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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegen den Boden.«
    Auch das befolgte sie.
    »Jetzt zieh an.«
    Noch bösartiger als zuvor tosten die Wellen. Es war, als schienen sie zu ahnen, daß ihnen etwas, das sie schon als ihre Beute angesehen hatten, noch einmal entrissen werden sollte.
    Der Schmerz, der in Roberts Beinen tobte, als Lucia an ihm zog, war fast unerträglich. Trotzdem preßte er zwischen den Zähnen, die er zusammenbiß hervor: »Fester!«
    Lucia merkte jedoch, wie er litt, und ließ in ihren Bemühungen nach, stellte sie ein.
    »Ich tu dir weh«, sagte sie.
    »Zieh!«
    »Aber ich tu dir doch weh.«
    »Du sollst ziehen, verdammt noch mal!«
    Erschrocken beugte sie sich seinem Befehl, und Robert glaubte die Gefühle armer Sünder auf mittelalterlichen Folterbänken kennenzulernen.
    Nichts rührte sich.
    »So geht das nicht«, sah er nach einer Weile ein.
    Augenblicklich hörte Lucia, die froh war, ihn verschonen zu können, auf zu ziehen.
    Robert überlegte.
    »Worauf stehst du?« fragte er sie dann.
    »Auf zwei größeren Steinen.«
    »Fühlst du, ob sie locker sind?«
    »Nein, sind sie nicht, sonst wäre ich längst weggerutscht. Sie scheinen im Boden festzusitzen.«
    »Dann probieren wir's noch einmal.«
    Und wieder begann das grausame Spiel. Und wieder war kein Erfolg zu verzeichnen.
    Lucia entschied sich.
    »Ich rufe um Hilfe.«
    »Obwohl du nackt bist? Wenn uns jemand findet …«
    »Das ist mir jetzt egal«, unterbrach sie ihn und begann zu schreien: »Hiiilfe! … Hiiilfe! … Hiiilfe!«
    Die Rufe entfernten sich und kamen als Echo von den Hügeln zurück. Lucia legte eine Atempause ein, in der sie zu Robert sagte: »Du kannst doch noch lauter schreien als ich. Warum tust du's nicht?«
    »Weil ich nackt bin«, riß er einen grausamen, der Situation ganz und gar nicht angepaßten Witz.
    Doch dann rief auch er eine Viertelstunde lang. Die beiden wechselten einander ab, vereinigten schließlich ihre Stimmen zu verdoppelter Lautstärke, indem sie gleichzeitig schrien.
    Niemand hörte sie.
    Als sie endlich um diese Feststellung nicht mehr herumkamen, verschloß vor ihr als erster Robert nicht mehr länger seine Augen.
    »Hat keinen Sinn«, meinte er. »Ich habe es dir ja von Anfang an gesagt.«
    Rundherum fehlte es weiß Gott nicht an Wasser. Trotzdem leistete Lucia noch einen Beitrag zur Vermehrung desselben: Tränen schossen ihr in die Augen.
    Robert war davon alles andere als erbaut.
    »Auch das noch!« stieß er hervor.
    Was er damit meinte, war klar. Tränen waren das erste Zeichen des Zusammenklappens, der Resignation, der Aufgabe. Soweit war aber Robert noch lange nicht, deshalb fanden bei ihm Lucias Tränen im Moment nicht den geringsten Anklang.
    »Reiß' dich zusammen!« fuhr er sie an.
    »Wir sind verloren, Heinz.«
    »Du doch nicht! Du kannst immer noch versuchen, allein das Ufer zu erreichen!«
    Das stoppte schlagartig ihre Zähren.
    »Das traust du mir zu? Bist du verrückt?«
    »Wieso?«
    »Ich lasse dich nicht allein!«
    »Aber du könntest versuchen, Hilfe zu holen.«
    »Ich lasse dich nicht allein, damit basta!«
    Dafür müßte ich sie jetzt küssen, dachte Robert, wenn die Umstände nicht allzu ungünstig wären.
    In böser Gleichmäßigkeit tosten die Wellen. Waren sie sich ihrer Sache schon wieder sicher? Es schien so.
    Roberts Wille zum Überleben war jedoch ungebrochen. Der Wirkung, die davon ausging, konnte sich offenbar auch Lucia nicht entziehen.
    »Ich versuch's noch einmal«, sagte sie plötzlich.
    Robert versprach sich davon zwar nichts mehr, ließ Lucia aber gewähren. Seine Hoffnungen gründeten sich auf eine neue Idee, die angefangen hatte, ihn zu beschäftigen.
    Erwartungsgemäß scheiterte Lucia ein drittes Mal, doch ehe ihr dies moralisch wieder allzusehr zuzusetzen vermochte, sagte Robert zu ihr: »Weißt du, was wir probieren könnten?«
    »Was?«
    »Du müßtest zusehen, mit deinen gespreizten Beinen …«
    Er grinste. Er war ein fürchterlicher Mensch. Selbst in dieser Situation grinste er, als er sich unterbrach: »Das kannst du doch, deine Beine spreizen …«
    »Heinrich!«
    »Ich meine das ganz sachlich«, log er.
    »Was sollte ich versuchen?«
    »Mit deinen gespreizten Beinen die zwei Felsen zwischen denen ich stecke, zu erreichen. Das ergäbe einen ganz anderen Halt für dich. Gegen die könntest du dich dann mit aller Gewalt stemmen, wenn du mich ziehst …«
    Ein kleiner Jubel leuchtete in Lucias Gesicht auf.
    »Das stimmt.«
    »Also komm – aber vorsichtig!«
    Langsam, sehr, sehr vorsichtig,

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