Der gemietete Mann: Roman (German Edition)
Glücklichen, der gewählt wurde.
»Hier ist IHR ›WÖRT-FLÖRT‹!«, schrie ich enthusiastisch.
Langsam ging die Wand auf. Welch ein erhebender Augenblick. Da stand die kaugummikauende Schand-Tall auf der einen Seite und ein grober, schwitzender Kerl im Flanellhemd mit Pickeln unter den unrasierten Bartstoppeln auf der Anderen. Die Beiden waren nicht die Spur voneinander begeistert.
»Ach, du bist dös«, sagte Schand-Tall gelangweilt.
»Servus«, sagte der schwitzende Kerl.
»Küsschen geben!«, rief die wasserstoffblonde Silvia aus der Requisite. Sie war absolut engagiert mit dem Besorgen der Plastikrosen und dem Zurechtrücken der Sektgläser und dem Aufschütteln der »Wört-Flört«-Kissen und dem Drapieren der »Wört-Flört-Tört«-Nougatriegel im Hintergrund. Sie war überhaupt die Wichtigste am ganzen Set. Wie oft die mich schon »Ist rrecht?« gefragt hatte an diesem einen Probentag!
Schand-Tall und der Strohkandidat wollten sich aber kein Küsschen geben. Sie schickten sich zum Gehen an.
»Halt, halt«, rief ich. »Begrüßt euch doch freudig erregt!«
»Den hab ich heute Morgen in der Kantine schon begrüßt«, maulte Schand-Tall. »Und erregen tut der mich net.«
»Du mich auch net, Schnepfe, depperte!«
»Kennen die sich etwa schon?«, schrie Oda-Gesine entsetzt.
»Kann überhaupt nicht sein!«, rief Werner, der Bodyguard und Bewacher.
»Doch tu ich den kennen. Aber net meegn«, sagte Schand-Tall.
Ich zog die Beiden am Schlafittchen. So geht’s ja nun nicht. Wir machen hier alle unseren Job. Und ihr auch, Herrschaftszeiten.
Wir schritten zu dem Punkt, den sie uns mit Tesafilm auf der Erde markiert hatten, und Silvia, die überpräsente, übereifrige und einfach mega-wichtige wasserstoffblonde Requisiteurin, reichte mir unauffällig-auffällig drei Karten, auf denen dreimal das gleiche stand.
»Ihr fliegt mit dem ›Wört-Flört‹-Jet«, sagte ich. »Wer will ziehen?«
»Enthusiastischer!«, schrie Oda-Gesine, die breitbeinig im Saale saß und »Wört-Flört-Törts« mampfte. »Das ist eine tolle Reise, Menschenskind! Die trampen normalerweise zum Chiemsee und pennen im Zelt!«
»Ihr macht eine Traumreise mit dem ›Wört-Flört‹-Jet!«, schrie ich begeistert. »Wer will ziehen?!«
Schand-Tall zupfte mit ihren überlangen lila Fingernägeln die mittlere Karte heraus.
Ich las: »Ihr fliegt mit dem ›Wört-Flört‹-Jet nach Bad Wimpfen. Dort werdet ihr im Moor liegen, auf dem Heuboden Verstecken spielen und anschließend bei einer deftigen Brotzeit erfahren, ob mit dem Anderen gut Kirschen essen ist.«
»Mit dem net«, befand Schand-Tall. »Da tu ich lieber weiter U-Bahn fahrn und nix mehr essn.«
»Ach, leck mich doch am Orrsch«, murrte der schwitzende Strohkandidat im Flanellhemd. Damit warf er die Plastikrose von sich und latschte durch die Kulisse davon.
»Dämlack, bleeda«, schimpfte Schand-Tall hinter ihm her.
Die wasserstoffblonde Silvia hechtete nach der kostbaren Plastikrose und sammelte sie wichtig wieder ein.
Ich stand ziemlich ratlos bei soviel geballter Antipathie. Was, wenn mir das morgen in der Sendung passieren würde?
Oda-Gesine erhob sich und kam, nougatverschmiert und sichtlich entnervt, auf die Bühne gehumpelt. Ihre Laufmasche hatte inzwischen die Ausmaße eines Volleyballnetzes.
»Jetzt sag halt die Abmoderation in die Zwei«, munterte sie mich auf.
»Was soll ich denn sagen? Außer Spesen nix gewesen?«
»ROLF?!«
»Zur Stelle!«
»Neger ihr halt die Abmoderation!!«
»Nein, Moment, das kann ich schon selbst …«, begann ich. Bei »Endlich allein« hatte ich immerhin zweihundert Abmoderationen ohne Neger fertiggebracht!
»Mach dir keine Mühe, Schätzchen. Wozu haben wir den Rolf.«
Rolf sprang flugs zu Maik, dieser kritzelte mit dem dicken Filzer Stichworte aufs Pappschild, und ich las brav: »Tja, meine lieben Zuschauer, das war’s wieder einmal von ›Wört- Flört‹, diesmal war es nicht die große Liebe, aber beim nächsten Mal kann es schon ganz anders sein, denken Sie daran, dass Heiraten wieder in ist und dass man ab und zu mal getrennt voneinander essen gehen sollte. In diesem Sinne: tschüs und auf Wiedersehen.«
»Du musst unbedingt Servus sagen«, verlangte Oda-Gesine. »ROLF!! Immer Servus draufschreiben!«
»Wieso muss ich ›Servus‹ sagen? Ich sage nie ›Servus‹! Erstens hast du gesagt, ich soll nicht versuchen, bayrisch zu reden, und zweitens ist ›Servus‹ ein Klopapier.«
»Sei stad!«, zischte der Rolf. »So
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