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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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wütend.
    „Wo wirst du anfangen, nach Alexander und Pontus zu suchen?“, fragte Aletha und lächelte ihn arglos an. „Soll ich dich begleiten?“
    Einen winzigen Moment erwog Wittiges, sie bis zur nächsten Herberge mitzunehmen, ein Zimmer zu mieten und sie für seine Demütigung zahlen zu lassen. Aber das war nicht seine Art. Er würde sich ihr nicht aufzwingen .
    „Bleib hier“, sagte er daher. „Es hat keinen Sinn, wenn du mitkommst. Wer weiß, wie viele Herbergen ich absuchen muss, bis ich sie finde. Das wird anstrengend.“
    „Ja ...“ Aletha strich sich nachdenklich über ihre kleine hübsche Nase.
    „Gibt es noch etwas?“
    Sie hob die Schultern. „Nein.“
    Irgendwas beschäftigte sie, nur sprach sie es nicht aus. Mit dem unbefriedigenden Gefühl, die Sache nicht gründlich genug erörtert zu haben, brach Wittiges auf. Ohnehin hatte er wieder mit dem Gedanken zu kämpfen, ein Depp zu sein. Warum hatte er sich nicht über die Lage seines Gutes informiert oder mit Alexander und Pontus darüber gesprochen? Jetzt hemmte ihn dieses Versäumnis, Alethas Verhalten auf den Grund zu gehen. Sie folgte ihm in den Stallhof und sah ihm nach, als er an den Wachen vorbeiritt. Sie wollte ihn am Abend in dem Saal erwarten, in dem die königliche Familie mit ihrem Gefolge zu speisen pflegte.
    Am Abend war sich Wittiges sicher, dass Alexander und Pontus Reims nie erreicht hatten. Nirgendwo hatte er einen Hinweis auf sie gefunden. Das bedrückte ihn, das ängstigte ihn geradezu. Aletha kam ihm sofort entgegen, als er abgekämpft den Saal betrat. Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Nichts, nicht ein Schatten von ihnen.“
    „Wo warst du überall?“
    „In jeder Herberge und jedem Haus, wo es Betten oder Strohlager zu mieten gibt.“
    „Dann warst du auch in den Pilgerhäusern der Kirchen?“
    Überrascht starrte Wittiges sie an.
    „Pilgerhäuser?“
    „Häuser, die außer wandernden Mönchen und pilgernden Familien auch Fremden offen stehen. Diese Häuser werden von den Kirchen unterhalten. Das größte gehört zur Kathedrale. Ich habe mich gestern Abend erkundigt.“
    Wittiges trat an einen Tisch und bediente sich mit Bier. Er hatte den ganzen Tag hungrig und durstig zugebracht, um nicht einen der wenigen Drittel Solidi , die er noch besaß, in Kupfer umwechseln und Geld für eine Mahlzeit opfern zu müssen. Er wusste ja, dass er im Palast versorgt wurde. Aletha war ihm gefolgt. „Wieso lässt du mich stehen?“, fragte sie streng.
    Er starrte sie an. „Weil ich ein Esel bin.“
    Aletha kicherte und wurde wieder ernst. „Und was weiter?“
    „Und weil ich dich übers Knie legen müsste, mich aber davor scheue. Warum hast du die Pilgerhäuser nicht heute Morgen schon erwähnt?“
    Seine Frau wirkte auf einmal noch jünger und kindlicher als gewöhnlich. Ihre Wangen röteten sich vor Verlegenheit. Sittsam senkte sie den Blick. Sie hatte wunderbar lange dunkle Wimpern, die einen flatternden Schatten auf ihre rundlichen Wangen warfen. Bestimmt hatte sie keine Ahnung, wie verführerisch sie wirkte. „Ich dachte, du magst es nicht, wenn ich dir Vorschläge mache.“
    „Vorschläge?“, wiederholte er entrüstet und durchschaute plötzlich ihr Spiel. Was für eine durchtriebene Katze sie doch war! Vor anderen Leuten gab sie sich als untertänige Ehefrau, die ihrem Gatten nicht widersprach, ihn weder maßregelte noch bevormundete und wartete unterdessen seelenruhig sein Scheitern ab. „Gestern hast du mir ohne solche Bedenken vorgeschlagen, hier im Palast zu übernachten. Ich kenne den Grund. Ganz so dumm bin ich auch wieder nicht.“
    Alethas Röte vertiefte sich. „Ich halte dich nicht für dumm. Wirst du morgen die Pilgerhäuser aufsuchen?“
    „Mir bleibt nichts anderes übrig“, knurrte Wittiges. Falls er gehofft hatte, in dieser Nacht zum Zug zu kommen, sah er sich abermals getäuscht. Charibert blieb noch und bot daher unwissentlich Aletha die Möglichkeit, sich wieder bei seinem weiblichen Gefolge zu verkriechen. Missgelaunt durchkämmte Wittiges am Tag darauf die Pilgerhäuser und staunte nicht schlecht. Ohne es zu wollen, lernte er eine Menge über die kirchlichen Einrichtungen in der Stadt. Zur Kathedrale gehörten gleich zwei Pilgerheime. Eins für die Reichen und eins für die Armen. Das Armenhaus bestand aus Lehm, Holz und Stroh und beherbergte zwei Gyrovagen, wettergegerbte Wandermönche, die ihn an Pontus erinnerten. Seine Gefährten hatten sie nicht gesehen. In dem schmucken Steingebäude auf

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