Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Bodenunebenheit. Dank dieser kleinen Verzögerung gelangte Bauto an ihre Seite. Wie auf ein Kommando schwenkten beide Pferde ab, weg von dem Reiter, der auf sie zupreschte.
Brunichild wehrte sich, als Wittiges ihr in die Zügel griff und Bella weiter herumriss, bis Bauto sich zwischen Brunichild und dem fremden Krieger befand. Ohne bewusste Überlegung warf sich Wittiges im Sattel herum und riss das Schwert hoch. Keinen Augenblick zu früh, denn er konnte eben noch den Schlag parieren, der gegen ihn geführt wurde. Bauto, den er nun mit den Knien lenkte, schrie markerschütternd und das hielt den Angreifer für einen kostbaren Moment auf. Brunichild rief wieder etwas, was wie ein Name klang -, anscheinend kannte sie den Angreifer. Im Augenblick scherte das Wittiges wenig. Er hatte einen Feind vor sich, dem er nicht lange standhalten konnte. Noch ein Schlag und er war erledigt. Blitzschnell fasste der Mann sein Schwert mit beiden Händen und schwang es in einem Halbkreis herum. Aber bevor er zuschlagen konnte, stieg sein Hengst und warf den Reiter hinterrücks ab. Wittiges erhaschte einen Blick auf Pontus, der sich knapp hinter dem steigenden Hengst befand und kurz die Hand hob, in der ein Dolch aufblitzte. Bevor sich der abgeworfene Reiter aufrappeln konnte, war Pontus an Brunichilds anderer Seite, und gemeinsam eskortierten sie sie zurück, bis die Westgoten einen dichten Ring um sie bildeten.
Wenig später gaben die Angreifer auf und preschten in der hereinbrechenden Dunkelheit davon. Als Wittiges sich nach Alexander umschaute, entdeckte er ihn auf seinem Maultier. Er hatte ein Mädchen vor sich sitzen -, Brunichilds kleine Magd. Wittiges grübelte kurz darüber nach, wie sie hieß. Al ... Ala ... Er ließ es sein. Es gab Wichtigeres.
Brunichild saß immer noch auf ihrem Pferd. Sichtlich mitgenommen schweifte ihr Blick über das Chaos ringsum. Wittiges schwang sich aus dem Sattel und eilte zu ihr. Aber ein anderer kam ihm zuvor. Ausgerechnet der Krieger, der ihn angegriffen hatte, streckte die Arme nach ihr aus, um ihr von der Stute zu helfen. Brunichild lächelte! Sie lächelte tatsächlich den Mann an, der sie eben noch hatte entführen wollen. Und keiner achtete auf die beiden. Es kam Wittiges geradezu unwirklich vor, den Kerl unbehelligt zwischen Gogos Mannen zu sehen.
„Halt!“
Der Mann drehte sich um und fletschte die Zähne.
„Du wieder!“, knurrte er und holte aus. Er trug einen mit Eisenplättchen verstärkten Handschuh. Nur weil Wittiges instinktiv den Kopf halb herumgerissen hatte, traf ihn der Schlag nicht ins Gesicht, sondern oberhalb des Ohrs. Er taumelte zurück, sein Kopf dröhnte, Schwindel befiel ihn. Staunend bemerkte er, dass nun doch einige Männer aufmerksam geworden waren. Er entdeckte zwei, mit denen er überhaupt nicht gerechnet hatte: Falco und Ingomer, beide mit blutigen Schwertern in den Händen. Und jetzt endlich hatte er das Gefühl, auf einfältigste Weise in eine gigantische Falle geraten zu sein, - eine, die er sich selbst ausgesucht hatte.
Ergeben wartete er auf den nächsten Schlag, sah, wie sich die Faust wieder ballte, wie sie ausholte und Schwung holte ... Vielleicht würde ihm diesmal der Schädel zertrümmert.
Brunichild erbleichte.
Jemand riss den Mann zurück.
Es war Gogo.
Wütend fuhr der Mann zu ihm herum. „Was fällt dir ein? Der Kerl hat mich angegriffen. Mich!“
Wittiges fasste sich an den schmerzenden Schädel.
„Hier bestimme ich“, entgegnete Gogo kalt. Trotz des Pfeils, der in seiner Schulter steckte, hatte er die ganze Zeit über Befehle gebrüllt, die eilends befolgt wurden. Wachen postierten sich überall. „Der Mann gehört zu mir, zu meinem und Brunichilds Gefolge. Er tat nur seine Pflicht, als er der Prinzessin nachsetzte.“
„Er hat das Schwert gegen mich erhoben!“
„Er kennt dich nicht.“
Mühsam wandte Wittiges den Kopf, als er spürte, wie jemand neben ihn trat. Priscus, er war heilfroh, ihn zu sehen.
„Wer -, wer ist das?“, lallte er, seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr.
„Chilperich, westfränkischer König und Bruder König Sigiberts“, erklärte Priscus gedämpft.
Nun wurde Wittiges einiges klar. Das konnte böse für ihn enden. Aber König Chilperich beachtete ihn nicht weiter. Er ließ seinen Blick verächtlich über die herumstehende Menge schweifen, während er Gogo fragte: „Du willst den Mann nicht anklagen?“
Gogo blieb stur. „Nein“, erwiderte er knapp. „Niemand konnte damit rechnen, dass du
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