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Der gelbe Tod

Titel: Der gelbe Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert W. Chambers
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seines Ladens stand und die Luft einsog.
    »Ich hatte mich gerade entschlossen, mit Constance vor dem Abendessen einen kleinen Spaziergang zu machen«, beantwortete er den ungestümen Schwall von Fragen von Louis. »Wir wollten den Parkweg am Nordfluß entlang nehmen.«
    In diesem Moment erschien Constance und wurde abwechselnd bleich und rot, als Louis sich über ihre kleine, behandschuhte Hand beugte. Ich wollte mich, eine Verabredung in der Stadt vorschützend, entschuldigen, aber Louis und Constance wollten nichts davon wissen, und ich merkte, daß sie von mir erwarteten, daß ich blieb und die Aufmerksamkeit des alten Hawberk fesselte. Letzten Endes war es ebenso gut, wenn ich ein Auge auf Louis hielt, dachte ich, und als sie eine Pferdekutsche aus der Spring Street heranwinkten, stieg ich nach ihnen ein und ließ mich neben dem Waffenschmied nieder.
    Die wunderbare Silhouette der Parks und Granitterassen über den Nordflußkais, die 1910 begonnen und im Herbst 1917 beendet worden waren, war eine der beliebtesten Promenaden in der Hauptstadt geworden. Sie zogen sich von der Geschützstellung bis zur 190sten Straße, überschauten den großartigen Fluß und ließen einen wunderbaren Ausblick auf das Jerseyufer und das Hochland gegenüber zu. Cafés und Restaurants lagen hier und da zwischen den Bäumen verstreut, und zweimal in der Woche spielten Militärkapellen aus der Garnison auf den Bühnen der Pavillons.
    Wir setzten uns im Sonnenschein auf eine Bank zu Füßen des Reiterdenkmals von General Sheridan. Constance senkte ihren Sonnenschirm, um ihre Augen zu schützen, und begann mit Louis eine gedämpfte Unterhaltung, die unmöglich zu verstehen war. Der alte Hawberk zündete sich, auf den Elfenbeinknauf seines Stockes gelehnt, eine ausgezeichnete Zigarre an, die mit ihm zu teilen ich freundlich ablehnte, und lächelte geistesabwesend. Die Sonne stand tief über den Bäumen der Staatsinsel, und die Bucht war in goldene Farbe getaucht, die von den sonnenerwärmten Segeln der Schiffe im Hafen widerschien.
    Briggs, Schoner, Jachten, schwerfällige Fährschiffe, auf deren Decks es von Menschen wimmelte, Schienentransportschiffe, auf denen sich braune, blaue und weiße Güterwagen reihten, majestätische Peilschiffe, heruntergekommene Trampdampfer, Küstensegler, Schwimmbagger, Schuten und, überall in der ganzen Bucht umherschwirrend, vorwitzige kleine Schlepper, die wichtigtuerisch schnauften und pfiffen – das waren die Fahrzeuge, die das sonnenbeschienene Wasser aufwühlten, so weit das Auge reichte. In ruhigem Kontrast zu dem Gewimmel von Segelbooten und Dampfern lag eine stille Flotte weißer Kriegsschiffe bewegungslos in der Strommitte.
    Constances fröhliches Lachen riß mich aus meiner Träumerei.
    »Worauf starren Sie?« fragte sie.
    »Nichts – die Flotte.« Ich lächelte.
    Dann erklärte uns Louis die Bedeutung der Schiffe, indem er jedes an seinem relativen Standort zur alten Roten Festung auf der Gouverneursinsel aufzeigte.
    »Das kleine zigarrenförmige Ding ist ein Torpedoboot«, erklärte er, »vier weitere liegen dicht beieinander. Es sind die ›Tarpon‹, die ›Falcon‹, die ›Seefuchs‹ und die ›Octopus‹. Die Kanonenboote genau dahinter sind die ›Princeton‹, die ›Champlain‹, die ›Still Water‹ und die ›Erie‹. Daneben liegen die Kreuzer ›Farragut‹ und ›Los Angeles‹ und dahinter die Kriegsschiffe ›California‹, ›Dakota‹ und das Flakschiff ›Washington‹. Diese beiden gedrungen wirkenden Metallklumpen, die weit vom Castle William entfernt vor Anker liegen, sind die doppelt betürmten Küstenpanzer ›Terrible‹ und ›Magnificent‹, hinter ihnen liegt das Rammschiff ›Osceola‹.
    Constance blickte mit tiefer Bewunderung in ihren schönen Augen zu ihm auf. »Welch einen Haufen Zeug Sie wissen für einen Soldaten«, sagte sie, und wir alle fielen in das Gelächter ein, das darauf folgte.
    Kurz darauf erhob sich Louis mit einer Verbeugung und bot Constance seinen Arm, und sie schlenderten an der Uferbrüstung entlang davon. Hawberk sah ihnen einen Augenblick lang nach und wandte sich dann zu mir um.
    »Mr. Wilde hatte recht«, sagte er. »Ich habe die fehlenden Quasten und die linke Beinschiene von ›des Prinzen Wappengeschmückter‹ in einer schmierigen alten Gerümpelkammer in der Pell Street gefunden.«
    »998?« fragte ich mit einem Lächeln.
    »Ja.«
    »Mr. Wilde ist ein sehr intelligenter Mann«, bemerkte ich.
    »Ich möchte ihm die Anerkennung

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