Der Genesis-Plan SIGMA Force
Mann die Waffe zu entreißen.
Nein, das wäre aussichtslos.
Er sah dem Fremden in die Augen.
Das eine war eisblau, das andere trübweiß.
Der Mörder vom Kloster.
Painter erinnerte sich noch gut an die gewaltigen Körperkräfte des Mannes. Doch selbst wenn es ihm gelungen wäre, die Waffe an sich zu bringen, hätte er immer noch einer großen Übermacht gegenübergestanden.
Hinter dem Mann trat eine weitere Gestalt hervor. Eine Frau. Vielleicht die gleiche, die gerade eben ins Megaphon gesprochen hatte. Mit dem Zeigefinger drückte sie das Gewehr des Mannes nach unten. Offenbar verfügte sie über außergewöhnliche Körperkräfte.
Painter musterte sie im Licht des Scheinwerfers. Sie war Ende dreißig, hatte kurz geschnittenes schwarzes Haar und grüne Augen. Bekleidet war sie mit einem weißen Parka mit pelzgefütterter Kapuze. Trotz des unförmigen Parkas wirkte sie eher schlank, und sie bewegte sich voller Anmut.
»Dr. Anna Sporrenberg«, sagte sie und reichte ihm die Hand.
Painter sah den Handschuh an. Wenn er sie an sich zöge, ihr den Arm um den Hals legte und sie als Geisel benutzte …
Ein Blick auf den hinter ihr stehenden Mörder belehrte ihn eines Besseren. Er ergriff die ausgestreckte Hand und schüttelte sie. Da man ihn nicht auf der Stelle erschossen hatte, konnte er auch höflich sein. Solange es dem Überleben diente, würde er das Spiel mitmachen. Außerdem musste er an Lisa denken.
»Director Crowe«, sagte die Frau. »In den vergangenen Stunden wurden in den Nachrichtenkanälen der internationalen Geheimdienste allerlei Spekulationen über Ihren Verbleib angestellt.«
Painter zuckte mit keiner Wimper. Er sah keinen Grund, seine Identität zu leugnen. Vielleicht konnte er sogar einen Vorteil daraus ziehen. »Dann wissen Sie also auch, welche Ressourcen eingesetzt werden würden, um mich zu finden.«
»Natürlich«, sagte sie auf Deutsch und nickte. »Aber ich würde mich an Ihrer Stelle nicht darauf verlassen, dass dies auch zum Erfolg führen wird. Einstweilen möchte ich Sie und die junge Frau bitten, mich zu begleiten.«
Painter wich abwehrend einen Schritt zurück. »Dr. Cummings hat mit alldem nichts zu tun. Sie wollte lediglich die Kranken versorgen. Sie weiß nichts.«
»Die Wahrheit werden wir bald herausfinden.«
Damit hatte sie die Maske fallen gelassen. Man ließ sie nur deshalb am Leben, weil sie herausfinden wollten, wie viel sie wussten. Painter erwog, es darauf ankommen zu lassen. Dann wäre es wenigstens schnell vorbei. Ein rascher Tod war einem langsamen, qualvollen Sterben vorzuziehen. Er wusste zu viel, um das Risiko eingehen zu dürfen, gefoltert zu werden.
Doch er war nicht allein. Er dachte daran, wie Lisa sich bei ihm die Hände gewärmt hatte. Solange sie lebten, gab es auch Hoffnung.
Mehrere Männer näherten sich ihnen. Lisa wurde mit vorgehaltener Waffe gezwungen, die schützende Höhle zu verlassen. Man führte sie zu den Schneemobilen.
Lisa sah ihn an. Angst flackerte in ihren Augen.
Er war entschlossen, sie zu schützen, soweit es in seiner Macht stand.
Anna Sporrenberg trat zu ihnen, als sie gefesselt wurden. »Bevor wir aufbrechen, möchte ich eines klarstellen. Wir können Sie nicht freilassen. Das verstehen Sie doch bestimmt. Ich will Ihnen keine trügerischen Hoffnungen machen. Aber ich kann Ihnen einen schmerzlosen, friedlichen Tod zusichern.«
»Wie bei den Mönchen«, entgegnete Lisa grob. »Wir haben gesehen, was Sie unter Barmherzigkeit verstehen.«
Painter suchte Lisas Blick. Es war besser, die Fremden nicht weiter zu reizen. Diese Schufte gingen offenbar über Leichen. Sie mussten die kooperativen Gefangenen spielen.
Aber jetzt war es passiert.
Anna wandte sich Lisa zu, als hätte sie die Ärztin jetzt erst bemerkt. Ihre Erwiderung klang hitziger als ihre bisherigen Bemerkungen. »Das war barmherzig, Dr. Cummings, das können Sie mir glauben.« Ihr Blick wanderte zu dem Mann, der sie bewachte. »Sie wissen nichts über die Krankheit, die das Kloster befallen hat. Sie haben keine Ahnung, welches Grauen die Mönche zu erwarten gehabt hätten. Ihr Tod war kein Mord, sondern Euthanasie.«
»Und wer hat Ihnen das Recht dazu gegeben?«, fragte Lisa.
Painter trat einen Schritt näher. »Lisa, bitte …«
»Nein, Mister Crowe.« Anna trat dicht vor Lisa hin. »Sie fragen, was uns das Recht dazu gegeben hat? Die Antwort lautet Erfahrung, Dr. Cummings. Erfahrung. Glauben Sie mir, ihr Tod war eine Gnade, keine Grausamkeit.«
»Und was ist
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