Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
näherten, in dem sie zu speisen gedachten. Lucia hätte es lieber gesehen, wenn sie vorher noch bei ihrer Wohnung vorbeigegangen wären und Roberts Verletzungen versorgt hätten.
    »Das machen wir nach dem Essen«, hatte er entschieden.
    Vor der ›Post‹ stand ein dicker Mercedes mit Kölner Nummer. Und aus dem Hotel kam ein dicker Mann heraus, der auf den Wagen zuging. Robert bemerkte ihn zu spät.
    »Verdammt!« stieß er hervor.
    Lucia blickte ihn fragend an.
    »Was ist?«
    Robert faßte sie am Arm und wollte sie und sich selbst wortlos herumdrehen, um unentdeckt das Weite zu suchen. Doch es war, wie gesagt, zu spät. Der dicke Mann hatte ihn schon gesehen. Er winkte von weitem.
    Robert reagierte unfein.
    »Verfluchte Scheiße!« entfuhr es ihm.
    »Meint der dich?« fragte Lucia.
    »Ja. Der Teufel soll ihn holen!«
    »Du kennst ihn?«
    »Nur zu gut.«
    Inzwischen hatte sich der Dicke rasch in Bewegung gesetzt und näherte sich den beiden.
    »Hallo!« rief er dabei. »Gut, daß ich dich treffe, Robert. Im Hotel sagte man mir, du wärst ausgezogen und hättest dir eine Privatunterkunft besorgt. Warum denn das? Bist du knapp bei Kasse? Aber dann weißt du doch, an wen du dich wenden kannst, Robert.«
    Er zeigte dabei mit dem Finger auf seine eigene Brust.
    Nun hatte er die beiden erreicht und machte vor ihnen halt. Robert zwinkerte ihm heftig zu. Doch das half nichts, der Dicke fuhr fort: »Ich bin doch dein Verleger, Robert.«
    »Oder hast du das vergessen, Robert?« setzte er hinzu.
    Robert, Robert, Robert. Diesen Namen hagelte es nur so.
    Lucia blickte mit großen Augen zwischen den beiden Männern hin und her.
    »Ich bin nicht knapp bei Kasse«, sagte Sorant. »Aus dem Hotel zog ich aus, weil es mir in demselben zu laut war.«
    »Zu laut?« Der Dicke blickte erstaunt zurück auf das Gebäude der ›Post‹. »Aber ich hatte einen ganz anderen Eindruck.«
    »Das täuscht oft, mein Lieber.«
    Immer noch wartete Lucia darauf, mit dem Dicken bekanntgemacht zu werden. Robert verriet dazu keinerlei Neigung, sah aber endlich doch ein, daß es nicht mehr länger zu umgehen war.
    »Herr Dr. Wiliers – Fräulein Jürgens«, erledigte er mit knappen Handbewegungen die Formalität.
    Lucia brachte Bewegung in ihre erstarrten Gesichtszüge, sie lächelte und begann das Gespräch mit Willers, indem sie sagte: »Sie sind der Verleger von Herrn Robs?«
    »Von wem?« antwortete der Dicke verwirrt.
    »Von Herrn Robs?«
    »Von mir«, fiel Sorant ein. »Natürlich bist du mein Verleger. Hast du doch eben selbst gesagt.«
    Der Dicke räusperte sich. Er merkte, daß er sich in einem Feld voller Tretminen befand.
    »Klar«, nickte er. Damit konnte er nichts verderben.
    »Aber sag mal«, fuhr Sorant fort, »hast du heute schon getrunken?«
    Willers begriff, daß es im Sinne Sorants war, schon getrunken zu haben.
    »Klar«, nickte er deshalb wieder.
    »Schnaps?«
    »Klar.«
    »Das dachte ich mir, weil du meinen Vornamen verwechselst. Du sagst dauernd Robert zu mir, statt Heinrich.«
    »Entschuldige, Heinrich.«
    »Aber jetzt erinnerst du dich wieder?«
    »Klar.«
    »Kommst du direkt aus Köln?«
    »Direkt.«
    »Wie war die Fahrt?«
    »Wie immer. Viel Verkehr.«
    »Aber du hast Altenbach erreicht?«
    »Wie du siehst, ja.«
    »Und hast mich hier gesucht?«
    »Und gefunden, wie du siehst.«
    »Ich nehme an, du willst etwas Geschäftliches mit mir besprechen.«
    »Klar.«
    »Geschäfte«, sagte Robert, sich an Lucia wendend, »sind nichts für Frauen. Du würdest dich nur langweilen, meine Liebe. Ich schlage deshalb vor, dich erst zu deiner Wohnung zu bringen, wo du dich frischmachen kannst. Das ist ohnehin besser, nicht wahr? Ich hole dich dann ab, wenn wir beide fertig sind.«
    Er nickte zur Bekräftigung mehrmals und fragte dann den Dicken: »Wie lange brauchen wir?«
    »Nicht lange.«
    »Eine Stunde?«
    »Höchstens.«
    »Setz du dich gleich in die ›Post‹, während ich Fräulein Jürgens heimbringe. In zehn Minuten –«
    »Wollen wir nicht meinen Wagen benützen?« schlug Willers vor.
    »Nicht nötig. Es sind nur ein paar Schritte.«
    »Es ist auch nicht nötig«, ließ sich etwas kühl Lucia, die nicht wußte, was sie von dem Ganzen halten sollte, vernehmen, »daß du mich begleitest, Heinz. Das würde dir nur Zeit rauben. Den Weg kenne ich ja gut genug.«
    »Aber –«
    »Herr Dr. Willers«, sagte Lucia zum Dicken, ohne Robert noch weiter zu beachten, »es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Sie haben einen schönen Beruf,

Weitere Kostenlose Bücher