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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nicht hässlich, wie Alexander betonte. Um einen kleinen Innenhof lagen die Räume, die ehemals die Hausbediensteten bewohnt hatten und aus denen der Unrat hinausgefegt worden war. Die Böden waren eben und trocken, die Wände von gefälligen Nischen unterteilt, in denen sich allerhand unterbringen ließ. Niedrige gemauerte Betten warteten nur auf eine dicke Lage Stroh und saubere Laken. Ein von Pfeilern gestütztes Dach ragte weit in den Hof hinein, dessen Mitte ein flaches Wasserbecken bildete, aus dem nun ein Feuerplatz geworden war. Dort am Becken hatte Pontus Säulentrommeln aufgestellt, die als Sitze dienten, und die Reste einer Tür mussten als Tisch herhalten. Die Abendsonne drang herein und ließ die Wände rosa leuchten. Die gebratenen Tauben und das Kaninchen dufteten verführerisch, und für kurze Zeit wurde alles zum Abenteuer. Hier endlich konnte Wittiges der sein, der er war: ein junger Mann mit wenig Erfahrung auf vielen Gebieten, der längst noch nicht wusste, was er letztlich mit sich anfangen sollte.
    „Wirklich behaglich“, murmelte er und wischte sich das Fett vom Kinn, „zumindest im Sommer.“
    „Bis zum Winter haben wir auch die Heizung so weit in Ordnung gebracht, dass wir ein paar Räume warm bekommen. Ich bin im Keller herumgekrochen und hab mich umgeschaut. Viel Feinarbeit, aber mit genug Ziegelsteinen und Mörtel ist das allemal zu richten“, erklärte Pontus.
    „Ach, du hast auch schon als Maurer gearbeitet? Du kennst dich in dem Gewerbe aus?“, fragte Wittiges mit leichter Schärfe. Eigentlich wollte er über den Zustand des Hauses nicht mehr reden.
    „Es gibt kaum ein Gewerbe, in dem er nicht tätig war“, meinte Alexander spöttisch.
     „Und bei dir ist es genau umgekehrt“, konterte Pontus, aber Alexander zeigte sich nicht beleidigt, er lachte nur. Die beiden hatten sich anscheinend richtig angefreundet. Alexander trug wie Pontus eine schmutzige, braune Kutte und seine Haare standen filzig nach allen Seiten ab. Von seiner früheren eleganten Erscheinung war nichts übrig geblieben, er hatte sich vollkommen angepasst und fühlte er sich offensichtlich wohl. Wittiges konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so entspannt gesehen zu haben. So kraftvoll und lebendig. Verstohlen beobachtete er die Bewegungen des gebrochenen und inzwischen geheilten Handgelenks und konnte keinerlei Einschränkung entdecken. Auch hier hatte sich etwas zum Guten gewendet. Er hätte den Mund halten sollen, wenigstens an diesem Abend, aber er fürchtete, in ein Fahrwasser zu geraten, dass ihm eine Umkehr unmöglich machte.
    „Alles, was ihr mir gezeigt und gesagt habt, beeindruckt mich sehr. Aber es hat keinen Sinn, weiter über Instandsetzung zu reden. Das schaffen wir nie. Und glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin auf dem Land groß geworden, und ich weiß, wie ein gut geführtes Landgut aussieht. Wenn wir Geld hätten, sähe es anders aus, aber wir haben keins. Wir müssten hier viel investieren, bevor wir an Gewinn denken könnten. Dazu habe ich eine Steuerschuld am Hals, deren Höhe ich nicht einmal kenne. Und überhaupt: ich bin Anstrustio , ich werde am Hof leben, in Sigiberts Nähe, wo immer er sich aufhält. Und wenn ihr bei mir bleiben wollt, gilt das auch für euch. Ich werde Sigibert mitteilen, dass ich sein Geschenk nicht annehmen kann, weil mir die Mittel fehlen, etwas daraus zu machen.“
    Eine Weile blieben die beiden anderen stumm vor Betroffenheit. Dann stand Pontus auf und klopfte Wittiges auf die Schulter. „Schlaf drüber und lass uns morgen weiterreden. Es gibt noch einiges, was du nicht gesehen hast und nicht weißt.“
    Wittiges holte Bauto in den Innenhof und suchte sich einen Platz in einem der Räume. Es gefiel ihm nicht sonderlich, auf dem blanken Steinbett zu schlafen, aber er hatte es versäumt, sich Kraut aus dem Garten als Unterlage zu holen und er wollte keinen der Freunde von seinem Platz verdrängen. Trotz der Unbequemlichkeit schlief er traumlos und tief.
    Pontus weckte ihn zu einer frühen Mahlzeit aus kaltem Fleisch und einem erfrischenden Schluck Wasser. Das Wasser schmeckte wirklich gut, ein wenig tonig, ein bisschen säuerlich, eine anspruchslose Wohltat.
    Alexander schlief noch.
    „Wir haben nicht nur herumgewerkelt. In Wirklichkeit haben wir die meiste Zeit darauf verwandt, uns über die Dörfer, die Bewohner, die Äcker, auch die ungepflügten, brachliegenden, den Wald und vor allem die Grenzen deines Besitzes klarzuwerden. Mit Letzterem sind

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