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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war sie durch Stacheldraht gesichert worden, doch darauf allein verließ man sich nicht. Es gab auch die elektronischen Überwachungsanlagen, zum Beispiel nahe des großen Eisentores, vor dem der Weg endete und wir unseren Rover anhalten mußten.
    »Geschafft«, sagte Suko, schaute gegen den Schnee und verzog das Gesicht.
    »Ja, mit Verspätung.«
    Neben dem großen Tor befand sich ein kleines. Es wurde von innen aufgezogen, und ein Wachtposten, eingepackt in einen langen Mantel, verließ das Gelände. Er kam auf die Fahrertür zu. Ich kurbelte die Scheibe runter, zeigte ihm meinen Ausweis und erklärte ihm, daß uns der Direktor, Mr. Thornton Snyder, sprechen wollte.
    »Ich öffne, Sir, fahren Sie vor!«
    Das Tor öffnete sich in der Mitte wie das Maul eines vorsintflutlichen Riesenfischs. Dahinter war es ebenfalls grau, und wir sahen, daß wir in eine Schleuse gerieten, wo wir ebenfalls warten mußten, denn erst wenn sich ein zweites Tor geöffnet hatte, würden wir auf den Hof des Komplexes fahren können.
    Rechts von uns befand sich das Wachhaus, in dem sich drei Beamte aufhielten.
    Einer davon telefonierte. Die beiden anderen schauten mit düsteren Blicken durch die Scheiben, als wären wir besondere Killer, auf die man schon lange gewartet hatte.
    Jeder Gangster hätte diesen Weg einmal vor der Tat gehen und die Trostlosigkeit erleben sollen. Wahrscheinlich hätten sich einige von ihnen ihr Vorhaben noch überlegt.
    Für uns öffnete sich die nächste Tür, ebenfalls aus Stahl, wir rollten hindurch.
    »Wie schön«, sagte Suko.
    »Wen meinst du?«
    »Dich nicht, sondern den Hof.«
    »Wäre ich auch nicht von ausgegangen, von dir ein Kompliment zu hören, Alter.«
    »Ach ja?«
    Wie groß der Hof war, konnten wir nicht erkennen, weil er inmitten des weißen Wirbels lag, der schon eine weiße Matte auf dem Boden hinterlassen hatte.
    Die Reifen des Rover zogen Spuren in den Schnee, und wir hörten es knirschen.
    Jemand winkte mit beiden Händen. Der Mann erschien wie ein Gespenst und lotste uns dorthin, wo einige andere Wagen parkten. Kaum als Autos zu erkennen, weil sie unter handhohen Schneehauben begraben waren. Wir stiegen aus.
    »Verdammtes Wetter!« begrüßte uns der Mann, der uns auch hergewinkt hatte. »Da bleibt man lieber zu Hause.«
    »Sie sagen es.« Ich hämmerte die Tür zu. Suko war schon um den Wagen herumgelaufen.
    »Dann kommen Sie mal mit, Gentlemen!« Er sagte es so spöttisch, als würde er auch die Gefangenen mit diesem Ausdruck bezeichnen. Wer hier seinen Dienst schob, der hatte sämtliche Illusionen verloren. Diese Männer waren nicht zu beneiden, man konnte ihre Laune sehr gut verstehen. Schlecht bezahlt wurden die Männer obendrein noch, wie auch die Polizisten in vielen Ländern, die für ihre Arbeit zuwenig Geld bekamen, denn oft genug setzten sie ihr Leben ein. Dafür kassierten aber die höheren Sesselfurzer ab und gaben den Jungs von der ›Front‹ noch irgendwelche Anweisungen und Vorschriften.
    Der Wächter führte uns zu einem Seiteneingang. Er ging gebückt, um sich gegen den nassen Flockenwirbel anzustemmen. Wir taten es ihm nach, was aber nicht viel half. Sehr bald schon klebte in unseren Haaren der Schnee. Er taute auch sofort.
    Diesmal war es keine Stahltür, die aufgeschlossen wurde, sondern eine normale. Daß über ihr eine Lampe leuchtete, sahen wir erst, als wir dicht davor standen.
    Uns wurde die Tür aufgehalten. »Kommen Sie rein in die Herberge zur letzten Instanz.«
    Da hatte er recht. Eine miese Umgebung nahm uns auf. Sie gehörte zum Verwaltungstrakt des Gefängnisses. Im Flur mit den grüngrau gestrichenen Wänden roch es wie in einem alten Haus im Hafenviertel, nach Essen nämlich.
    »Der Chef sitzt in der ersten Etage, meine Herren.«
    Vor uns trat der Mann bei jeder Stufe fest auf, um sich den Schnee abzuschütteln. Auf der riesigen Steintreppe gruppierten sich die feuchten Flecken. Je näher wir kamen, um so mehr veränderte sich der Geruch. Jetzt schob sich ein muffiges Aroma in unsere Nasen, als wären alte Kleider zum Lüften aufgehängt worden.
    In einem Korridor lagen die Büros der Verwaltung. Ein Wesen schwebte vorbei, das wir hier nie erwartet hätten. Die Kleine war Anfang Zwanzig, toll gebaut, trug einen engen schwarzen Minirock und ein langes, rosafarbenes Etwas von Pullover, der bis über die Hüften reichte. Modeschmuck klimperte an ihren Ohren. Das Haar bildete einen hochgesteckten Pferdeschwanz, und die schwarze, modische Brille im Gesicht

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