Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
haben … Der Hundeatem bildete kleine eisgraue Wölkchen. Der Köter hatte den übelsten Mundgeruch, den ich je aus einem Hundemaul wahrgenommen hatte, nach unverdautem Fisch oder kalten Algen oder faulem Trockenfutter.
    »Halt’s Maul, Köter«, sagte ich zu dem Hund. Es war ein nacktes, fieses Exemplar der Marke »Tut nix, will nur spielen«. Mir war nicht nach Spielen, und ich drängte mich unfein an dem Dobermann oder wie solche Modelle heißen vorbei.
    Der empörte Hausmeister auf vier Beinen war sprachlos, als ich einfach das Grundstück betrat, und keuchte dicht an meinen Ohren asthmatisch röhrend und in wilden Sprüngen mit mir den Weg hinauf. Bellt mich nur fort, ihr wachen Hunde, laßt mich nicht ruhn in der Schlummerstunde, ich hin zu Ende mit allen Träumen …
    Boh, dieser Gestank! Kann der denn nicht mal ein Minzeblatt kauen, dachte ich erbost.
    An der Haustür meldete das Tier streberhaft mit lautem, heiserem Geröhr, dass da jemand gekommen sei.
    Ein Glöcklein tät’s auch, dachte ich. Das würde nicht stinken und nicht so’n Krach machen und einen nicht mit matschverschmierten Pfoten anspringen.
    Oda-Gesine im aparten Hausmantel Größe vierundsechzig öffnete.
    Sie kaute an einer fetten Räucherwurst, die aromatisch roch. Der Köter verlegte sich aufs devote Betteln. Sein eben noch hektisch herumspringender Körper legte sich klein und bescheiden auf die Fußmatte, die Pfoten wurden paarweise unter das Maul gelegt, aus dem der Pawlowsche Seiber tropfte, und sein lächerlicher Stummelschwanz wedelte wie ein kaputtes Metronom hin und her.
    »Nein, Bönni, du krißt nix«, sagte Oda-Gesine mit vollem Mund. »Du wirst mir zu fett.« Sie trat den Hund von der Fußmatte, damit sie die Tür schließen konnte. Der Dobermann schlich bucklig und betrübt davon.
    Oda-Gesine begrüßte mich mit mehreren herzlichen Küsschen rechts und links und noch mal rechts und wieder links, und der Mettwurstgeruch umwehte mich.
    »Du Arme, Arme, Arme«, sagte Oda-Gesine.
    »Ja. Ich Arme«, antwortete ich.
    Herr Bönninghausen erhob sich aus dem Hintergrund und kam zu uns in den Flur.
    »Tja, liebe Frau Stein. Wer hätte das gedacht, dass wir unter diesen Umständen Zusammenarbeiten müssten.« Er gab mir immerhin steif die Hand. An seinem Halse baumelten Zitronen und Apfelsinen und Tomaten.
    »Tja«, sagte ich. »Wer hätte das gedacht.«
    Drei weitere Herren saßen in Oda-Gesines dunklem Wohnzimmer. Alle kauten Nougatriegel.
    »Sie sind vermutlich von der Polizei?«, begrüßte ich sie. Auf dem Wohnzimmertisch und auf den Beistelltischchen türmten sich die »Wört-Flört-Törts«.
    »Nein!«, rief Oda-Gesine. »Keine Polizei, Karla, das wäre jetzt das Dümmste, was wir machen könnten.«
    »Wieso? Wenn mein Kind entführt wurde, sollte man die Polizei einschalten!« Irritiert blickte ich mich um. Wer waren die alle? Und wieso saßen sie nachts bei Oda-Gesine rum?
    »Wir haben ein EXKLUSIV-Interview mit der Sendung ›Pikant‹«, zischte Oda-Gesine. »Diese Bilder gehen nur über DEN SENDER!«
    »Wie, du hast die PRESSE da? Jetzt? Wo mein Paulinchen in Lebensgefahr ist?«
    »Karla! Das ist für dich DIE Möglichkeit, mit dem Entführer zu sprechen! Ich weiß, du hast jetzt keinen kühlen Kopf, du bist aufgeregt und durcheinander, und deine anderen drei Kinder sitzen zu Hause bei deiner Schwester, aber da geht ja keiner ans Telefon, wo sollst du denn in Ruhe über alles sprechen, wenn nicht hier?«
    »Ich höre«, sagte ich reserviert.
    »Hast du die Beischlafszene aus deiner Suite schon gesehen?«, fragte Oda-Gesine gierig.
    »Ja. Mehrmals.«
    »Und …? Dein Busen steht doch jetzt toll!«, zischte Oda-Gesine.
    »Das geht alles auf unser Konto. Wir arbeiten für ›Pikant‹«, sagte einer der Männer auf dem Sofa stolz.
    »Und? Wie fandste sie?«, Oda-Gesine stierte mich gierig kauend ungeduldig an. »Jetzt hast du dein Skandälchen.« Ihre Augen glänzten lüstern. »Und was für eins!« Sie rieb sich die Hände.
    Die drei Männer von »Pikant« kauten nur unbeeindruckt vor sich hin. Herr Bönninghausen trommelte mit den Fingerspitzen auf die Sofakante. Bönni, der Köter, war wieder hereingekommen und trottete frustriert zwischen den Herrenbeinen herum.
    Ich starrte Oda-Gesine prüfend an. »Da steckst doch nicht etwa DU dahinter?«
    »Aber Schätzchen! Ich helfe dir da raus! Mit so viel Geld, wie das Publikum noch nicht gesehen hat!«
    Sie schob mich auf einen Stuhl, den man offensichtlich schon als Platz für

Weitere Kostenlose Bücher