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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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Herr Vorsitzender, wenn Kihaahu nur die Frauen der Armen oder arme Schulmädchen ficken würde, aber … aber … aber …!«
    Hier schnürte der Schmerz seine Kehle zu, und Fathog Marura wa Kimeengemeenge konnte sich nur noch hilflos vor Wut auf Finger und Lippen beißen und sich setzen. Gleich einem Bienenstock füllte sich die Höhle mit aufgebrachtem und wütendem Lärmen; der Unwille richtete sich hauptsächlich gegen Kihaahu wa Gatheeca. Und nun stand Kihaahu wa Gatheeca auf und begann sich zu verteidigen:
    »Herr Vorsitzender, ich bin von denen, die eben gesprochen haben, beschimpft und beleidigt worden, und ich habe mir ihre Beleidigungen geduldig angehört. Aber nun bitte ich den Vorsitzenden um Schutz und freie Rede! Ich werde auch kein Blatt vor den Mund nehmen, komme, was da wolle! Mir scheint, es wäre besser, wenn jetzt jeder nach Hause ginge und die Muschel seiner Frau mit einem Vorhängeschloß verschließen würde! Dann sollte er die Schlüssel in einen Banksafe legen und sie erst wieder holen, wenn sein Ding sich aufstellen will. Ich war es nicht, der Ihren Frauen geraten hat, Sugar-Mummies zu werden oder dem Klub der Bereitwilligen beizutreten. Aber eine Frau wie Ihre …« und dabei deutete Kihaahu mit dem Finger direkt auf Marura wa Kimeengemeenge … »im Namen der Wahrheit schwöre ich, daß ich eine solche Frau nie anrühren könnte, selbst wenn ihre Muschel auf offener Straße läge oder wenn sie und ich zusammen in einem Haus eingesperrt und das Licht ausgeschaltet wäre. Ich bringe es nicht über mich, mich mit Schuljungen und Touristen zu messen …
    Außerdem möchte ich noch bemerken, daß niemand mit seinen Waffen angeben sollte. Ich habe zuhause drei Gewehre und zwei Maschinengewehre; im Wagen liegt ein Schlagstock bereit. Meine Jackentasche hier ist, wie Sie sehen, ein bißchen dick, und das kommt auch nicht von ungefähr, nur damit Sie das wissen. Wo immer ich hingehe, bin ich bis an die Zähne bewaffnet … Sollte einer mir meine Waffen wegnehmen wollen, wird er Sternchen sehen am hellichten Tag …
    Herr Vorsitzender, Gitutu wa Gataanguru hat mich ebenfalls beleidigt. Wir sind doch hier zusammengekommen, damit jeder Teilnehmer nach eigenem Gutdünken mit seinen Fähigkeiten im Rauben und Stehlen prahlen kann. Ich habe nur die Wahrheit gesagt und wollte damit niemand beleidigen! Ich sagte lediglich, daß der Diebstahl an den Massen durch Landspekulation — Land, für das die Leute damals gekämpft haben — ein Durchgangsstadium war, ehe ich mich in höhere Sphären begab. Heutzutage tätige ich keine Geschäfte mehr mit Gesellschaften und Firmen, die Land aufkaufen. Es ist nicht gut, immer am selben Ort zu stehlen, sich dort niederzulassen und auch die Beute dort zu verschlingen, denn früher oder später kommt der Eigentümer der Beute einem doch auf die Schliche.
    Das, was ich jedoch von ganzem Herzen und mit aller Entschiedenheit zurückweisen möchte, ist Gitutu wa Gataangurus Unterstellung, daß ich die Ursache für das Entstehen eines chinesischen Kommunismus hier im Lande sein könnte. Was soll das denn, ich? Ich sollte damit einverstanden sein, von einer Partei von Arbeitern und Bauern regiert zu werden? Ich sollte damit einverstanden sein, von einer Partei regiert zu werden, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das System des Raubens und Stehlens vom Erdboden verschwinden zu lassen? Ich soll wieder anfangen, mit meinen Händen zu arbeiten? Ich soll nur das essen, was ich alleine mit meinem eigenen Schweiß hervorgebracht habe? Ohne Zugang zu dem, was der Schweiß anderer Leute hervorgebracht hat? Wieder zu Kreide und Staublappen zurück? Das können Sie vergessen, Mr. Gitutu …
    Ich würde ganz im Gegenteil sagen, daß Ihr Programm der Vereinnahmung alles Bodens und aller Luft das gefährlichste aller Programme ist und uns am schnellsten die Krankheit des chinesischen Kommunismus bringen könnte. Und warum? Verbietet man den Leuten zu atmen, was würde sie davon abhalten, Knüppel und Schwerter und Gewehre zu ergreifen? Wäre dies nicht gleichbedeutend mit der Preisgabe unserer Machtmittel? Versteckte Gemeinheit, ein mit Lügen getarntes Diebstahlssystem wäre, meine ich, besser. Oder warum wohl haben unsere imperialistischen Freunde uns die Bibel gebracht? Meinen Sie, die waren dumm, als sie die Arbeiter und Bauern davon überzeugten, die Augen zu schließen und zu beten, und als sie ihnen beibrachten, irdische Dinge seien nutzlos? Warum gehe ich denn zu allen

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