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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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grinste. Dabei kletterte er schon auf sein Motorrad. „Und diesen fetten Kerl auf dem zinnoberroten Thron kenn’ ich genauso lange. Früher hat er auf Guadaloupe nach Korallen getaucht. Später hat er auf Margarita Flamingos, Marabus und Affen gefangen, und schließlich ist er vor Aruba beim Schmuggeln geschnappt worden. Daß er sich jetzt die Hände küssen läßt und dafür Geld kassiert, ist mir auch neu.“ Der Chinese schüttelte seinen Kopf mit den pechschwarzen Haaren und startete den Motor. Gleichzeitig kletterte Huang Ku wieder hinter ihm in den Sattel.
    „Übrigens, da hast du deine Kamera zurück“, meinte Chang Lie jetzt so nebenbei. „Und deinem Film ist auch nichts passiert.“
    „Wieso?“ fragte Ulli erstaunt. „Er hat ihn doch durch die Luft gewirbelt wie ein Lasso?“
    „Das war ein nagelneuer und unbelichteter Film, den ich in meiner Hosentasche hatte“, erklärte der Obermax. „In dem Durcheinander hat das kein Mensch gemerkt.“ Die beiden Chinesen grüßten vergnügt, und dann knatterten sie auf ihrem Motorrad davon.

Ein Gespräch im Schatten

    Der junge Neger mixte die bestellten Drinks ziemlich lustlos und ließ sich Zeit dabei. Es war drückend heiß, und er wollte sich so wenig als nur möglich bewegen.
    Zuerst gab er den Saft von den ausgedrückten Orangen und Ananas in die Schalen der Kokosnüsse. Dann kamen ein paar Eiswürfel dazu, Rum und ein Strohhalm.
    Über der Bar hing ein getrockneter Kugelfisch an einem elektrischen Kabel. Er hatte eine Glühbirne im Bauch, und wenn abends das Licht angeknipst wurde, konnte man sehen, daß er rundherum noch seine langen Stacheln hatte wie ein Igel.
    Aber im Augenblick brauchte man noch kein Licht. Auch die bunten Lampions, die überall von der Decke herunterhingen, brannten nicht.
    Draußen knallte die Sonne auf die paar Dächer und auf den Platz vor dem Touristenlokal. Sogar die Hunde hatten sich in die Häuser verkrochen.
    Vor etwa einer Viertelstunde war eines der weiß-blauen Taxis in einer Staubwolke über die Serpentinenstraße von Bridgetown aus heraufgekommen. Ein dicker Mann in einem dunklen Anzug und mit einem Strohhut auf dem Kopf hatte sich ins Freie gequält und war dann, ohne sich lange umzudrehen, im Aloma verschwunden. So hieß das Lokal.
    Schon fünf Minuten später war ein zweites Taxi von der Stadt heraufgeklettert. Wieder in einer Staubwolke, und auch dieses Mal war ein einzelner Mann ausgestiegen. Er schien älter zu sein als der andere. Auch er war direkt ins Aloma hineingegangen. Mit federnden und beinahe sportlichen Schritten.
    Jetzt saßen die beiden im Schatten eines dunkelblauen Sonnensegels in der hintersten Ecke der Veranda. Um sie herum nichts als leere Tische und leere Stühle, von denen die Farbe abblätterte. Nur der junge Neger war noch da. Er kam gerade mit den beiden Drinks. Sein kariertes Hemd war bis zum Gürtel offen, und er hatte einen Bleistift in seinem schwarzen Kraushaar stecken wie eine Hutnadel.
    Die beiden Männer aus den Taxis, die so tief im Schatten saßen, daß man sie nicht erkennen konnte, unterbrachen ihr Gespräch.
    Sie warteten, bis die beiden Kokosnüsse vor ihnen standen und bis sich der junge Neger ganz vorn neben den Eingang auf die flache Treppe gesetzt hatte. Er holte jetzt eine Handvoll Mandeln aus der Tasche.
    Die beiden Männer zwischen den leeren Stühlen und Tischen saugten an ihren Strohhalmen.
    „Sehr erfrischend“, stellte der Ältere fest und schlug seine weißen Hosenbeine übereinander. „Ehrlich gesagt, noch gestern abend hätte ich gewettet, daß alles glattgeht.“
    „Also für mich war das ein Ding mit dem Holzhammer.“ Der Dicke seufzte. „Jetzt ist alles geplatzt, denke ich, als dieser Mister Palmer heute morgen über den Fernseher flimmert und dem ganzen Schiff erzählt, was in der Nacht passiert ist!“
    „Natürlich wäre es angenehmer gewesen, wenn sie von dem Umtausch überhaupt nichts gemerkt hätten“, gab der Ältere mit übereinandergeschlagenen Beinen zu. „Andererseits haben wir aber auch immer mit der Möglichkeit gerechnet, daß man die Fälschung entdeckt, bevor wir von Bord sind. Das wirft uns also nicht um. Nur wird die Sache jetzt ein wenig schwieriger.“ Er nahm wieder einen Zug aus seiner Kokosnußschale. „Und wir dürfen jetzt keine Zeit mehr verlieren.“
    „Dann warten Sie nicht bis Puerto Rico?“
    „Das Risiko wäre zu groß.“
    „Schon morgen?“ Der Dicke hatte sich eine Zigarette in den Mund gesteckt.
    „Für den

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