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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Land!“
    Er sah beinahe komisch aus, wie er in seinem altmodischen und nassen Anzug neben dem eleganten Inder stand und wie beide ihre entgegengesetzten Freiübungen machten.
    „Das ist doch nur wieder ein Trick“, bemerkte Mister Palmer.
    „Ich versteh’ überhaupt nichts mehr“, gab der Erste Offizier zu.
    „Natürlich ist es bloß ein Trick“, warf jetzt auch Inspektor Brown dazwischen.
    Mister Palmer fuhr herum und blickte dem falschen Inspektor mitten ins Gesicht.
    „Vielleicht sollten Sie doch auf Herrn Latenser hören“, sagte Ulli Wagner leise. „Wie er da unten steht, ist er ja wie ausgewechselt.“
    Und tatsächlich wirkte Herr Latenser plötzlich nicht allein jünger, er machte auf einmal auch den Eindruck eines Mannes, der genau weiß, was er will.
    Die Käfigkiste mit den Schlangen schwebte jetzt immer dichter auf den Inder und Herrn Latenser zu. Es waren nur noch vier oder drei Meter bis zum Kai.
    „Treten Sie zur Seite“, mahnte bereits ein Offizier, der mit ein paar Zollbeamten in der Nähe stand.
    „Stopp!“ befahl in diesem Augenblick Mister Palmer den beiden Matrosen im Laderaum. „Holen Sie die Kiste zurück!“ Dem Ersten Offizier zugewandt, fügte er noch hinzu: „Wir verlieren ein paar Minuten Zeit, aber das ist auch das Schlimmste, was uns passieren kann.“
    Und als jetzt die große Käfigkiste knapp über den Köpfen von Herrn Latenser und dem Inder in der Luft hängenblieb und kurz darauf wieder zum Schiff zurückschwebte, sprang Inspektor Brown.
    Er warf sich auf den Matrosen, der den Kran bewegte, und packte ihn bei den Armen. „Zurück“, keuchte er. „Zurück zum Kai!“
    Aber da flog auch schon Mister Palmer in seiner ganzen Länge durch die Luft. Seine rechte Handkante traf den falschen Inspektor im Nacken, und sein Knie erwischte ihn dicht unter der Brust. Beinahe im gleichen Augenblick drehte ihm Mister Palmer den rechten Arm auf den Rücken, angelte sich dessen Pistole und befestigte sie in seinem eigenen Gurt.
    Die Käfigkiste schwebte inzwischen wieder durch den wolkenlos blauen Himmel zum Hauptdeck zurück.
    „Dieser geldgierige Idiot“, knurrte Mister Wilkinson in seinem Taxi. „Nur weil er hinter meinem Rücken auch noch die Kette in die eigene Tasche kassieren wollte. Dabei hatte ich ihm ein halbes Vermögen versprochen.“ Er schüttelte den Kopf und spuckte durch das offene Fenster. „Aber manche Leute können den Hals nie voll genug kriegen. Los, fahren wir.“
    Der dunkelhäutige Chauffeur startete den Motor. „Nicht einen Dollar sieht er von mir“, fauchte Mister Wilkinson noch. „Und wenn sie ihn einbuchten, rühre ich keinen Finger. Dummheit kann man nie hart genug bestrafen.“
    Der Inder mit dem Namen Singh Rumi drehte sich um, als das Taxi an ihm vorbei zum Hafen fuhr. Dann blickte er wieder völlig ratlos zum Schiff hinauf.
    Dort stand inzwischen Kapitän Stahlhut mit seinem Ersten Offizier auf dem Oberdeck am Rand der Ladeluke.
    „Sie haben einen Mann unserer Besatzung niedergeschlagen?“ fragte er. Von seiner üblichen Freundlichkeit war nichts mehr übriggeblieben.
    „Ich entschuldige mich“, erwiderte der junge Mann mit der dunklen Sonnenbrille.
    „Und Sie tragen eine Schußwaffe mit sich herum?“ fragte der Kapitän weiter.
    „Ich bin Inspektor im Dienst, wie Sie wissen“, antwortete Mister Brown, von dem jetzt ziemlich sicher war, daß er keinesfalls Brown hieß.
    „Eingeschlichen haben Sie sich!“ brüllte Mister Palmer und bekam einen tomatenroten Kopf dabei. „Der Inspektor Brown, für den Sie sich ausgeben, wird Sie morgen auf Puerto Rico in Empfang nehmen. Nicht besonders freundlich, nehme ich an.“
    „Und die Kette von Mrs. Fuller geht auch auf sein Konto“, rief der Page Axel Kannengießer, der in diesem Moment bei der Ladeluke auftauchte.
    „Herr Brown oder wie Sie auch immer heißen“, sagte jetzt der Schiffskapitän, „wir müssen Sie leider in Haft nehmen.“
    Anschließend befahl er seinem Ersten Offizier und den beiden Männern der Besatzung, den falschen Inspektor ins C-Deck zu bringen.
    „Mit ausgesprochenem Vergnügen, Käpt’n“, bemerkte der Matrose, den Brown niedergeschlagen hatte. „Und wir werden ihn gut einschließen, damit er uns nicht verlorengeht.“
    Der junge Mann mit der Sonnenbrille und den schwarzen Haaren wollte noch etwas sagen. Aber dann drehte er sich doch wortlos um und ließ sich ohne Widerstand abführen.
    Schon knappe fünf Minuten später vollführten die drei Jungen in

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