebote zu befolgen, liefen alle meine Angelegenheiten glatt und reibungslos.
Mein Vater war Beisitzer im einzigen Gericht, dem Schwarze während der Kolonialzeit angehören durften, dem Native Tribunal. In jenen Jahren tagte das Gericht in Ruuwa-ini im Distrikt Iciciri. Während seiner Amtszeit lernte mein Vater, wie man das Gesetz hier dehnen und dort brechen konnte; insbesondere lernte er, das Gesetz hier und da für den jeweiligen Zweck einzusetzen. Er griff nach dem Landbesitz anderer Leute. In jenen Tagen gab es keinen einzigen schwarzen Mann, der es in einem Prozeß mit meinem Vater hätte aufnehmen können. Ihr müßt das so sehen — alle Mitglieder jener Gerichte, von Cura in Kiambu bis nach Murang'a und Nyeri, waren seine dicksten Freunde. Sie kamen regelmäßig zum Biertrinken zu uns. Dann schlachtete mein Vater ihnen zu Ehren das beste Schaf im Stall. Manchmal schlachtete er sogar einen Stier. Das Ergebnis war, daß er sich den Landbesitz anderer Leute aneignen konnte und somit zum wohlhabenden Landbesitzer wurde. Er heiratete viele Frauen. Er war ein arroganter alter Mann. Wenn er einer schönen Frau begegnete, die Feuerholz trug oder auf dem Heimweg von den Feldern war, dann ließ er nach ihr schicken — die Tochter des so und so soll mir gebracht werden. Aber mein Vater vergaß darüber jegliche Familienplanung — es gab mehr Kinder, als das Land ernähren konnte. Ich erbte nur drei Dinge von meinem Vater: Lesen und Schreiben; Worte der Weisheit aus seinem Mund und die Briefe, die ihm seine weißen Freunde geschrieben hatten.
Ich ging in Maambere, Thogoto, im Distrikt Kiambu zur Schule; ich besuchte die Höhere Schule bis zur Mittleren Reife. Dann wurde ich Lehrer und unterrichtete ungefähr zwei Jahre lang an derselben Schule. Danach wechselte ich als Protokollführer und Übersetzer an den Obersten Gerichtshof in Nairobi. Unser Sprichwort hat recht — das Zicklein stiehlt wie die Mutter Geiß! Ich war in meines Vaters Fußstapfen getreten.
Die Zeit des Ausnahmezustandes verbrachte ich in den Gerichtshöfen. Mein Vater war einer der angesehenen Männer, die von der Kolonialregierung in den Reinigungsriten gegen die Mau Mau-Anhänger gebraucht wurden. Aber ich selbst wußte nicht, welche Seite ich unterstützen sollte. Ich war nicht kalt und ich war nicht heiß. Und so blieb ich, lauwarm, und versteckte mich in den Gerichtshöfen als Übersetzer für jene, die in Mordfälle verwickelt waren.
Als Uhuru kam, war ich noch immer beim Gericht und trat mit meinem mageren Gehalt auf der Stelle. Ich schaute mich um, in welche
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