Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
er ihn ungnädig. „Ich will über die Angelegenheit nichts mehr hören.“ Er packte Bautos Zügel und wandte sich an Viola. „Aber mit dir bin ich noch nicht fertig. Du kommst mit.“
Im Haus übergab er die Kinder Aletha und erklärte ihr, wo er Viola aufgelesen hatte. Kurz darauf hörte er das Mädchen schreien, anscheinend erhielt es Schläge. Verdient hatte es die Bestrafung allemal.
Am nächsten Tag stattete er der Schmiede einen Besuch ab. Karl sah ihn kommen und schob rasch etwas in einen Lumpenhaufen, der mitten in der Werkstatt lag. Wittiges begrüßte den Schmied mit einem Nicken, trat an den Haufen heran und zog ein Schwert mit einer einfachen, aber soliden Klinge hervor.
„Wer bestellt die Waffen für meine Sklaven, und wer bezahlt dich dafür?“, fragte er ruhig.
„Cniva.“ Karl versuchte es gar nicht erst mit Ausflüchten.
Die Antwort überraschte Wittiges nicht. Er ließ sich auf einem Schemel nieder. „Karl, was geht hier vor?“
Der Schmied wurde nun doch verlegen. „Er bezahlt gut, und da er mich nicht zur Geheimhaltung verpflichtet hat, dachte ich, mit den Aufträgen sei alles in Ordnung. Stimmt das nicht?“
Wittiges antwortete nicht auf die Frage. „Würde es dir gefallen, wenn Cniva deinen Sohn Otho in seinen Kampfunterricht aufnähme?“
„Ich hätte nichts dagegen einzuwenden.“ Karl wurde lebhafter. „Der alte General versteht etwas vom Kämpfen, mehr als ich jedenfalls. Ich bin ja bloß Schmied. Würdest du es ihm erlauben? Und was ist mit den anderen Jungen aus dem Dorf?“
Wittiges strich sich über den Bart. Im Winter gab es nicht allzu viel zu tun. Da zogen sich die Menschen in ihre Häuser zurück, verbretterten die Fenster gegen die Kälte und hofften, dass ihnen die Vorräte nicht ausgingen. Eine trübe Zeit.
„Ich gebe dir Bescheid. Was ich noch wissen will: Waren in meiner Abwesenheit Fremde in der Gegend?“
Karl musste überlegen. „Nicht oft. Ein-, zweimal vielleicht. Aber ich war ja selbst die meiste Zeit fort.“ Er trat zur Tür und rief nach Otho. „Waren in den letzten Monaten Fremde in der Gegend?“, fragte er ihn, sobald der Junge herbeigestürzt war.
Otho nickte scheu.
„Woher kamen sie?“, fragte Wittiges ruhig.
„Weiß nicht.“ Otho blickte zu Boden. „Aber einer hat mich nach dem Weg zum Gut gefragt. Er sprach seltsam. Nicht so wie wir.“
„Danke, Otho. Halt Augen und Ohren weiter offen. Ich will wissen, was in meiner Abwesenheit hier vorgeht.“
Später sprach Wittiges sowohl mit Pontus als auch mit Alexander. Beide hatten die Fremden nicht bemerkt. Dann überlegte er lange, ob er Cniva zur Rede stellen sollte, verzichtete aber vorerst darauf. Immerhin bat er Aletha, Felix niemals mit Cniva allein zu lassen und immer dafür zu sorgen, dass sich verlässliche Leute in seiner Nähe aufhielten. Es war ihm noch nicht ganz klar, was Cniva im Schilde führte, aber die unbestimmte Ahnung einer furchtbaren Gefahr wurde immer deutlicher. Vorerst untersagte er sämtliche Kampfübungen und sammelte die Schwerter ein. Er übergab sie Pontus, der sie in sichere Verwahrung nehmen sollte.
4
Aletha hatte Wittiges nach Reims begleitet, und sie hatte ihren Sohn mitgenommen. Brunichild freute sich, ihn endlich zu Gesicht zu bekommen. Er war ein für sein Alter groß gewachsenes Kind mit neugierigen Augen, einem reizvollen schmalen Gesichtchen und dichtem dunklem Lockenhaar. Der Kleine zeigte keinerlei Scheu oder Angst in der fremden Umgebung. Ein behütetes Kind. Dagegen wirkte das Mädchen, seine Dienerin und Hüterin, äußerst wachsam. Sie hatte etwas Keckes und Unabhängiges im Blick, das ihr ansonsten schüchternes Auftreten Lügen strafte. Die Kleine gefiel Brunichild. Viola, ein hübscher Name.
„Wenn mein Sohn so kräftig und gesund wird wie deiner, will ich zufrieden sein. Einen süßen Kleinen hast du da, Aletha“, sagte Brunichild und lächelte ehrlich entzückt. „Am besten stecken wir die beiden zu Ingund in die Kinderstube, dort sind sie gut aufgehoben“, fuhr sie fort, und Aletha nickte. „Hast du mir neue Stoffe mitgebracht? Zur Zeit brauche ich sie nicht, aber irgendwann werde ich nicht mehr schwarz tragen.“
Sie hatte ihr Versprechen wahr gemacht. Schwarz stand ihr nicht, und jetzt, wo ihr Gesicht wieder fleckig und aufgedunsen war, noch weniger. Aber es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie mit ihren kurzen Haaren, die ihr das Aussehen eines Jungen verliehen hatten, und dem strengen asketischen Schwarz Sigiberts
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