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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber im Augenblick war ich mir über gar nichts mehr sicher.
    Außer darüber, dass ich mich nicht zu ihm ins Auto setzen würde. Das war zu riskant. Womöglich fuhr er mit mir weg, erwürgte mich und ließ meinen leblosen Körper irgendwo in einem menschenleeren Waldgebiet zurück, von denen es hier in der Gegend viele gab. Wenn er die Leiche nicht in eine Schlucht warf. Oder in eine der vielen Grotten.
    Er war ein Krimineller, der mit Terroristen in Verbindung gestanden hatte. Er erpresste mich. Vor gar nicht so langer Zeit hatte er mich körperlich bedroht. Und jetzt verfolgte er mich offenbar auch noch. Er musste mindestens eine halbe Stunde hier draußen gewartet haben.
    Oder hatte er unser Auto zufällig hier stehen sehen? Nein. Schließlich hatte er mir gerade mein Geld zurückgegeben. Er hatte diese Begegnung geplant.
    Ich kam mir vor wie ein Beutetier, das dem Jäger ins Netz gegangen war, nicht mehr flüchten oder sich zur Wehr setzen konnte und nun wie gelähmt mit großen Augen seinem Schicksal entgegensah.
    Peter senkte den Blick und starrte vor sich hin. »Simone, bitte …« Er musste laut sprechen, um die sintflutartigen Sturzbäche, denen wir ausgesetzt waren, zu übertönen. »Es tut mir leid. Ich bin zu weit gegangen. Gestern auf dem Weg nach Hause ist mir das klar geworden. Ich möchte mich bei dir entschuldigen.«
    Ein Windstoß fuhr mir in die Jacke und durchs Haar.
    Peters Augen schossen nervös hin und her. »Da drüben, das Café. Sollen wir dorthin? Können wir nicht wenigstens zusammen in ein Café gehen? Ich tu dir nichts. Wirklich nicht.«
    Ich folgte seinem Blick zu dem kleinen Café auf der anderen Straßenseite. Der Regen, der von der roten Markise herunterlief, bildete einen Schleier vor dem Bürgersteig.
    »Okay«, sagte ich zögerlich.
    Er ließ meinen Arm los, und wir gingen hinüber. Peter hielt mir die Tür auf.
    Drinnen war es warm und trocken, etwa ein Dutzend rechteckiger Tische stand auf dem Parkettboden. Glänzende dunkelrote Aschenbecher und kleine Vasen mit Stoffblumen auf den dunkel furnierten Tischplatten. Neben der Bar hing eine elektronische Dartscheibe an der Wand. Wir waren die einzigen Gäste. Peter dirigierte mich zu einem Tisch im hinteren Teil des Raums, als wollte er nicht, dass wir von draußen zusammen gesehen würden.
    Während ich mich auf einem der Holzstühle niederließ, wurde mir klar, dass Peter mir soeben das gesamte in den letzten Wochen von mir erhaltene Geld zurückgegeben hatte.
    Ein etwa fünfzig Jahre alter Kellner mit weißem Hemd und Wollpullunder trat an unseren Tisch.
    »Tee, Kaffee? Oder was Stärkeres?«, fragte Peter.
    »Tee, bitte.«
    Er bestellte für mich Tee und für sich selbst eine Tasse Kaffee und einen Whisky. Kurz sah ich auf die Uhr. Es war zehn vor zwölf.
    Gleich würden die Jungs sich an den Mittagstisch setzen. Ich hatte einen Kartoffelauflauf mit Käse, Brokkoli und Hackfleisch in den Ofen gestellt. Eric brauchte ihn bloß aufzuwärmen.
    »Zähl es ruhig nach«, sagte Peter und deutete mit dem Kopf auf das Geldbündel in meiner Jackentasche. »Es ist die komplette Summe.«
    Mit einem Kopfschütteln drückte ich die Scheine noch etwas tiefer in die gefütterte Tasche. Ich glaubte ihm auch so. Ich zog den Mantel aus und hängte ihn zum Trocknen über den Stuhl. Peter legte seine braune Jacke auf den Stuhl neben sich.
    Er seufzte tief. »Entschuldigung«, sagte er leise. »Was ich getan habe … hätte ich nicht tun sollen. Ich möchte, dass du weißt, wie leid es mir tut. Ich bin zu weit gegangen. Ich war wütend auf dich. Das dachte ich zumindest, aber in Wirklichkeit galt diese Wut jemand anderem.«
    Michel?
    »Bevor ich Claudia kennenlernte, war ich mit einer anderen Frau zusammen. Wir trafen uns, als ich gerade erst hier hergekommen war. Ich war allein, sie auch, und ich bin bei ihr eingezogen. Sie war mein Ein und Alles.« Er rieb sich über das Gesicht. »Dann habe ich das Haus gekauft, in dem ich heute noch wohne. Wir haben es zusammen in Schuss gebracht …«
    Die Bedienung brachte unsere Getränke und legte zwei schmuddelige Speisekarten auf den Tisch.
    »Möchtest du etwas essen?«
    »Nein.«
    Nach einem kurzen Blick auf die Karte bestellte Peter ein Omelette mit Salat. Dann wandte er sich wieder an mich. »Und eines Tages kam ich dahinter, dass sie ein Verhältnis mit einem Kerl hatte, der bei mir arbeitete. Ein ganz junger Typ, gut zehn Jahre jünger als ich. Das tat weh. Es tat sogar ziemlich weh. Irgendwann ist

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