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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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später und immer so weiter, bis man feststellt, daß die Profitrate in ungeheurer Geschwindigkeit wächst wie ein graphisches Schaubild mit stetig ansteigender Kurve ins Paradies. Die Gewinnkurve muß ständig steigen. In Englisch sagen wir, you look for conditions that ensure an ever increasing rate of profit. Deshalb muß man sich auskennen und wissen, wo die fruchtbaren Felder liegen, Felder, die sicherstellen, daß die Profitrate nicht unter den gestrigen Stand fällt und nicht statisch bleibt. Und wo sonst als im Schweiß der Arbeiter und Bauern findet man diese fruchtbaren Felder!
    Eines jedoch, liebe Freunde, ist wichtig: es gibt zweierlei Arten von zeitgenössischem Raub und Diebstahl. Die erstere ist eine Angelegenheit, die sich zuhause, sozusagen in der Familie, im eigenen Land abspielt. Dabei ergibt sich eine Situation, in der qualifizierte Diebe und Räuber eines bestimmten Landes die Arbeiter und Bauern des eigenen Landes bestehlen. Aber daneben gibt es Raub und Diebstahl, an denen Ausländer beteiligt sind. Dabei ergibt sich eine Situation, in der Diebe und Räuber eines bestimmten Landes in ein anderes Land gehen und dort die Massen ausrauben und die Beute in ihr eigenes Land mitnehmen. Das bedeutet, daß diese Diebe und Räuber ihre eigenen Arbeiter und Bauern bestehlen und zugleich die Arbeiter und Bauern anderer Länder ausrauben. Diese Ausländer sind in der Lage, sich von zwei Welten zu ernähren — von ihrer eigenen, und von deranderer Menschen. Heutzutage ist es zum Beispiel so, daß amerikanische (aus den USA), europäische und japanische Diebe und Räuber ihre eigenen Massen ausrauben; danach gehen sie nach Afrika, Asien und Lateinamerika auf Raubzug, sie bringen die Beute nach Hause zurück und lagern sie in ihren eigenen Vorratshäusern. Bei ihren Raubzügen in anderen Ländern werden diese Ausländer natürlich von einer Gruppe von Dieben und Räubern der jeweiligen Länder unterstützt. Manchmal kommt es auch tatsächlich vor, daß diese ausländischen Diebe und Räuber in den betroffenen Ländern ihre Lager- und Vorratshäuser bauen und ein paar der einheimischen Diebe als deren Verwalter anstellen.
    Dies hat folgendes zu bedeuten: Wenn Ausländer wie diese, die hier unter uns weilen, in unser Land kommen und hier Lagerund Vorratshäuser bauen, dann haben sie nichts anderes im Sinn, als unser Land auszurauben und die Beute mit sich nach Japan, Europa und Amerika zu nehmen.
    Ich, Mwireri wa Mukiraai, glaube nur an die erstere Art von Raub und Diebstahl — das heißt, wenn Bewohner eines bestimmten Landes ihr eigenes Volk ausrauben und die Beute an Ort und Stelle, innerhalb des Landes, verschlingen. Aber zu der zweiten Art — bei der ausländische Diebe und Räuber in unser Land kommen und unter Mithilfe von einigen von uns sich hier ihre Nester und Höhlen bauen — sage ich nein, hapana , tausendmal nein!
    Wir, die nationalen Experten für Raub und Diebstahl, sollten Ausländern nicht die Hand reichen, nur damit sie unseren nationalen Reichtum an sich reißen und in ihre Länder mitnehmen; als Bezahlung für das Erbe, das sie uns weggenommen haben, lassen sie uns nur ein paar Überreste.
    Wir dürfen nicht ihre Spione, ihre Wachhunde, ihre Jünger, ihre Soldaten und die Aufseher über ihre Nester und Vorräte in unserem eigenen Land sein. Sie sollen uns in Ruhe lassen, damit wir unsere eigenen Felder ausbeuten können.
    Warum sage ich das?
    Ich will hier kein Blatt vor den Mund nehmen, was auch immer die Folgen sein werden. Diese Leute sind nichts als Heuchler, auch wenn sie jetzt hier sitzen und Zigaretten und Pfeife rauchen.
    Ich, Mwireri wa Mukiraai, habe das System des Raubens und Stehlens, bei dem Schweiß und Blut der Bauern und Arbeiter ausgebeutet werden, gründlich studiert. In Englisch nennen wirdieses System Capitalism. Es bedeutet folgendes: Die Massen bebauen die Felder, und einige ausgewählte Wenige (jene, die die nötigen Talente dafür haben) bringen die Ernte ein. Fünf reiche Männer, die ihre Wurzeln ins Fleisch von fünfzig Arbeitern und Bauern graben. Ich habe mir alles notwendige Wissen darüber angeeignet und brauche niemanden, der mir noch irgend etwas darüber beibringt. Ich weiß es, und ich glaube daran, daß wir, die wir heute hier versammelt sind, das Zeug dazu haben, unsere eigenen Nester und Vorratshäuser zu bauen; dort werden wir die Ernte, die der Schweiß der Massen erzeugt, lagern. Ich bin ganz sicher, daß wir, die einheimischen Diebe und Räuber,

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