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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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gemacht.
    „Ihr Onkel lebt nur aufgrund eines unbewußten Verlangens weiter, sich selbst dafür zu bestrafen, daß er seinen Bruder sterben ließ“, hatten die Psychiater Donal dargelegt. „Eigentlich sucht er den Tod – aber es muß ein besonderer Tod sein, der für ihn auch die Zerstörung dieser Selbstanklage bedeutet. ‚Wenn deine rechte Hand sündigt, dann schlage sie ab.’ Die Ian-Kensie-Gestalt in seinem Unterbewußtsein macht den Ian-Bestandteil verantwortlich für Kensies Tod – und sie verlangt eine angemessene Bestrafung für diesen Frevel. Aus diesem Grund praktiziert er weiterhin die – für ihn – morbide Abnormität, am Leben zu bleiben. Die normale Reaktion einer solchen Persönlichkeit würde darin bestehen, freiwillig aus dem Leben zu scheiden – oder sich umbringen zu lassen.
    Und deshalb“, hatten sie gefolgert, „lehnt er es ab, seine Frau und seine Kinder zu sehen oder sich um sie zu kümmern. Sein Unterbewußtsein erkennt die Gefahr, daß sie mit ihm in den Strudel der Selbstzerstörung gezerrt werden könnten. Wir würden empfehlen, ihn trotz seines gegenteiligen Willens dazu zu bringen, sie zu besuchen – natürlich ohne unmittelbar Zwang anzuwenden.“
    Donal seufzte. Als er jetzt darüber nachdachte, erschien es ihm seltsam, aus welchen Motiven sich die Leute um ihn scharten: Eigentlich war niemand von ihnen aufgrund des von ihm erlangten Ruhms gekommen – oder der Stellungen, die er ihnen verschaffen konnte. Da war Ian, der von seiner Familie hierhergeschickt worden war. Dann Lee, der in Donal das gefunden hatte, woran es seiner eigenen fehlerhaften Persönlichkeit mangelte – und der Donal auch dann gefolgt wäre, hätte er eine weitaus unbedeutendere Stellung als die des Protektors von Prokyon eingenommen. Da war Lludrow, jetzt Donals stellvertretender Stabschef. Er war nicht aus freiem Willen zu ihm gekommen, sondern auf Drängen seiner Frau. Denn Lludrow hatte letzten Endes Elvine Rhy geheiratet, Galts Nichte, die sich nicht einmal durch diese Heirat davon abhalten ließ, ihr Interesse an Donal zu zeigen. Da war Genéve bar-Colmain, der aufgrund von Donals Wohlwollen einen Posten in seinem Stab gefunden hatte. Und weil es für ihn keine andere Anstellung mehr gab, die seinen Fähigkeiten gerecht wurde. Und schließlich war da noch Galt selbst, dessen Freundschaft nichts mit militärischen Dingen zu tun hatte. Es war eher die wehmütige Zuneigung eines Mannes, der nie einen Sohn gehabt hatte und sich in Donal wiedererkannte. Allerdings war es nicht ganz richtig, Galt zu diesem Personenkreis zu zählen, denn er weilte nicht in seiner Umgebung, sondern diente noch immer als Marschall auf Freiland.
    Und als Gegensatz zu allen anderen war da noch Mor: Er war derjenige, den Donal am liebsten an seiner Seite gehabt hätte. Doch sein Stolz hatte ihn dazu veranlaßt, sich Stellungen zu suchen, die ihm eine möglichst große Entfernung zu seinem so erfolgreichen jüngeren Bruder sicherten. Schließlich hatte er sich auf Venus unter Vertrag nehmen lassen, und infolge des offenen Marktes, der auf diesem technisch orientierten Planeten florierte, war sein Kontrakt nach Ceta weiterverkauft worden. Das hatte dazu geführt, daß er nun auf der Lohnliste von Donals Feind stand. Und wenn es zum militärischen Zusammenstoß kam, würden sie sich in den beiden gegnerischen Lagern gegenüberstehen.
    Donal schüttelte sich plötzlich. Diese Anfälle von Depressionen, an denen er in letzter Zeit litt, kamen immer häufiger – wahrscheinlich als Folge der harten Arbeit, die den größten Teil seiner Zeit beanspruchte. Mit einer abrupten Bewegung riß er die Bandkapsel Galts auf.
     
    Donal:
    Die Nachrichten über Neuerde werden Sie inzwischen erreicht haben. Der Coup d’état, der auf dem Planeten die Kyerly-Regierung an die Macht brachte, wurde mit Hilfe von durch Ceta ausgerüsteten Truppen durchgeführt. Meine Dankbarkeit für Ihren Rat, keine Verbände an William zu vermieten, kennt keine Grenzen. Aber die Lage bei uns ist schlecht. Wir sehen uns den gleichen inneren Unruhen gegenüber: Die Drahtzieher sind die hiesigen Befürworter des offenen Marktes, des ungehinderten An- und Verkaufs von Kontrakten. Eine Welt nach der anderen fällt in die Hände von gewissenlosen Geschäftemachern – und einer der bedeutendsten und gefährlichsten von ihnen ist William selbst. Schicken Sie uns bitte so viele Truppeneinheiten, wie Sie entbehren können, ohne Ihre eigenen militärischen Aufgaben zu

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