Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
dir gleichgültig sein. Ist nicht deine Fehde, und mit Gozbert sollte sie beendet sein. Auf seiner Seite ist keiner mehr übrig, der sie fortführen könnte.“
„Und wie hat sie angefangen?“ fragte der erste Schreiber neugierig.
„Eine komplizierte Sache, soweit ich mich erinnere. Sigibert eilte dem Bischof von Trier zu Hilfe und half ihm, eine Revolte seiner Priester niederzuschlagen. Gozberts Bruder tötete dabei einen Mann, der aber mit dem Aufstand nichts zu tun hatte, und daraus ist dann ...“
„Das genügt mir“, unterbrach Wittiges. „Ich habe, wie du schon sagtest, mit der Sache nichts zu tun. Ich möchte nur wissen, ob mein Diener Alexander und mein Gefolgsmann Pontus hier in der Kanzlei vorgesprochen haben.“
„Sicher haben sie das“, antwortete der erste Schreiber. „Sie haben die Schenkung für dich registrieren lassen. Wie sonst soll dein Anspruch gelten?“
„Sie waren also hier!“, wisperte Aletha erleichtert.
„Wann waren sie hier, und wo finde ich sie jetzt?“, fragte Wittiges, ohne ihren Einwurf zu beachten.
„Hier waren sie vor drei oder vier Tagen. Aber wie soll ich wissen, wo sie jetzt sind?“
„Ich würde auf dem Land nachschauen, um das es geht“, warf der Mann mit den
Schriftrollen ein und ging davon.
„Möchtest du auch gleich die Höhe der fälligen Steuern wissen? Sie wurden seit vier Jahre nicht bezahlt, da ist einiges aufgelaufen“, erklärte der Mann, der sich als Erster Wittiges’ angenommen hatte.
Mit einer solchen Wendung hatte Wittiges nicht gerechnet. Betroffen sah er den Mann an. „Ist es viel?“, fragte er mit belegter Stimme.
Der andere lächelte frostig. „Kommt drauf an. Sieh dir erst einmal dein Land und deine neuen Leute an. Bei deiner Rückkehr erklär ich dir die fällige Annona . Hat alles seine Richtigkeit, du wirst sehen. Wir sind hier sehr genau.“
Das konnte Wittiges nicht glauben, schließlich war er schon einmal hier gewesen und hatte nichts erreicht. Dennoch. Er nickte unbehaglich. Über Ertragssteuern zu reden, wenn man keine Vorstellung hatte, wofür man sie zahlen sollte, war denkbar deprimierend. Das wollte er sich erst einmal ersparen. Aletha wollte unbedingt mit zum Landgut hinausreiten, aber Wittiges lehnte ab, so sehr sie auch bettelte. Die Suche nach Alexander und Pontus, die Sorgen, die er sich um die beiden gemacht hatte und die Selbstvorwürfe hatten ihn vorsichtig gemacht.
„Bei Chariberts Frauen bist du gut aufgehoben und dort wirst du bleiben, bis ich dich hole.“
„Charibert reist morgen nach Paris weiter“, wandte Aletha ein.
„Umso besser, dann hilfst du seinen Frauen beim Packen und langweilst dich nicht.“
Alethas rosiges Gesicht erstarrte in Betroffenheit. Die kleine Gemeinheit tat ihm wohl. Woher kam ihr plötzlicher Eifer? Sehnte sie sich so sehr nach einem Wiedersehen mit Alexander? Eifersucht überfiel ihn erneut und versetzte ihn in Zorn, als sie ein letztes Mal bat, ihn begleiten zu dürfen.
„Hör zu: Auch wenn du sonst nicht viel auf deine ehelichen Pflichten gibst, diesmal tust du, was ich sage!“
6
Brunichild war insgeheim froh über Alethas Abreise. Denn sie hatte sich in aller Stille etwas vorgenommen und wollte ihre Magd nicht dabei haben. Erst recht wollte sie nicht mit ihr darüber reden oder sich gar rechtfertigen: Sie würde das Bekenntnis wechseln, was ihr noch vor Kurzem undenkbar erschienen war. Niemand hatte Druck auf sie ausgeübt, vor allem Sigibert nicht, und das rechnete sie ihm hoch an. Er hatte sie, als sie ihn darauf ansprach, nur lange angesehen und gesagt: „Das musst du allein entscheiden. Das ist etwas sehr Persönliches für jeden“, er legte eine Pause ein, „außer vielleicht für Könige und Königinnen wie uns. Also überleg es dir gut.“
Das war der springende Punkt. Die Huldigungen, die Verehrung, die ihr von Leuten entgegen gebracht wurde, die sie nicht kannte, die obendrein älter als sie waren, aber bedingungslos bereit, in ihr die Königin zu sehen, die Spenderin von Heil und Wohlergehen, hatten sie zum Nachdenken gezwungen. Heil . Ein gewichtiges, magisches Wort, das zugleich bedrückte und faszinierte. Ganz allmählich wuchs die Bereitschaft, sich seiner Wucht zu beugen und daran zu wachsen. Toledo war einmal, Gegenwart und Zukunft hießen Austrasien, das Land Sigiberts. Mit Fredegund hatte sie offener über ihre Bedenken gesprochen.
„Ja, ich verstehe“, hatte Fredegund gesagt, „aber du gibst ja Gott nicht auf.“
„Nein“, hatte
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