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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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Metallstab: «Und schauen Sie mal: Das Zahnfleisch kann ich mit einem Stäbchen ganz weit nach unten schieben. Das wird mal ’ne ausgewachsene Parodontose.»
    Mittlerweile fragte ich mich, was für Zähne ich eigentlich morgens noch im Spiegel gesehen hatte. Das, was der Zahnarzt da beschrieb, klang eher nach dem Gebiss einer kettenrauchenden Alkoholiker-Mutti aus einem RTL 2-Styling-Magazin, kurz bevor sie in die Kamera sagt: «Isch weiß, dat isch nit die Schönste bin, aber vielleischt kann dat RTL 2 ja da wat machen!»
    Ich nutzte den Moment, als der Arzt meine Zähne wieder losließ, und piepste vorsichtig: «Aber ich hab überhaupt keine Schmerzen. Nie!»
    Mister Zahnstein lachte, und auch seine Arzthelferin stieß einen gutgelaunten Kiekser hinter ihrem Mundschutz hervor.
    «Haha, na, wenn Sie erst mal Schmerzen haben, ist sowieso alles zu spät!», sagte er, und ich war ihm sehr dankbar, dass er nicht noch ein «Dummerchen!» anfügte.
    Dann winkte er seiner Assistentin wieder zu und sagte: «Am besten, ich erkläre Ihnen das mit der elektrischen Zahnbürste nochmal.»
    Da hörte ich einen inneren Schrei aus meinem Kiefer: «Er will was?», riefen meine Zähne. «Er will dir das Zähneputzen erklären? Hast du überhaupt keinen Stolz? Wahrscheinlich zeigt er dir danach noch, wie man die Schuhe bindet und die Vorhaut zurückzieht, und rechnet das Ganze mit Faktor 2,5 ab. Mach den Mund zu und GEH !!!»
    Doch da hatte Mister Zahnstein schon eine elektrische Zahnbürste in meine Mundöffnung gesteckt und hantierte damit herum, als wär’s ein Fitness-Gerät. Man soll nicht meinen, wie viel Schmerzen man einem Menschen mit einer Elektro-Bürste zufügen kann. Vielleicht wollte er aber nur meine Nerven abtöten, damit ich die anschließende Zahnsteinentfernung nicht ganz so schmerzhaft empfand. Hat leider nicht geklappt.
    Irgendwann war er fertig. Ich auch. Ich habe mal gehört, dass man Strudelteig so dünn ausrollen muss, dass man durch ihn hindurch eine Zeitung lesen kann. Ich bin sicher, mein Zahnarzt konnte in dem Moment durch meinen Mund auf seinen Behandlungsstuhl schauen.
    Während ich noch nach Luft schnappte und meinen tsunamiähnlichen Schweißausstoß wieder in den Griff zu bekommen versuchte, fragte er: «Haben Sie eigentlich schon mal über eine feste Zahnspange nachgedacht?»
     
    Ich habe in der Zeit danach über ganz viel nachgedacht. Allerdings nicht über feste Zahnspangen. Eher über Faulheit, über unauffällige Methoden, an der Praxis im Erdgeschoss vorbeizuschleichen, und ganz oft über legale Mittel, enthusiastischen Jung-Dentisten Schmerzen zuzufügen. Sechs Monate später schaute ich wieder in das runzlige Gesicht von Dr. Feelgood, dessen Brille im vergangenen Jahr noch ein kleines bisschen dicker geworden war, und lauschte seinem sonoren Schnarren: «Hm … schöne Zähne … Sehr schöne Zähne … Und so gut gepflegt.»

[zur Inhaltsübersicht]
EXKREMENTEN - LYRIK
    Zu einem ordentlichen Leben 2.0 gehört, dass man alle naslang Städtereisen unternimmt. Wer am Wochenende nur auf der Couch hängt und sich dabei auch noch amüsiert, ist so out, dass man ihn eigentlich aus unserer Generation boxen müsste.
    Deshalb steige auch ich ab und zu in einen Billigflieger und erkunde fremde und exotische Städte. Die fremdeste und exotischste, die ich dabei je entdeckt habe, war auf jeden Fall Wien.
     
    Es gibt eigentlich nur zwei Themen, die den Wiener an sich beschäftigen: Tod und Kot.
    Das mit dem Tod merkt man, wenn man ein paar Einheimische fragt, was man in ihrer Stadt denn so anstellen kann. «Was hammer heut? Sonntag. Na, da geht’s auf’n Zentralfriedhof, Gräber schauen, des machen alle!», wird dann einer sagen. Ein anderer wird den Kopf schütteln und rufen: «I bitt dich, am Sonntag! Da will mer doch was Schönes sehen! Gehts ins Kriminalmuseum! Lauter Fotos von aufg’schlitzten Huren und geköpften Ehebrechern.
Des
is a Hetz!» Die anderen werden nicken, bis dann einer schreit: «A wos, Kriminalmuseum. In ’n Narrenturm müssts! Europas größte Sammlung von missgebildeten Embryonen und Hautausschlägen!» Dann wird er verklärt schauen und hinzufügen: «Da hob i meiner Frau damals an Heiratsantrag g’macht!» Und während alle anerkennend klatschen und «Ah ja, der Narrenturm» seufzen, schleicht man sich langsam davon und beschließt, die Stadt lieber auf eigene Faust zu erkunden.
     
    Dabei lernt man dann die zweite Leidenschaft der Wiener kennen: Hundekot. In ganz

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