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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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–, steht auf einem anderen Blatt.
    Den Schluß des Briefes bildeten ›tausend Küsse von Berti‹ an das ›süße und leckere kleine Putzimöpschen‹.
    Robert war mit sich zufrieden und brachte den Brief eigenhändig zum nahe gelegenen Postamt. Und so kam es, daß eineinhalb Tage später Möpschen die theoretischen Küsse von ihrem Berti in Empfang nehmen konnte.
    Sie kochte für den morgigen Sonntag gerade Pudding, denn für Pudding besaß sie eine Vorliebe, besonders für Flammeri.
    Zuerst legte sie den Brief beiseite und rührte weiter in der Milch. Dann wusch sie sich die Hände, strich sich ein Brot mit ›Klitsch‹, wie sie jede Art von Marmelade nannte, und setzte sich auf einen Küchenstuhl.
    Mit keineswegs freundlichem Gesicht öffnete sie den Umschlag.
    Das ›süße und leckere kleine Putzimöpschen‹ war nämlich durchaus kein dummes Putzimöpschen. Nachdem sie die ›tausend Küsse von Berti‹ zur Kenntnis genommen hatte, sagte sie laut: »Du Schuft!«, ging zum Küchenschrank und zog aus einer Schublade einen anderen Brief heraus. Absender: ›Detektivbüro Falke, Altenbach‹. – Überschrift: ›Bericht über Robert Sorant alias Heinz Robs‹.
    Da stand u.a.:
    »Er ist jeden Tag mit diesem dunkelhaarigen Mädchen zusammen und zeigt sich mit ihr Arm in Arm. Sie machen gemeinsam weite Wanderungen.«
    Robert selbst schrieb in seinem Brief:
    »Ich bin hier nur für mich. Um mir Bewegung zu verschaffen, pilgere ich einsam durch die wirklich schönen Wälder.«
    Und weiter im Falke-Bericht:
    »Er konnte schon wiederholt beobachtet werden, wie er spät nachts aus dem Haus schlich, in dem dieses Mädchen – heißt übrigens Lucia Jürgens – eine eigene abgeschlossene Wohnung hat.«
    Robert schrieb:
    »Ich gehe früh zu Bett, stehe deshalb auch früh auf und bleibe für mich. Diese Menschen hier in ihrer ländlichen Einfachheit regen zu keinem Kontakt mit ihnen an. Sie können mir nichts geben.«
    Falke-Bericht:
    »Sorant alias Robs hat innerhalb weniger Tage mehrere große Blumensträuße bei der hiesigen Gärtnerei Wiedemann erworben. Auch konnte ermittelt werden, daß er bei dem Buchdrucker Frey Visitenkarten auf den Namen ›Heinz Robs, Buchhändler, Köln‹ drucken ließ, während er andererseits auch ›Komponist‹ als seinen Beruf angibt.«
    Robert schrieb:
    »So schöne Blumen wie in Köln werden hier nicht geführt. Man sieht's in den Schaufenstern. Gezüchtet werden nur bestimmte Sorten. Überhaupt ist das Leben hier ziemlich eintönig. Um so häufiger denke ich an Dich, da es an Ablenkungen fehlt. Das wird Dich freuen oder?«
    Dem ›süßen, leckeren Putzimöpschen‹ stiegen Tränen in die Augen. Einen solchen Mann hatte sie also geheiratet: einen notorischen Lügner, Hochstapler, Namensfälscher, Schürzenjäger … usw. usw.
    Aber er log schlecht, miserabel schlecht.
    Sie würde ihm zeigen, daß es aus war mit ›tausend Küsse von Berti‹.
    Jetzt würde sie ins Feld ziehen, mit allen Waffen, die sie besaß und sich noch beschaffen konnte – mit unantastbaren Beweisen.
    Sie würde ihn schon in die Knie zwingen. Klein, ganz klein, winzig klein würde er werden, dieser Robert Sorant alias Heinz Robs. Aus der Hand würde er ihr fressen und wimmern: »Gerti, Gerti, vergib mir!«
    Und dann würde sie sagen: »Geh! Verschwinde! – Ich bitte dich, geh. Ich wünsche, daß du verschwindest.«
    Oh, sie würde ihn erledigen, total fertigmachen. Nur noch nach einem Strick würde er suchen, um sich …
    Gerti zögerte in Gedanken, doch dann setzte sie entschlossen hinzu: … aufzuhängen.
    Das ›süße, leckere Putzimöpschen‹ gab's nicht mehr; aus Gerti war eine erbarmungslose, rachsüchtige Tigerin geworden.
    An diesem Tag zog Gerti ihr Netz zusammen. Sie schrieb drei Briefe und eine Karte nach Altenbach:
    Den ersten Brief ans ›Detektivbüro Falke‹, mit der Bitte um weitere Beschattung.
    Den zweiten an den Buchdrucker Frey. Absenderin: Frau G. Robs. Sie bat um Nachlieferung einer Mindestmenge Visitenkarten ihres Gatten Heinz Robs, Buchhändler, Köln.
    Der dritte Brief ging an die Gärtnerei Wiedemann und war abgesandt vom ›Sekretariat H Robs‹. Es wurde um Neuerstellung der verlorengegangenen Rechnungen gebeten. Notfalls wolle man sich auch mit einer Sammelrechnung begnügen.
    Die Karte aber war an Fräulein L. Jürgens gerichtet. Sie trug keinen Absender, war also anonym. Der Text zeichnete sich durch äußerste Kürze und Aggressivität aus: ›Sie Schlange! Ich werde Ihnen

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