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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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wiederzutreffen, der mir einst das Leben rettete, und dazu noch an einem Ort wie diesem? Wer war Muturi? Als sie zum Eingang kamen, zupfte Mwaura Gatuiria am Ärmel. Sie blieben beide stehen. Wariinga ging voraus und wartete an der Tür auf sie. Mwaura flüsterte Gatuiria ins Ohr:
    »Hör zu, obwohl du gesagt hast, daß wir nur Zuschauer seien, daß wir auf keiner von beiden Seiten stehen, möchte ich doch gerne am Wettbewerb teilnehmen …«
    »Und Wariinga und ich sind dann schließlich noch die einzigen Zuschauer?« fragte Gatuiria und konnte sich kaum das Lachen verkneifen.
    »Du sagst es«, antwortete Mwaura. »Wäre das ein kluger Schritt?«
    »Daß du Zeugnis über Raub und Diebstahl ablegst oder daß du uns alleine läßt?« fragte Gatuiria.
    »Ich möchte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, denen Gerissenheit zu demonstrieren, die jede Gerissenheit in der Kunstdes Raubens und Stehlens übertrifft. Wäre das ein kluger Schritt?« fragte Mwaura noch einmal, als wolle er Gatuirias Rat erzwingen.
    »Nun … ich habe dir doch gesagt, daß ich nur Zuschauer bin. Wenn sich dir die Gelegenheit bietet, solltest du auf alle Fälle aufs Podium springen und dein Glück versuchen. Von einem Wettbewerbsteilnehmer wird nur verlangt, daß er darlegt, was er mit den ihm anvertrauten Talenten im Rauben und Stehlen angefangen hat und was er tun würde, sollten ihm die Ausländer noch mehr Talente anvertrauen … Aber ich habe dir nicht geraten, dies oder das zu tun oder zu lassen. Tu, was du willst. Die Entscheidung liegt bei dir«, sagte Gatuiria wie ein Richter, der seine Position in den alltäglichen Auseinandersetzungen zu verbergen sucht.
    Aber Mwaura schien mit Gatuirias Worten sehr zufrieden zu sein. Er sprach jetzt etwas lauter …
    »Ja, du hast wahr gesprochen. Deshalb habe ich schon immer gesagt, daß Bildung eine gute Sache sei, eine sehr wichtige. Wenn mir nun Muturi und Wangari an deiner Stelle geantwortet hätten, so hätten sie wahrscheinlich versucht, mir davon abzuraten. Warum? Weil sie nicht sehr gebildet sind. Sie haben keine Ahnung, was die Welt bewegt. Ich sehe jetzt, daß du wirklich neutral bist. Aber sieh dich vor mit Wariinga! … Sie scheint den Worten der beiden Verrückten viel zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Aber du scheinst alle Dinge bis auf den Grund zu durchschauen. Und du hast es ganz richtig ausgedrückt. Nicht wieviel Talente man hat, ist ausschlaggebend, oh nein, wichtig ist, was man mit seinen Talenten angefangen hat … Du hast gesagt, ich soll tun, was ich will … Ha, ha, ha … erinnerst du dich daran, was Mwireri wa Mukiraai uns in meinem Matatu gestern abend erzählte … Da trat auch herzu der … Talente empfangen hatte und sagte …«
    DAS ZEUGNIS VON MWIRERI WA MUKIRAAI
    »Weil der Weiße Mann einmal gesagt hat, Time is money … das heißt, Zeit oder Stunden sind dasselbe wie Geld, werde ich nur ein paar Minuten brauchen, um Ihnen den Kern meiner Weisheit darzulegen.
    Was Frauen anbelangt, so habe ich nur eine einzige Ehefrau. Aber sie hat eine gute Ausbildung, sie besitzt nämlich ein Diplom für Hauswirtschaft, yaani , ein Diplom dafür, wie man Reichtumzu Hause und in der Familie verwaltet und wie man ein zivilisiertes Leben führt.
    Sugar girls habe ich kein einziges. Oder soll ich lieber so sagen — will ich mir ein gutes Leben machen, dann halte ich nach weißen oder indischen Mädchen Ausschau. Wenn es sich um Frauen handelt, glaube ich nicht an Stammes- oder Rassendiskriminierung. Ich bin schon immer der Meinung gewesen, daß Frauen keiner Altersgruppe, keiner bestimmten Sippe und keinem bestimmten Land angehören. Wanawake ni watumishi kwa wote. 15 Begegnet dir also ein weißes Mädchen — nimm sie! Begegnet dir ein asiatisches Mädchen — nimm sie! Begegnet dir ein schönes und bereitwilliges Mädchen — nimm sie!
    Kinder haben wir nur zwei, einen Jungen und ein Mädchen. Wir werden auch keine weiteren haben. Ich glaube an Familienplanung, yaani , an Geburtenplanung, d. h. an die Freiheit der Eltern, zu entscheiden, wie viele Kinder sie haben wollen oder wie viele sie ernähren können — ich glaube nicht an ungeplantes Kinderkriegen, bis es so viele sind, daß man sich nicht mehr in aller Bequemlichkeit seinen Genüssen hingeben kann. Ich bin Mitglied einer internationalen Organisation, die sich mit der Frage der Geburtenregelung befaßt, sie nennt sich auf Englisch International Planned Parenthood Association mit Sitz in New York, USA. Eines möchte

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