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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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    Wer hingegen die Formulierungen ‹ ROFL › (Rolling on the floor laughing), ‹ LOL › (Laughing out loud) und vor allem ‹hdgdl› (hab dich ganz doll lieb) verwendet, den würden wir sogar in einer polizeilichen Vernehmung hartnäckig verleugnen.»
     
    Umso unverständlicher fand ich Mikes Reaktion.
    «Jetzt sag schon, wer ist Vanessa?»
    «Das erste vielversprechende Date seit sieben Jahren!», antwortete Mike.
    Ich nickte verständnisvoll. «Okay, das ist natürlich doof. Aber – *lieb guck*? Was, wenn sie in der nächsten Mail ein ‹ ROFL › schickt?»
    «So was macht die nicht», antwortete Mike. «Vanessa ist … ganz anders! Die ist so … humorvoll und cool. Und trotzdem wahnsinnig weiblich und süß, aber nicht tussig und … einfach großartig. Verstehst du das?»
    Ich schaute ihn an und machte Gänsefüßchen in die Luft: «*Zustimmend nick*!»
    Mike atmete tief durch: «Jedenfalls lass ich mir von einer doofen SMS nicht meine zukünftige Beziehung ruinieren!»
    Eine alte Fahrradhupe ertönte. Mikes SMS -Ton. Wir schauten beide auf das Display:
    Hast du mich etwa schon vergessen? *fragend schau*
    Ich schaute Mike an: «Vielleicht von zwei doofen SMS ?»
    Er atmete tief durch.
    «Ist sie wenigstens gut im Bett?», fragte ich ihn. «Oder macht sie ständig Gänsefüßchen in die Luft und ruft *stöhn stöhn*?»
    «Mach dich nur lustig», sagte er, «du hast ja ’ne Beziehung! Aber ich sag dir: Single sein ist heutzutage echt scheiße!»
    Da konnte ich ihm nicht widersprechen. In Sachen Dating leben wir in einer maximal komplizierten Zeit. Früher hat man jemanden kennengelernt, ihm in einem unbemerkten Moment auf den Hintern oder Ausschnitt geschielt, und dann wurde das entweder was oder eben nicht. Heute muss man nach so einem Date nach Hause rennen, die Person googeln und bei Facebook, Twitter und Xing aufspüren. Dann sollte man noch herausfinden, ob er oder sie «World of Warcraft» oder ähnliche Nerd-Beschäftigungs-Programme spielt. Und schließlich muss man noch YouTube und vor allem YouPorn nach Videos der Person durchsuchen. Und erst wenn all das keine verdächtigen Ergebnisse ergibt, dann kann man hoffen, einen einigermaßen vernünftigen Menschen gefunden zu haben. Oder einen Mitarbeiter des BND .
     
    Mike schaute mich an: «Vielleicht schlage ich sie einfach mit ihren eigenen Waffen! Wie wär’s, wenn ich schreibe: ‹Klar, heute Abend passt gut … Übrigens: Findest du diese SMS -Sprache in Sternchen nicht auch irgendwie kindisch? *kritisch hinterfrag*› Klingt doch intelligent, oder?»
    Ich schaffte es nicht, ihm zuzustimmen.
    «Okay … dann ignorier ich es eben», meinte Mike. «Dann ist das eben ihre süße kleine Macke! Andere Frauen lispeln, manche haben ’nen dicken Hintern, sie schreibt bescheuerte SMS . Na und? Das halte ich aus!»
    Ich zuckte die Schultern. Es hatte keinen Sinn.
    Die Fahrradhupe ertönte. Ich schaute Mike über die Schulter, während er Vanessas nächste SMS las:
    Also, falls du mich wirklich vergessen hast, wäre das echt schade. Ist vielleicht ein bisschen früh, aber ich hdgdl! Vanessa.
    Ich biss mir auf die Zunge. Mike starrte auf das Handy und tippte dann los. Ich schaute ihm über die Schulter. Und war sehr stolz auf ihn:
    Ich glaub, wir lassen das mal lieber. *schluss mach*

[zur Inhaltsübersicht]
DR. FEELGOOD UND MISTER ZAHNSTEIN
    Als ich so um die zwanzig war, haben meine Zähne und ich einen Nichtangriffspakt geschlossen. In den Jahren davor hatte ich ständig an ihnen herumschrauben, -bohren und -drehen lassen. Erst bekam ich in fast jeden Backenzahn eine Amalgamfüllung. Dann hatte ich eine lose Spange für den Oberkiefer. Dann eine für den Unterkiefer. Irgendwann hatte ich eine für beide Kiefer gleichzeitig, ein klobiges Monstrum aus rosa Plastik und Drähten, das weniger nach einer Zahnspange aussah als nach einer Ghostbusters-Spielfigur. «Klobi, der fiese Draht-Geist» oder so. Die Spange machte meine Zähne zwar nicht schöner, dafür aber das Sprechen vollkommen unmöglich, und ich setzte sie immer dann ein, wenn ich in der Schule nichts sagen wollte. Spätestens wenn ich zum fünften Mal mit einem saftigen «Daff weiff iff nifft» den Nacken meines Vordermanns geflutet hatte, ließen die Lehrer mich in Frieden.
    Dann habe ich mir auf Anraten eines Zahnarztes alle Amalgamfüllungen herausbrechen und durch Gold-Inlays ersetzen lassen. «Ist auf jeden Fall besser für ’nen Allergiker wie dich!», meinte er. Die

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