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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nicht ständig hin- und herreisen. Das ist viel zu aufwändig. Schon jetzt bin ich in Verzug. Ich hab versprochen, in längstens zwei Wochen zurück zu sein“, jammerte Wittiges. „Mir fehlt bereits ein halber Tag.“
    „Ich bin sicher, dein Sohn wartet mit seiner Ankunft auf Erden, bis du wieder daheim bist“, sagte Josephus schmunzelnd, und erntete damit ein Husten von Seiten seiner Kollegen.
    Voller Qual verdrehte Wittiges die Augen. Was hatte er Josephus in seiner gestrigen Trunkenheit nur alles erzählt? Und dann ging ihm auf, dass ihn der Alte mit Bedacht betrunken gemacht hatte, Um ihn auszuhorchen. Endlich regte sich sein Widerstand, und er besann sich auf seine Würde. „Ich habe mein Gut zu bestellen und meine Pflichten beim König zu erfüllen und damit bin ich vollauf beschäftigt“, erklärte er entschieden und fügte grob hinzu, um ja keine Unklarheiten übrig zu lassen: „Die zwei Wochen, um dir das Geld zu bringen, ist verlorene Zeit für mich.“
    Einer der Alten kicherte und strich sich den grauen Bart.
    „Gerade weil du diese Zeit geopfert hast, schätze ich dich so sehr“, erklärte Josephus liebenswürdig.
    „Vor allem, wo es gar nicht nötig gewesen wäre, selbst zu kommen“, ließ sich der kichernde Alte vernehmen. „Es gibt andere Möglichkeiten. Ein Kurier des Königs hätte den Auftrag übernehmen können.“
    „So?“, äußerte Wittiges schwach.
    „Pah!“, meldete sich der erste. „Doch nicht einer von diesen Windhunden. Wir vertrauen nur unseren eigenen Leuten. Wird er den Eid leisten und der Bruderschaft beitreten?“
    Wittiges quälte sich auf die Füße. Zeit zu gehen.
    „Nein!“, sagte Josephus rasch. „Bitte bleib.“ Unwirsch wandte er sich an die beiden anderen Händler. „Ich habe euch gesagt, überlasst das Erklären mir. Ihr seht doch, was ihr anrichtet. Er vertraut uns nicht und hält uns für Männer, die zu alt sind, um noch klar zu denken und zu reden.“ Begütigend wandte er sich wieder an Wittiges. „Bitte, nimm wieder Platz. Ich werde dir alles erklären, was du über unsere Bruderschaft der Kaufleute wissen musst, bevor du dich entscheidest, ob du beitreten willst. Es wäre nur zu deinem Vorteil, denn du könntest mit unserer Hilfe das Geld verdienen, dass dir in deiner Wirtschaft so dringend fehlt.“
    Innerlich war Wittiges keineswegs bereit, sich auf irgendetwas einzulassen. Er war kein Kaufmann und würde nie einer werden. Aber angesichts von drei Männern, die schon allein ihres Alters wegen Respekt verdienten, fühlte er sich zu schwach, um sich schleunigst zu verabschieden. Und am Ende leistete er einen heiligen Eid auf seine Treue gegenüber der Kaufmannsbruderschaft, auf deren Unterstützung er nun in vollem Umfang rechnen konnte. Das Geld, das er durch den Verkauf von Purpur und Edelsteinen erzielte, würde er nach Abzug seines Anteils durch einen der in Reims oder Paris ansässigen Kaufleute in den Süden schicken. Das war ein einfaches und verlässliches System.
    Nach den Eiden musste Wittiges ein weiteres Gastmahl über sich ergehen lassen, das gehörte zum Zeremoniell der Aufnahme in die Bruderschaft. Diesmal trank auch Josephus fürchterlich viel, das gehörte ebenfalls zu den altehrwürdigen Ritualen. Im Zustand der Volltrunkenheit leisteten sie sich gegenseitig noch viele Eide, die eine Verbundenheit besiegelten, die bis in den Tod währen sollte. Wittiges Feinde waren fortan auch die Feinde seiner neuen Eidgenossen.
    Es war der Sklave, der mit den Pferden und dem reparierten Sattelgurt bei sich, Wittiges bei Josephus aufstöberte, aber Wittiges war nicht in der Lage zu reiten. Sie brachen erst am nächsten Tag auf – im Gepäck hatte er neben dem stinkenden Purpur noch ein Säckchen kostbarer Edelsteine.
    Jeden Tag vergewisserte sich Wittiges mehrmals der mitgeführten Kostbarkeiten, aber alle Sorgen, die er sich machte, erwiesen sich als unbegründet. Die Rückreise gestaltete sich so ereignislos wie die Herreise, und mit zwei Tagen Verspätung erreichte er sein Gut.
    Es war Mittagszeit und die Stille daher nicht weiter überraschend. Wie schon einmal traf er Pontus als Ersten. Dieser saß beschaulich im Garten auf einer neuen Steinbank. Wittiges kam sich vor wie ein Fremder, der ein unbekanntes Land erkundet. Er hatte gar nicht gewusst, wie schön der Garten inzwischen geworden war. Es gab jetzt eine erkennbare Ordnung durch schmale und breite Wege, von Buchsbaum gesäumt, der in mühevoller Arbeit freigelegt und beschnitten

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