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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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immer schneller, während er versuchte, den Bewegungen des Pferdes zu folgen. Wittiges ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Endlich war er fürs Erste zufrieden mit den Auskünften.
    „Wie heißt du überhaupt?“
    „Arne.“
    „Sag deinem Vater und allen im Dorf, dass ich sie morgen zur Mittagsstunde sehen will. Ihr kommt zu mir, hast du verstanden? Ihr alle. Männer, Frauen und Kinder. Und jetzt verschwinde, Arne.“
    Wie von Hunden gehetzt, rannte der Junge davon.
    Das war einmal ein Garten, mutmaßte Wittiges, als er sich durch niedriges Buschwerk zwängte. Er erkannte Lorbeerbüsche, verholzten Salbei, Buchsbaum und etliches mehr. Steine lagen herum, Marmorbrocken, wie er erstaunt feststellte. Bauto hatte er am Rand des unebenen Geländes zurückgelassen. Am Ende des verwilderten Gartens erhoben sich die Außenmauern des Landhauses, eines unregelmäßigen, verfallenen Gemäuers, das ihn schon aus dieser Sicht an einen Karnickelbau erinnerte. Der Garten duftete, und irgendwie stahl sich die Erinnerung an zu Hause in seine Wahrnehmung. Auch dort hatte es einen Garten mit allerlei Küchenkräutern, Arzneipflanzen und Blumen gegeben, die seine Mutter mit viel Liebe und Leidenschaft gehegt hatte. Einen Augenblick war er vollkommen in Bildern aus längst vergangenen Tagen versunken und stolperte unaufmerksam weiter. Erst als sein Blick auf einen gebeugten Rücken fiel, kehrte in die Gegenwart zurück.
    Der Rücken war breit und kräftig und von dreckigem braunem Tuch umschlossen. Der Mann vor Wittiges war so in sein Tun vertieft, das er mit halblautem Ächzen, Stöhnen und Flüchen würzte, dass Wittiges unbemerkt heranschleichen konnte.
    „Und was soll das werden?“, fragte er, sobald er dicht hinter dem Mann stand. „Gräbst du Schätze aus, Pontus?“
    Pontus fiel vor Schreck beinahe vornüber. Kaum hatte er sich gefangen, fuhr er angriffslustig herum. „Was zum Teufel fällt ...“ Er verstummte, die Augen ungläubig aufgerissen. „Ich dachte, du ...“, stotterte er, machte ein, zwei Schritte vorwärts und umfing Wittiges in einer gewaltigen Umarmung, die diesem die Luft aus den Lungen presste. Bevor er sich befreien konnte, ließ ihn Pontus los, drosch ihm kräftig auf die Schultern, ging um ihn herum und schlug ihn auch noch auf den Rücken. Wittiges sprang beiseite.
    „Willst du mich zu Tode prügeln?“, schimpfte er.
    „Wäre ich kein Christenmensch, täte ich’s. Mich derart zu erschrecken!“ Er betrachtete seinen Herrn immer noch wie eine Geistererscheinung. „Wo kommst du bloß her? Was willst du hier?“
    „Ich befolge Sigiberts Befehl“, antwortete Wittiges unbestimmt.
    „Was? Machst du Scherze?“ Pontus stemmte die Hände in die Hüften. „Dazu bin ich nämlich nicht aufgelegt. Nicht, bei dieser hundsgemeinen Arbeit!“
    „Was für einer Arbeit?“, erkundigte sich Wittiges neugierig. Gras und niedriges Gestrüpp waren an einer Stelle abgeräumt, eine kleine Kuhle klaffte und an ihrem Grund waren Tonscherben erkennbar, Reste gebogener Röhren.
    „Vorsicht!“, mahnte Pontus, „lass bloß keine Erde hineinrieseln! Ich bin froh, dass ich den Grund so weit gesäubert habe. Was du hier siehst, ist ein Stück der Leitung, die dein Haus früher mit Wasser versorgt hat. Ich bin der Meinung, wir sollten hier mit den Reparaturen anfangen. Nichts geht über gutes, reines Wasser. Es entspringt einer Quelle oben im Hang. Du bist durch das Dorf heraufgekommen, nicht wahr? Weißt du, das hier“,  - mit einem glücklichen Grinsen breitete Pontus die Arme weit aus -, „das alles ist ein Paradies.“
    Wittiges setzte sich auf einen Stein, der nicht weit von den freigelegten Röhren aus dem Unkraut ragte, und betrachtete voller Unbehagen seinen Gefolgsmann.
    „Hat dir die Sonne zugesetzt? Wie lange arbeitest du schon in dieser brütenden Hitze?“, fragte er ätzend.
    Unbeeindruckt ließ Pontus den Blick schweifen. „Bist du allein gekommen? Du hast nicht einmal einen Knecht bei dir? Das ist schlecht, sehr schlecht. Wir brauchen Leute, um alles instand zu setzen. Und jetzt verrat mir endlich, was es mit Sigiberts Befehl auf sich hat. Was hat er dir befohlen?“
    Pontus wartete die Antwort nicht ab, sondern kehrte zu seiner Grube zurück und klaubte weitere Bruchstücke der Röhren heraus. Wittiges sah ihm dabei zu und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte Pontus und Alexander mit dem Auftrag losgeschickt, sich einen Überblick über sein Land zu verschaffen und zu sehen, was an

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