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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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großes Verständnis. Ihr Hass auf Athanagild hielt auch über dessen Tod hinaus an. Immer, wenn Felix sie bei einem seiner kindlichen Wutausbrüche an seinen Erzeuger erinnerte, überschwemmte sie der Hass wie Galle und richtete sich auch gegen das Kind. In solchen Momenten konnte sie ihn nicht anfassen. Daher hatte sie Viola gerufen und ihren Sohn nicht selbst beruhigt.
    Wittiges’ Hoffnung auf eine unbeschwerte Zeit daheim sollte sich auch in den folgenden Tagen nicht erfüllen. Nachdem er sich Klagen der Dörfler angehört, unbedeutende Streitfälle geschlichtet, die Felder umritten und das Vieh begutachtet hatte, entstand eine betrübliche Leere in seinem Innern. Niemand brauchte ihn, niemand suchte seine Gesellschaft. Er hätte ein wenig auf die Jagd gehen oder Bellas älteres Fohlen einreiten können, aber das wären einsame Beschäftigungen gewesen, und dafür war er nicht nach Hause gekommen. Pontus hatte viel zu tun, das lag an der Jahreszeit, denn der Winter stand bevor. Natürlich hätte Wittiges helfen können, aber da er nicht darum gebeten wurde, hielt er sich verstimmt zurück.
    Aletha war mit ihren Stoffen beschäftigt. Diese Tätigkeit hatte sich ausgeweitet. Die Wolle kam jetzt regelmäßig aus der Normandie, denn den Schafen dort wuchs ein besonders dichtes, aber feines Fell und Aletha hatte inzwischen fünf Sklavinnen im Weben ausgebildet. Wittiges war ehrlich überrascht über das, was sie mit ihren Helferinnen zustande brachte. Es waren wundervolle Stoffe aus weicher, fließender Wolle in satten Farben und mit für den fränkischen Geschmack dezenten Mustern, und Aletha gestand ihm, dass sie einige dieser Stoffe an Hofleute verkaufte. Es war noch nicht viel, aber die Nachfrage stieg. Nervös fragte sie ihn, ob er etwas gegen diesen Handel einzuwenden hätte, aber er winkte lachend ab. Woher denn? Sie konnten jede Einnahme gebrauchen.
    An einem Tag ritt er zu seinem Nachbarn Theodo und nahm Felix mit. Der Kleine spielte mit Theodos jüngster, spätgeborener Tochter, und sie sahen den Kindern zu, während sie sich langsam mit frisch gebrautem Bier einen herrlichen Rausch antranken.
    „Aus ihnen könnte ein hübsches Paar werden“, sagte Theodo und wies feixend auf die Kinder, die sich gerade daran machten, eine Holzpuppe zu zerlegen.
    Wittiges wurde schlagartig nüchtern. Felix und Theodos Tochter? Der Sohn eines Anstrustios und ein Bauernmädel?
    „Sie kriegt genug Solidi für den Hausstand mit“, lockte Theodo mit schwerer Stimme.
    Es war unsinnig, überhaupt darauf einzugehen. „Aber kein Land, nicht wahr?“ Töchter konnten kein Land erben.
    Theodo lachte dröhnend. „Land! Was willst du mit Land? Du hast jetzt schon mehr als jeder in der Gegend, den König ausgenommen.“ Das stimmte. Wittiges hatte jede Gelegenheit genutzt, seinen Besitz zu vergrößern. Erst vor zwei Monaten hatte Sigibert zugestimmt, dass er den Rest von Edgars Gut erwarb. Aber für den Kauf hatte er noch eine Menge Geld aufzubringen. Er wusste selbst nicht, warum ihm so viel an der Vergrößerung seines Besitzes lag. Vielleicht hielt er sich auf diese Weise unangenehme Nachbarn vom Leib. Die wenigstens waren so umgänglich wie Theodo. Jedes Mal, wenn er an der Stelle vorüberkam, an der Karls Sohn Arne getötet worden war, überlief es ihn kalt. Und es erging nicht nur ihm so. Im Schmiededorf erzählte man sich, Arnes Geist spuke dort herum.
    „Mein Land kriegst du jedenfalls nicht“, erklärte Theodo bündig.
    „Nein“, sagte Wittiges besonnen, „ich will’s gar nicht. Du bist mir wichtiger.“
    „Ja“, bekräftigte Theodo, „hoffen wir, dass wir noch lange Nachbarn bleiben und keiner von uns vorzeitig gehen muss.“
    Theodo spielte auf den Krieg an. Die Winterpause, in der die Kämpfe ruhten, hatte gerade eingesetzt, und er war erst vor wenigen Tagen nach Hause gekommen. Wittiges hatte er bereits eingehend nach dem Stand der Verhandlungen in Lyon befragt und erwähnt, dass er im Frühjahr seine beiden ältesten Söhne mit in den Krieg nehmen musste. Sie waren alt genug dazu.
    „Wenn der Krieg nicht bald ein Ende nimmt, geht das Land wieder vor die Hunde“, sagte Theodo bedrückt. Um nicht gänzlich in trübe Stimmung zu versinken, goss er ihnen Bier nach, und sie becherten kräftig weiter.
    Es war schon spät, als Wittiges Felix auf den Arm nahm und sich mit einigen Schwierigkeiten in Bautos Sattel schwang. Bei schwindendem Licht ritten sie heimwärts. Als Bauto in den Stallhof strebte, schnalzte

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