Der gelbe Handschuh
kann.“
Mister Palmer räusperte sich und blickte ein wenig hilflos von einem zum anderen.
„Das sind meine Freunde“, bemerkte Mrs. Fuller. „Wir haben keine Geheimnisse.“
„Wie Sie meinen“, erwiderte Mister Palmer. „Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?“
„Dann komme ich heute nicht aus der Übung“, erwiderte Mrs. Fuller. „Fragen Sie.“ Und schon kurz darauf brach die Frau im Rollstuhl wieder einmal in ihr tiefes Lachen aus, das schließlich auch die Detektive ansteckte.
Mister Palmer riß verwundert seine himmelblauen Augen auf. Anschließend sagte er beleidigt: „Sie scheinen den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben.“
„Entschuldigen Sie“, rief Mrs. Fuller und wischte sich dabei die Tränen aus den Augen. „Aber das ist zu komisch.“ Sie konnte sich noch immer nicht ganz beruhigen. „Aber kurz bevor Sie hier hereingekommen sind, haben mich die vier Herren aus Berlin haargenau dasselbe gefragt.“
„Und was haben Sie geantwortet?“ wollte Mister Palmer wissen.
„So weit sind wir gar nicht gekommen“, entgegnete Mrs. Fuller.
„Natürlich bin ich jetzt neugierig“, meinte Mister Palmer und peilte nacheinander den Apotheker an, dann Herrn Wagner und schließlich die Knaben Peter und Ulli. „Welche Gründe wollen Sie mir für Ihre Nachforschungen angeben?“
„Nun ja“, meinte Herr Finkbeiner verlegen.
„Ja nun“, ergänzte Herr Wagner.
„Immerhin ist doch das ganze Schiff an einer schnellen Aufklärung der Geschichte interessiert“, sagte plötzlich Peter Finkbeiner. Im letzten Augenblick war ihm eingefallen, was Herr Latenser kurz zuvor am Schwimmbecken gesagt hatte.
„Und Sie selbst haben sozusagen zur Mitarbeit aufgefordert“, warf jetzt der Portier vom Hotel Kempinski dazwischen. Er hatte inzwischen seine Sprache wiedergefunden.
„Ich hatte dabei mehr an Beobachtungen gedacht, die man mir mitteilen sollte“, bemerkte Mister Palmer.
Die Herren schwiegen sich eine Weile aus.
Und dann sagte Mrs. Fuller schließlich: „Eigentlich muß ich zugeben, daß ich mich wie ein Kamel benommen habe.“ Sie rollte mit ihrem Stuhl zum Telefon. „Ich habe das Denken anderen Leuten überlassen.“ Dann nahm sie den Hörer ab. „Verbinden Sie mich bitte mit Kabine 11.“
„Sie wollten eine Frage beantworten“, erinnerte Mister Palmer.
„Ich bin gerade dabei“, antwortete Mrs. Fuller, und dann sagte sie ins Telefon: „Ich hoffe, ich störe Sie nicht, Mister Wilkinson. Es geht nur um unsere kleine Verschwörung. Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, nicht mit anderen Leuten darüber zu sprechen, und natürlich will ich dieses Wort auch halten. Darf ich deshalb noch einmal wiederholen, was ich sagen soll, falls man mir Fragen stellt? Also: Ich bin ganz allein auf die Idee gekommen, daß man das Bild den Passagieren zeigen soll, und Sie hatten von diesem Plan keine Ahnung. Ist das so richtig?“
Mister Wilkinson sprach jetzt eine Weile am anderen Ende der Leitung.
„Nein, wirklich nicht, ich wollte mich nur noch einmal mit Ihnen absprechen“, sagte Mrs. Fuller schließlich. „Irgendwann könnte ich gefragt werden, und dann will ich nichts Falsches sagen. Ich hoffe, wir sehen uns bald.“
Im gleichen Augenblick, in dem Mrs. Fuller den Hörer auflegte, sprang Mister Palmer aus seinem Sessel.
„Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet“, sagte er und verabschiedete sich.
„Mister Wilkinson“, sagte Apotheker Finkbeiner leise und pfiff durch die Zähne.
„Ich habe nichts gesagt“, stellte Mrs. Fuller fest. „Ich habe nur zufällig in Ihrer Gegenwart telefoniert.“
Die Perlenkette und sonst noch so einiges
Weil die Wolken immer noch dunkler wurden und der Regen nicht aufhören wollte, hatten sich die Passagiere damit abgefunden, vorerst unter Deck zu bleiben.
Sie schlenderten durch die kleine Verkaufsstraße im Korridor vor der Columbus-Bar, brachten ihre Haare beim Friseur vorbei oder buchten im Reisebüro die nächsten Tagesausflüge. Andere betrachteten in den Schaukästen die neuesten Fotos, die der Bordfotograf von ihnen geknipst hatte, und wenn sie glaubten, daß sie günstig genug getroffen waren, bestellten sie sich bei Herrn Weber ein paar Abzüge zur Erinnerung. Schließlich trafen sich die meisten in der Atlantik-Halle im Veranda-Deck. Sie spielten Karten oder Domino, blickten in den Regen hinaus und plauderten miteinander. Dazu machte die Bordkapelle Musik.
„Meine Damen und Herren“, sagte jetzt der Posaunist mit den roten Haaren und dem
Weitere Kostenlose Bücher