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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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setzte sich.
    Mwireri wa Mukiraai war hocherfreut über die Worte des Mannes.
    »Das genügt, Mwaura, die Herren sind nun zufriedengestellt«, sagte er zu Mwaura. »Sie können an Ihren Platz zurückgehen … Mwaura, Sie können sich setzen …«
    Aber Robin Mwaura blieb stehen. Alles schaute sich nach ihm um.
    »Herr Vorsitzender, verehrte ausländische Gäste, meine Herren«, begann Robin Mwaura. »Ich bitte darum, etwas sagen zu dürfen. Auch ich möchte gerne am Wettbewerb teilnehmen, denn, wie man früher sagte, die Männer treffen in der Kampfarena aufeinander, um sich gegenseitig auf die Probe zu stellen und alle Zweifel darüber zu beseitigen, wer wer sei. Aber ehe ich meinen Bericht beginne — ich habe mich schon lange vor dem Ausnahmezustand mit Rauben und Stehlen befaßt —, möchte ich Ihnen eine kleine Angelegenheit zu Ohren bringen, die möglicherweise den Ruin dieses Festes bedeuten könnte. So gegen zwei Uhr heute nachmittag suchte ich Mwireri wa Mukiraai, um ihm mitzuteilen, daß die beiden Leute, denen er Einladungskartengegeben hatte — ein Arbeiter und eine Bäuerin —, planen, diesen Wettbewerb auffliegen zu lassen. Die beiden empfinden keinerlei Dankbarkeit dafür, daß sie diese Einladungen von Mwireri wa Mukiraai erhalten haben. Der Kopf hinter der ganzen Sache …«
    Mehrere Leute meldeten sich zu Wort. Aber der, dem es gelang, die anderen niederzuschreien, ergriff schließlich das Wort. Er erklärte, daß sie nicht in die Höhle gekommen seien, um sich Geschichten über Arbeiter und Bauern anzuhören. Mwaura solle seine Gerüchte und seinen Klatsch für sich behalten, damit das Fest weitergehen könne. Die Sonne warte auf niemand, auch nicht auf einen König!
    Mwaura setzte sich. Seine Miene hatte sich verdüstert, sein Herz war schwer geworden. Muturi ist hinter mir her, und nun habe ich die Gelegenheit verpaßt, ihm Schaden zuzufügen, überlegte Mwaura. Er hatte gehofft, wenn er Muturis und Wangaris Geheimnis preisgeben würde, gäbe man ihm Gelegenheit zu sprechen und sein Zeugnis abzulegen, und vielleicht würde er dann die Krone gewinnen. Aber trotz aller Demütigungen verlor Mwaura den Mut nicht. Er hielt sich an drei Sprichwörter, die ihn aufmunterten: Einem Bettler stinkt der Furz eines Reichen nie. Wer Schönheit liebt, scheut keine Mühe, sie zu erlangen. Der kommt nimmer in den Wald, der jeden Strauch fürchtet.
    Die anderen warteten nun geduldig auf Mwireris Zeugnis. Sein Gesicht hatte sich etwas aufgehellt, und der Schweiß rann ihm nicht mehr von der Stirn.
    Und das ist das Zeugnis von Mwireri wa Mukiraai B. Sc.; B. Comm.; M. A.; MRSocIBM.; etc.:
    »Ich werde den Faden da wieder aufnehmen, wo ich ihn abgeschnitten habe. Man sollte nicht zu sehr darauf achten, wie viele Wagen ein Mann besitzt … wichtig ist nur, was für ein Modell er fährt … Wir wissen, daß eine Biene ihre Arbeit nicht mit fertigen Waben beginnt. Eine Wanze wird fett, auch wenn sie nur in einer Holzritze logiert. Entscheidend sollte für uns nur sein, an was ein Mensch glaubt und wofür er einsteht, yaani , das heißt, in welcher Beziehung er zur Entwicklung des Reichtums eines Landes steht und dazu, wie man sich diesen Reichtum zu eigen machen kann.
    Ich habe nicht viel zu sagen. Ich glaube an den Gott des modernen Diebstahls und an den Herrn der zeitgenössischen Räuberei. Ich sage dies, weil ich während meiner Ausbildung gelernt habe, daß alle fortschrittlichen Länder und Nationen, diezur modernen Zivilisation beigetragen haben, ein Stadium durchliefen, in dem sie sich des Reichtums anderer bemächtigt haben. In diesen Nationen hat man den Arbeitern und Bauern die Macht genommen und sie den Helden im Raub und Diebstahl übertragen … In Englisch würde man sagen, sie ist auf jene, mit kapitalistischem Business know-how übergegangen …
    Moderne Helden sind jene, die wissen, was Creative Investment heißt, yaani , also jene, die mit ihren Talenten so umzugehen verstehen, daß sie reiche Früchte tragen. Helden sind ganz einfach Menschen, die einen großen Geschmack am delikaten Duft des Profitmachens, yaani , an der Profitrate entwickelt haben. Das wiederum bedeutet: Wenn du heute fünf Shilling stiehlst, mußt du morgen mehr als fünf stehlen — sagen wir einmal zehn Shilling; übermorgen mußt du mehr als zehn stehlen — sagen wir fünfzehn Shilling. Also mußt du laufend mehr stehlen, mehr rauben — fünf Shilling heute, zehn morgen, fünfzehn übermorgen, fünfundzwanzig zwei Tage

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