Der General von Dorsai
war, daß Donal in dieser Hinsicht nicht den geringsten Zweifel verspürte. Und diese unerklärliche Gewißheit reizte seinen eher eigenartigen Sinn für Humor.
Er wanderte durch einen im hellen Sonnenlicht liegenden Korridor, der sich unmerklich zu einem dachlosen Garten ausweitete. Er kam an prächtigen Gemälden vorbei, dann an Teichen, in denen bunte Fische schwammen. Er schritt durch ein Haus, das kein Haus war, in Zimmer hinein und wieder hinaus – bis er schließlich zu einem kleinen, tiefer gelegenen und halb überdachten Innenhof gelangte. Und auf der gegenüberliegenden Seite, im Schatten des Daches, hockte ein großer, kahlköpfiger Mann unbestimmbaren Alters. Er war in eine blaue Robe gehüllt und saß auf einer kleinen Rasenfläche, die von einer niedrigen, steinernen Mauer umgeben war.
Donal stieg drei marmorne Stufen hinab und durchquerte den Innenhof. Auf der anderen Seite stieg er wieder drei Stufen hoch und trat an den hochgewachsenen, vor ihm sitzenden Mann heran.
„Sir“, sagte Donal. „Ich bin Donal Graeme.“
Der große Mann bedeutete ihm, sich ebenfalls auf dem Rasen niederzulassen.
„Natürlich nur, wenn Sie nicht lieber auf der Mauer Platz nehmen wollen.“ Er lächelte. „Nicht jeder findet es bequem, mit überkreuzten Beinen zu sitzen.“
„Es macht mir nichts aus, Sir“, versicherte Donal und ließ sich neben ihm nieder.
„Gut“, sagte der Mann. Und er schien sich in Gedanken zu verlieren, als er seinen Blick durch den Innenhof schweifen ließ.
Donal entspannte sich ebenfalls und wartete. Auf dem Weg durch diesen Komplex hatte ein eigenartiger Frieden die Wellen seines Ichs geglättet. Er schien zum Nachdenken und Meditieren zu verlocken. Und Donal war überzeugt, daß die geschickte Architektur dieses Anwesens genau diesen Zweck erfüllen sollte. Er saß nun ganz bequem und ließ seine Gedanken dahintreiben und sich den Dingen zuwenden, die ihm einfach so in den Sinn kamen. Und es war ganz und gar nicht verwunderlich, daß sie sich mit dem Mann neben ihm zu beschäftigen begannen.
Sayona der Bürge war – wie Donal als Junge in der Schule gelernt hatte – eine der besonderen menschlichen Institutionen, wie es sie nur bei den Exoten gab. Nach den Maßstäben des Rests der menschlichen Rasse waren die Exoten von Mara und Kultis äußerst seltsame Leute – und manche gingen gar so weit und fragten sich, ob die Einwohner dieser beiden Planeten überhaupt einer der vielen Seitenlinien der menschlichen Evolution entstammten. Das war jedoch eine Spekulation, die zur einen Hälfte auf Aberglaube begründet und zur anderen scherzhaft gemeint war. In Wirklichkeit waren die Exoten absolut menschlich.
Aber sie hatten ihre eigene Art von Zauberei und Hexenkunst entwickelt. Besonders, was die Psychologie und artverwandte Gebiete betraf. Und auch in Hinsicht auf das, was man Gen-Auswahl oder geplante Menschenzucht nennen konnte, je nachdem, ob man es guthieß oder ablehnte. Einher damit ging eine gewisse Art von allgemeinem Mystizismus. Ganz offensichtlich verehrten die Exoten keinen Gott, und sie beanspruchten auch keine bestimmte Religion für sich. Andererseits waren sie fast alle – aus persönlicher Entscheidung, wie sie behaupteten – Vegetarier und Anhänger von Gewaltlosigkeit nach Art der alten Hindu-Religion. Und darüber hinaus hielten sie sich noch an eine weitere feste Regel – und das war das Prinzip der Nichteinmischung. Die elementarste Gewalt, so glaubten sie, bestand darin, wenn ein Mensch einem anderen seine Meinung aufzwang – ganz gleich, wie dieser Zwang aussah. Doch all diese Eigentümlichkeiten hielten sie keineswegs davon ab, sich selbst zu schützen. Es war ihr Grundsatz, gegen niemanden Gewalt anzuwenden. Doch ein anderer und nicht minder bedeutender Bestandteil dieses gleichen Grundsatzes bestand darin, nicht zuzulassen, daß ihnen selbst jemand mutwillig ein Leid zufügen konnte. Was Kriege und die damit verbundenen Geschäfte anging, waren sie in Gestalt von Söldnern und Mittelsmännern genauso aktiv wie alle anderen.
Aber zurück zu Sayona dem Bürgen und seinem Platz in der Kultur der Exoten, dachte Donal. Aufgrund ihrer andersartigen Lebensweise stellte er eine der besonderen Sublimierungen für die Exoten dar. In einer Weise, die nur einem Exoten ganz klar war, verkörperte er als lebender Mensch einen bestimmten Aspekt ihres Gefühlslebens. Wie auch Anea, die – so verheerend weiblich und normal wie sie war – für die Exoten
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