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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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stattdessen, nachdem er einen Schluck Wasser getrunken hatte. »So gegen acht?«
    »Acht ist prima.«
    Ich spürte, wie mir das Blut aus den Wangen wich. Panisch versuchte ich erneut, Blickkontakt zu Eric zu bekommen, aber er ignorierte mich.
    »Eric, es wäre mir lieber, wenn du zu Hause bleiben würdest«, wandte ich ein. Meine Stimme klang nicht halb so angespannt, wie ich tatsächlich war.
    Er warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Darüber können wir nachher noch reden.«
    »Aber …«
    »Nachher.« Es war fast ein Spucken.
    Ich biss die Zähne zusammen.
    Das Gespräch wurde auf Französisch fortgesetzt. Ich hörte, wie Peter den Jungs Erklärungen gab, ihnen erläuterte, dass demnächst ein schweres Stück Arbeit - un boulot - auf ihn zukam, für das er möglicherweise noch zusätzlich Leute brauchte. Dass er heute Abend eine Beratung mit Geschäftspartnern hatte und Eric eventuell auch mit von der Partie sein würde.
    Nur über meine Leiche. Unsere Zukunft stand auf dem Spiel. Wenn es Peter doch noch gelang, Eric über den Tisch zu ziehen, sodass er 200.000 Euro in dieses Projekt steckte, dann konnten wir in einem Jahr genau wie Louis in einem undichten Wohnwagen in der Wildnis hausen. Eric würde heute Abend nicht zu Peter kommen. Nachher, wenn die Jungs nach Hause gegangen wären, würde ich ihm das unmissverständlich deutlich machen.
     
    »Das ist eine totale Überreaktion, Simone«, sagte Eric kühl. »Völlig irrational.«
    Die Kinder saßen in unserem neuen Wohnzimmer vor dem Fernseher, während ich den Tisch abräumte.
    »Ich möchte nicht, dass du zu Peter gehst«, sagte ich so ruhig wie möglich.
    »Weihnachten habe ich dir versprochen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, bis wir das Haus fertig hätten. Jetzt ist das Haus fertig, und die Webseite steht auch. Du kannst jetzt mit deinem Teil unseres Vorhabens anfangen und ich mit meinem.
    »Aber nicht mit Peter.«
    »Warum denn nicht?«
    »Wir haben keine 200.000 Euro übrig.«
    »Wer redet denn von 200.000 Euro?«
    »Davon war im Dezember die Rede. 200.000, das ist mehr Geld, als wir überhaupt haben.«
    Eric sah mich verärgert an. »Ich werde bestimmt keine 200.000 Euro investieren, Simone. Ich bin doch nicht bescheuert.«
    »Letztes Jahr warst du noch ganz wild drauf.«
    Er winkte wütend ab.
    Statt die Teller langsam ins Spülwasser hineingleiten zu lassen, schmiss ich sie förmlich ins Becken. Am liebsten hätte ich sie Eric an den Kopf geworfen. Ich riss mich enorm zusammen, was mich eine fast schon übermenschliche Anstrengung kostete. Mit zitternder Stimme fragte ich: »Was willst du dann bei Peter?«
    »Mir anhören, was er zu sagen hat.«
    »Das Einzige, was Peter von dir will, ist Geld. Dafür kannst du dir den Besuch sparen, das kannst du auch von mir hören.«
    »Ich glaube, so hat dieses Gespräch keinen Sinn.«
    Der letzte Teller musste schließlich dran glauben. Die Scherben fielen teils ins Spülwasser und teils auf den Boden, wo sie in noch kleinere Teile zersprangen und sich in alle Richtungen verteilten.
    »Bingo!«, rief Bastian aus dem Wohnzimmer.
    Ich reagierte nicht darauf. Ich hatte so viel Adrenalin im Blut, dass ich zitterte.
    »Mein Gott, Simone, was ist denn um Himmels willen mit dir los?«
    »Ich will nicht, dass du heute Abend zu Peter gehst«, fauchte ich. »Ich will mit Peter nichts zu tun haben. Nimmst du das bitte mal zur Kenntnis, verdammt? Ich will es nicht! «
    Mit finsterem Blick sah Eric mich an. »Ich lasse mir von dir nicht vorschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe. Bist du jetzt völlig durchgeknallt? Reiß dich bitte mal zusammen. Wenn ich heute Abend zu Peter will, dann fahre ich hin, und basta. Was ist denn mit dir los? Was hast du überhaupt gegen Peter? Monatelang kriegst du die Zähne nicht auseinander, und dann fängst du plötzlich aus heiterem Himmel wieder an.« Steif verschränkte er die Arme. »Spielt da vielleicht irgendwas rein, von dem ich nichts weiß?«
    Wie angewurzelt stand ich da, eine der Scherben noch in der Hand. Was sollte ich sagen?
    »Eric … ich habe überhaupt nichts gegen die Ferienhäuser einzuwenden. Das weißt du genau, das hatten wir besprochen. Aber dass du es jetzt zusammen mit …«
    »Soll ich es vielleicht alleine machen? Wie denn? Würdest du mir das mal erklären?« Hilflos warf er die Arme in die Luft. »Ich brauche doch Unterstützung, Simone! Mein Gott …« Er wandte sich ab, um im nächsten Augenblick plötzlich herumzufahren. »Fängt das ganze

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