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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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Theater jetzt wieder an? Du willst es einfach nicht, stimmt’s? Du willst einfach nicht, dass ich hier was Eigenes auf die Beine stelle.«
    »Doch, aber …«
    »Nein, Simone, nein. Es stimmt einfach nicht. Ist da irgendetwas, das du mir verschweigst?«
    Ich antwortete nicht.
    Eric baute sich vor mir auf. Er war wütend. Wütender, als ich ihn je erlebt hatte.
    Ich versuchte, Ruhe zu bewahren. »Eric … ich vertraue Peter nicht. Ich hab da so ein Gefühl …«
    Er schnaubte verächtlich. »Ein Gefühl.«
    »Ja.«
    »So, dann werd ich dir jetzt mal was sagen«, rief er, wobei er einen Schritt zurücktrat und mit dem Finger auf mich zeigte. »Du kannst mir gestohlen bleiben mit deinem Gefühl. Ich hab mich hier monatelang abgerackert. Du hattest es auch schwer, ich weiß, wir hatten es alle schwer. Ich hab dir, so gut es ging, den Rücken freigehalten. Aber irgendwann muss damit mal Schluss sein. Ich will weiterkommen, Simone. Ich komme gut mit Peter zurecht. Ich kann von ihm eine Menge lernen. Er hat Ideen, er ist ein Fachmann, er hat Kontakte, er hat …« Eric unterbrach sich, hob die Hände, ließ sie wieder sinken. Der Frust stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Verdammt, das hab ich dir alles schon so oft erzählt. Ich mag nicht mehr, Simone. Wirklich nicht.«
    Schweigend sah ich ihn an.
    »Ich tue es für uns«, sagte er. »Begreifst du das nicht? Wenn man sich von Angst leiten lässt, verdient man nie richtig Geld. Dann schöpft man den eigenen Spielraum nie richtig aus. Unternehmertum ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Und die Risiken, die ich eingehe, decke ich so weit wie möglich durch notarielle Beurkundungen ab.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will aber kein Risiko eingehen, gar keins.«
    »Habt ihr Streit?«
    Mit betretenen Gesichtern standen Isabelle und Bastian im Türrahmen. Isabelle hielt Ninchen an den Ohren und sah uns mit großen Augen an.
    »Ein bisschen«, sagte ich und versuchte, meine Stimme möglichst beruhigend klingen zu lassen. »Bleibt jetzt bitte mal beim Fernseher. Ich komme gleich zu euch.«
    Eric sah auf die Uhr. »Ich fahre dann jetzt. Peters Geschäftspartner will ich nämlich auch gern mal kennenlernen. Wir können ja morgen noch reden, falls denn was Konkretes ansteht.«
    Er gab Isabelle und Bastian je einen Kuss auf die Stirn. »Seid jetzt mal schön lieb und tut, was Mama gesagt hat. Und in einer halben Stunde geht’s ab ins Bett.«
     
    Nachdem ich bei Bastian und Isabelle das Licht ausgemacht hatte, war ich unter die Dusche gestiegen, aber richtig erfrischt fühlte ich mich nicht. Mit nassen Haaren saß ich nun vor dem Fernseher.
    Ich musste etwas unternehmen. Peter zwang mich einfach dazu. Ich hatte keine Wahl mehr.
    Ob das immer so war? Dass man nicht als Mörder geboren, sondern durch die Umstände dazu gemacht wurde? Die Vorstellung allein reichte schon, damit mein Puls zu rasen anfing.
    Zum hundertsten Male flüsterte eine innere Stimme mir in ängstlichem Tonfall zu, dass ich Eric alles beichten musste. Ich könnte die Einzelheiten ja weglassen, sagte die Stimme. Dann wäre es ein bisschen leichter für ihn. Ich könnte ja behaupten, ich hätte gar nicht richtig mit Michel geschlafen … nur ein bisschen gekuschelt, nichts von Bedeutung. Nur an dem einen Abend, als ich zu viel getrunken hatte. Ich könnte versuchen, es so rüberzubringen, dass Erics Wut sich auf Peter richtete.
    Nein.
    Eric würde ausflippen. Er würde sofort zu Peter fahren, um ihn damit zu konfrontieren. Und gleich anschließend zu Michel, um …
    Unten fing Bleu an zu bellen. Ohrenbetäubend.
    Ich sah auf die Uhr. Es war halb zehn. War Eric so früh schon wieder zurück? Hatten sie das Treffen vielleicht abgesagt?
    Ich stand auf, trat ans Fenster und schob die Gardine zur Seite. Meine Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Von Erics Wagen keine Spur. Auch sonst konnte ich nichts Ungewöhnliches ausmachen.
    Bleu bellte noch einmal. Da war irgendjemand. Oder irgendetwas.
    Eine Katze?
    Ich hielt mir die Hände wie Scheuklappen an die Schläfen, um die Augen gegen das elektrische Licht abzuschirmen, und starrte in die Dunkelheit.
    Mein Herzschlag geriet ins Stocken.
    Beim Eingang zum Hof stand jemand unter dem Torbogen.
    »Haben Sie irgendeine Vermutung, wer Peter Vandamme ermordet haben könnte?«
    Der Dolmetscher sieht mir direkt ins Gesicht. Der Ermittler neben ihm versteht von dem Gespräch kein Wort, aber er belauert mich mit seinen dunklen

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