Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
konnte.
    Erst allmählich sickerte etwas Helligkeit durch das Zellenfenster. Es hatte eine blasse, bläuliche Farbe angenommen und stammte von einer nicht weit entfernt stehenden Laterne, die wie ein langer Pfahl aus dem Grund des Hofes in die Höhe ragte.
    In seinen Ausläufern erreichte das Licht das Gesicht des auf dem Rücken liegenden Jeff Goldblatt und berührte auch das graue Kopfkissen. Es kam ihm immer so vor wie ein Gruß aus einer fernen Sternenwelt, die für ihn ebenso unerreichbar war wie die Lampe, die tatsächliche Lichtquelle.
    Stan Nessé war bereits eingeschlafen. Goldblatt hörte die leisen Schnarchlaute. Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt. Früher hätte er Nessé deswegen am liebsten erschlagen.
    Zeit verstrich.
    Quälend langsam, als hätte sie sich eine zusätzliche Strafe für den Gefangenen ausgedacht. Er bemühte sich zwar, seine Augen zu schließen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er lag wach, er war sogar hellwach und konnte seine Gedanken einfach nicht von der nahen Zukunft trennen. Der bittere Geschmack blieb auch jetzt, selbst wenn er schluckte.
    Goldblatt ballte die Hände zu Fäusten. Über seine Lippen drangen flüsternde Flüche. Die Decke schimmerte etwas heller als die übrigen Wände, sogar der schwache Lichtschein malte sich dort ab. Er bildete eine diffuse geometrische Figur, als hätte sich dort die fremde Helligkeit aus den Fenstern eines Raumschiffs kommend verewigt. Jeff sah die Bewegung an der beleuchteten Decke. Auch auf seinem Kopfkissen war sie zu sehen. Eigentlich war es nichts Besonderes. Die Bewegungen kamen vor, wenn schwere Regentropfen draußen durch den Laternenschein fielen und gegen die Scheibe, das Gitter oder auf den Boden klatschten.
    Jeff wußte, daß es in diesen Augenblicken nicht regnete. Woher stammte dann die Bewegung im Lichtzentrum?
    Jeff Goldblatt richtete sich auf. Er glaubte nicht an Geister, doch das hier hatte etwas Geisterhaftes an sich, das ihm sogar eine gewisse Furcht einbläute.
    Er dachte an das Gefühl, das ihn den ganzen Tag über begleitet hatte und auch jetzt nicht verschwunden war. Zwar hatte er nicht sagen können, woher es stammte, es war einfach da gewesen, und als sich dieses Licht nun veränderte, da verstärkte es sich auch. Es kroch in seinen Körper, und seit langem verspürte er wieder das Gefühl der Angst.
    Er saß auf seinem Bett und hatte den Kopf eingezogen, sonst wäre er mit dem Schädel gegen die Decke gestoßen. Er wandte dem Fenster auch nicht mehr direkt den Rücken zu, sondern hatte sich leicht gedreht, damit er einen Großteil der Zelle überblicken konnte, was allerdings nicht viel brachte, da neunzig Prozent davon in tiefer Dunkelheit lagen. Nur an der Tür sah er noch einen schmalen Lichtstreifen, der unter der Türritze herfiel, denn im Gang draußen brannte das Licht auch in der Nacht. Irgendwo in einer entfernt liegenden Zelle drehte jemand durch. Ein Mann schrie, als befände er sich in einer tödlichen Gefahr. Sekunden später verstummte der Schrei.
    Andere Stimmen verlangten die Einhaltung der Nachtruhe. Hastige Tritte eilten an der Zellentür vorbei. Die Wärter rannten los, um nachzuschauen.
    Es wurde wieder still.
    Jeff schaute auf die Tür. Am liebsten hätte er auch geschrien, denn in ihm stieg ebenfalls eine drückende Furcht hoch, die eine wahnsinnige Macht über ihn gewann.
    Vom Bett ließ er seinen Blick zum Boden wandern. Da war der Lichtstreifen, der unter der Tür her sickerte. Goldblatt erschrak. Der Streifen war nicht mehr durchgängig. In der Mitte zeigte er eine Unterbrechung.
    Nicht von außen, sondern von innen.
    Für ihn stand fest, daß es da nur eine Möglichkeit gab. Dort stand jemand!
    ***
    Er hatte es gewußt. Er hatte es die ganzen Tage über gewußt. Nur war es erst jetzt hervorgekommen. Er wollte schreien, er wollte gegen die Wand trommeln, er wollte mit seinem Kopf gegen die Decke hämmern, er wollte alle aus dem Schlaf reißen.
    Nichts davon tat er.
    Goldblatt blieb sitzen!
    Reglos, als wäre er zu Stein erstarrt. Selbst die Augen blieben starr. Nicht einmal seine Wimpern bewegte er.
    Da war ein Geist, der Unheimliche, der Teufel, oder was auch immer seine Zelle betreten hatte.
    Unter ihm schlief Stan Nessé wie ein Murmeltier, und Jeff beneidete ihn um seinen Schlaf.
    Er aber mußte warten.
    Wie Öl rann der Schweiß an seiner Haut herab. Er hockte nach wie vor starr auf dem Bett und spürte sehr deutlich, wie er innerlich allmählich verkrampfte.
    Hinter seiner

Weitere Kostenlose Bücher