Der General des Varus (HISTORYA) (German Edition)
Unwetter hier in Germanien kommen so schnell, dass man sich kaum in Sicherheit zu bringen vermag“, sagte Marcus und beobachtete sie erneut unbemerkt. „In Italien dauert es Stunden, bis der Himmel sich so verfinstert. Aber hier... scheint es fast, als kämpfe das Land gegen seine Bewohner, als wolle es es ihnen regelrecht schwer machen, hier zu leben.“
„ Wenn man hier aufgewachsen ist, kennt man es nicht anders. Obwohl ich schon gerne mal ein anderes Land sehen würde.“
Über ihnen zuckte ein Blitz über den Himmel und schon fielen die ersten Tropfen durch die Bäume.
„ Wir müssen hier weg“, sagte Juna ganz pragmatisch und griff nach dem Henkeln ihres Eimers. „Wir haben für solche Unwetter kleine Hütten im Wald errichtet. Und wir sollten uns beeilen. Nicht der Regen ist das gefährliche, sondern die Blitze.“
Sie sah ihn auffordernd an.
„ Ich soll mitkommen?“, fragte er überrascht.
„ Möchtest du eine formelle Einladung?“
Er schüttelte den Kopf über so viel Schlagfertigkeit. „Es hätte ja sein können, dass diese Behausungen nur für Germanen sind.“
„ Sind sie auch“, erwiderte Juna und ging einfach voraus. Marcus warf ihr einen glühenden Blick hinterher und seine Augen blieben anerkennend an ihrer runden Rückseite hängen, die sich bei jedem Schritt so verlockend unter ihrem Gewand abmalte. Dann bückte er sich schnell, sammelte seine Waffen zusammen und machte sich daran, ihr zu folgen. Sein Pferd reckte neugierig den Kopf, als die selbstbewusste Germanin an ihm vorbeiging und wollte ihr folgen, ohne auf Marcus zu warten. Der jedoch schnappte die Zügel und brummte ein „Gibt es hier irgendein Wesen, das ihr noch nicht verfallen ist?“ in die weiche Mähne.
„ Wir könnten reiten!“, rief er ihr hinterher.
Junas Kopf flog herum. „Wie bitte?“
Marcus klopfte einladend auf den breiten Ledersattel. „Dann sind wir schneller!“
Mittlerweile regnete es so stark, dass Junas flachsblondes Haar von der Nässe einen Ton dunkler geworden war. Sie schien etwas unschlüssig, doch dann nickte sie.
Marcus half ihr galant auf den breiten Pferderücken, dann schwang er sich hinter sie.
Juna hielt die Luft an, als er plötzlich so nah war. Er legte beide Arme um sich herum und nahm die Zügel auf.
„ Wohin soll es gehen?“, fragte er und sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr vorbei streichen.
„ Ich kenne den kürzesten Weg“, erwiderte sie mühsam und wollte dann nach den Zügeln greifen. Sie zog daran und das Pferd schwenkte nach links, weil Marcus nicht losgelassen hatte.
„ Auf meinem Pferd nimmt mir niemand die Zügel aus der Hand.“ Seine Stimme klang liebenswürdig aber unnachgiebig.
„ Aber du kennst den Weg nicht“, erwiderte sie unbeeindruckt.
„ Du könntest ihn mir erklären.“
„ Es ist einfacher, wenn ich das Pferd einfach dort hin lenke.
„ Das mag ja sein. Aber ich werde ganz gewiss nicht wie ein Nichtsnutz hinter einer Frau sitzen und dabei zusehen, wie sie mein Pferd lenkt.“
Juna, die selbst ein großer Dickkopf warf, seufzte über so viel Sturheit.
„ Gut, du hast es so gewollt.“ Sie legte ihre Hände über seine, die immer noch fest die Zügel hielten.
„ Dann lenke ich dein Pferd eben über deine Hände, wenn du so viel Wert darauf legst, dich an die Zügel zu klammern.“
Sie hörte ihn dunkel lachen und sein Kinn berührte ihre Schulter, so nah war er nun.
„ Mit diesem Kompromiss kann ich sehr gut leben.“
Juna hoffte inständig, dass er nicht merkte, wie nervös er sie machte. Er war schließlich immer noch ein Todfeind, auch wenn sie ihn in einen geheimen Unterschlupf mitnahm, damit er allzu nass vom Regen wurde.
Sie lenkte sein Pferd bis zu der versteckt gelegenen kleinen Hütte, während Marcus es sichtlich genoss, dass seine beiden Arme so eng um ihren Körper lagen. Als Juna schließlich die Zügel losließ um abzusteigen, schien er fast ein wenig enttäuscht.
„ Endlich ins Trockene“, seufzte sie und eilte zu Tür. Marcus sprang elegant vom Pferderücken, während Juna ins Innere der Hütte spähte. Zum Glück war niemand anderes vom Gewitter überrascht worden und so waren sie allein. Marcus stellte sein Pferd unter den niedrigen Dach unter und band er dort fest. Dann folgte er Juna in die Hütte. Diese fand die bereit stehenden Öllampen und schon bald erhellte ein warmes Licht das karge Innere. Es gab Tücher um sich zu trocknen, verschiedene Gerätschaften um kleinere Wunden zu versorgen, ein
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