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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dem rechten Bein voran auf mich zu.
      »Heh!« schrie ich, warf mich zur Seite und fiel hart auf die Betonstufe unter mir. Durch meine ungelenke Bewegung verfehlte er mich und kam schwer und hart auf. Sein Gesicht war ganz dicht vor meinem, und ich sah, wie seine Augen sich kurz schmerzhaft schlossen. Ich hörte ihn unnatürlich laut atmen, und wie in einer stark verlangsamten Filmsequenz sah ich seinen Kopf schwer auf meinen Unterschenkel herunterfallen. Ich zog die Beine an, murmelte >pardon< und trat zu. Blut schoß aus seinem Mundwinkel, seine Augen verloren den Glanz, und bewußtlos sackte er auf der untersten Stufe zusammen.
      Nach einigen Schritten gehorchte mein Körper wieder. Ich erwartete, daß irgendwo auf dem nächsten Absatz andere Männer auf mich warteten, aber da war niemand. Ich kam auf der Rückseite des Blocks aus einer Tür. Nach einigen Minuten Spaziergang durch eine labyrinthartige Betonwüste erreichte ich eine Schnellstraße und hockte mich erschöpft ins Gras. Nach zwanzig Minuten gelang es mir, ein Taxi anzuhalten. Ich ließ mich an die Godesberger Fußgängerzone heranfahren, überquerte sie zu Fuß und erreichte mein Auto. Niemand war zu sehen, aber ein umsichtiger Mensch hatte alle vier Reifen zerstochen.
      Aus der nächsten Telefonzelle rief ich Germaine an. »Hör zu, keine Zeit für Fragen. Ich bin in massiven Schwierigkeiten. Pack bitte Hemden, Jeans und Unterwäsche in eine Reisetasche. Dazu noch den kleinen blauen Sack, der auf dem Dachboden liegt. Du gehst in Richtung Steinbruch und deponierst das alles hinter dem riesigen Stein am Eingang des Bruchs, dann. ..«
      »Was ist denn los, verdammt noch mal?«
      »Dann nimmst du ein Taxi und fährst morgen früh hierher.« Ich beschrieb ihr, wo der Wagen stand. »Den Schlüssel lege ich auf das linke Vorderrad. Laß neue Reifen aufziehen, pump dir das Geld dazu von Isolde. Tschüß.«
      Ich humpelte vor das Blue Grass. Dort fand ich eine Bank, von der aus ich den Eingang des Lokals sehen konnte, und nach einiger Zeit beruhigte ich mich und kriegte auch die Schmerzen unter Kontrolle.
      Sie kam um Viertel nach eins aus der noch immer vollen Kneipe und sah sich um. Schnell war ich neben ihr und sagte: »Guten Abend!«
      »Wollen wir noch einen trinken?« fragte sie müde. »Oder gehen wir zu mir?«
      »Zu dir, bitte«, sagte ich.
      Nach ein paar Schritten hielt sie mich am Ellenbogen fest: »Also, ich weiß ja nicht, ob das klug von euch war, dem Carlo die Waffe zu geben. Wenn der nun einen damit umgelegt hat?«
     
     

* Zehntes Kapitel
     
    Um Zeit zu gewinnen, antwortete ich: »Also, wenn du mich persönlich fragst, ich glaube es nicht. Aber ich muß mit dir sowieso alles noch einmal in Ruhe durchgehen.«
      »Ja, sicher. Aber ihr müßt mir das bezahlen, wie es ausgemacht war.«
      »Selbstverständlich. Wie läuft es sonst so bei dir?«
      »Ich kann nicht klagen. Kneipenmäßig mache ich mit Trinkgeldern drei netto im Monat. Als du schöne Grüße von Carlo bestellt hast, dachte ich, mich rührt der Schlag. Ich dachte: Die haben getrickst. Der Carlo ist gar nicht tot, irgendwie abgetaucht. Der Axel ist doch ein Sauhund, der würde so was doch glatt fertigbringen.«
      »O ja«, lachte ich, »der ist wirklich ein Sauhund!«
      Sie war froh, von sich erzählen zu können. »Ich mache in der Wohnung noch so acht im Monat, wenn es gut läuft. In zwei Jahren lege ich dann die Kohle für die Kneipe glatt hin und kann pro Jahr sechs Wochen nach Formentera, aber vom Feinsten. Warst du dieses Jahr im Urlaub? Habt Ihr eigentlich Urlaub? So mit tariflichem Urlaubsgeld und so?«
      Ich murmelte etwas wie >kommt darauf an<, aber sie hörte gar nicht zu.
      »Mann, du, das hat mich echt umgehauen, als du da vorhin mit den Grüßen von Carlo kamst. Welche Dienststelle bist du? Die von Axel oder die von Jonny?«
      Es hatte wenig Sinn, nach der besten Lüge zu suchen. Kam ich nun vom Oberst Werner Bröder? Oder von dem schönen John Lennon? Ich sagte auf gut Glück: »Weder noch. Dir muß genügen, daß ich von den Amis bin. Du kannst dir ja wohl vorstellen, daß wir nach diesem Desaster alles noch mal überprüfen müssen. Aber am besten vergißt du auch das gleich wieder.«
      Sie lachte. »Bei euch muß man alles vergessen. Jonny hat nicht mal wissen wollen, bei wem ich die Waffe gekrallt habe, obwohl ich dafür eine Prämie bekommen habe.«
      »Bei wem denn?«
      »Bei Zuckermäuschen

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