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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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aufglühte und von automatischen, in den Häusern selbst verborgenen Sensoren gesteuert wurde, konnte den Glanz der Sterne nicht überstrahlen. Ihr Schimmer tropfte durch die transparente Decke zu Donal herab.
    Als Donal mitten im Schlafzimmer stand und daranging, sich zum Essen umzuziehen – es war seine erste Mahlzeit dieses Tages, da er erneut vergessen hatte, schon früher etwas zu sich zu nehmen –, hielt er plötzlich inne und runzelte die Stirn. Er sah zu der sanft gewölbten Zimmerdecke hinauf, die ihren höchsten Punkt knapp vier Meter über ihm erreichte. Wieder runzelte er die Stirn und blickte sich suchend auf seinem Schreibtisch um, bis er eine sich selbst versiegelnde Nachrichtenband-Kapsel entdeckte. Mit dieser Kapsel in der einen Hand wandte er sich der Decke zu. Und dann, wie um eine imaginäre Treppe emporzusteigen, hob er linkisch das Bein.
    Sein Fuß fand Halt in der Luft. Er zog das andere Bein nach und stand über dem Boden. Langsam, Schritt für Schritt, kletterte er durch das Nichts bis zum höchsten Punkt der Decke empor. Dort öffnete er die Kapsel und preßte die selbstklebenden Ränder an das transparente Material. Sie hafteten. Einen Augenblick lang schwebte er dort und starrte die Kapsel an.
    „Lächerlich!“ platzte es plötzlich aus ihm heraus – und genauso plötzlich fiel er. Sofort reagierten die während seiner langen Ausbildung trainierten Reflexe. Noch im Fallen krümmte er sich zusammen, landete auf Händen und Füßen, rollte sich ab und kam so geschmeidig auf die Beine wie ein Akrobat nach einem mehrfachen Salto. Er richtete sich ganz auf, strich seine Kleidung glatt und stellte fest, daß er keine Verletzungen davongetragen hatte. Dann drehte er sich um und sah zur Decke hinauf. Die Kapsel hing noch immer dort.
    Er hob den Arm und betätigte die Ruftaste des Minikommunikators, den er an seinem Handgelenk trug.
    „Lee“, sagte er nur.
    Dann ließ er den Arm wieder sinken und wartete. Kaum eine Minute später kam Lee ins Zimmer. Donal deutete auf die Kapsel an der Decke. „Was ist das?“ fragte er.
    Lee sah hinauf.
    „Eine Band-Kapsel“, sagte er. „Wollen Sie, daß ich sie herunterhole?“
    „Nein, schon gut“, antwortete Donal. „Wie, glauben Sie, ist sie dorthin gekommen?“
    „Irgendein Witzbold ist mit einer Schwebplatte aufgestiegen und hat sie dort festgeklebt“, gab Lee zurück. „Soll ich herausfinden, wer?“
    „Nein – lassen Sie nur“, sagte Donal. „Das wäre alles.“
    Lee neigte kurz den Kopf, als er mit diesen Worten wieder verabschiedet wurde, und verließ den Raum. Donal blickte noch einmal zu der Kapsel hinauf, dann schritt er an die transparente Wand des Zimmers heran und sah hinaus. Unter ihm erstreckte sich der glitzernde Teppich der Stadt. Darüber schimmerten die Sterne. Er betrachtete sie eine ganze Zeitlang.
    Plötzlich lachte er laut und heiter auf.
    „Nein, nein“, sagte er ins leere Zimmer. „Ich bin ein Dorsai!“
    Er wandte dem beeindruckenden Panorama den Rücken zu und ging rasch daran, sich zum Essen umzuziehen. Er war überrascht festzustellen, wie hungrig er tatsächlich war.

 
Protektor
     
    Bataillons-Truppenkommandeur Ian Ten Graeme, jener düstere und finstere Mann, schritt durch die Außenbüros des Protektors von Prokyon. In seiner großen Faust hielt er eine Nachricht, die mit der Aufschrift privat und vertraulich gekennzeichnet war. In den drei äußeren Büros hielt ihn niemand auf. Aber vor dem Eingang zum privaten Amtszimmer des Protektors trat ihm eine Privatsekretärin im Grün und Gold einer Stabsuniform entgegen. Sie wagte zu murmeln, der Protektor habe Anweisung gegeben, nicht gestört zu werden. Ian sah sie nur an, legte die Handfläche auf das Schloß der Tür, die zum Innenbüro führte – und trat ein.
    Im Innern entdeckte er Donal, der vor der transparenten Wand stand und offenbar ganz in Gedanken versunken war. Er blickte über die Stadt Portsmouth hinweg, die in das grelle und gelbe Licht Prokyons getaucht war. In dieser Haltung war er in der letzten Zeit oft anzutreffen. Als Ian auf ihn zuging und Donal das gleichmäßige Geräusch seiner Schritte vernahm, sah er auf.
    Sechs von militärischen und politischen Erfolgen erfüllte Jahre hatten ganz unvermeidlich ihre Spuren in Donals Gesicht hinterlassen – Spuren, die im hellen Sonnenlicht deutlich zu erkennen waren. Auf den ersten Blick schien er kaum älter zu sein als der junge Mann, der Dorsai vor einem halben Dutzend Jahre verlassen

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