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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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schaffen. Dort ist Murphy. Murphy ist tough. Murphy hat Eier. Murphy hat Pläne. Er wird sich wehren. Ein bisschen wünscht sich Finn, dass Ray da wäre, um ihn zu unterstützen.
    Sie kämpfen sich weiter den Flur entlang.
    Alle paar Sekunden unterdrückt Vi ein schmerzerfülltes Wimmern. Sie versucht immer noch, ihm zu gefallen, tough, unabhängig, unerschütterlich zu sein. Eine seltsame Ruhe erfüllt ihn, als er beschließt, dass er die Männer töten wird, die ihr das angetan haben, egal, was von nun an passiert.
    Gemeinsam arbeiten sie sich die Treppe hinunter.
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, warum meine Mutter mich hasst«, sagt Vi.
    »Sie hasst dich nicht, Violet. Niemand hasst dich.«
    »Doch. Sie hasst mich, weil sie weiß, dass ich ältere Männer mag. Vielleicht denkt sie, ich nehme ihr meinen Vater weg.«

    Finn findet den Gedanken gar nicht mal so abwegig.
    Sie keucht. »Oder ihren Gynäkologen … Dr. Calhoun. Können Sie sich vorstellen, eine Affäre mit dem eigenen Frauenarzt zu haben? Ekelhaft.«
    Vi verliert mehr und mehr den Kontakt zu ihrer Situation. Er muss sie bei Sinnen halten, bis sie bei den anderen sind. Falls sie unterwegs angegriffen werden, wird Finn kämpfen, und Vi muss alleine weitergehen. Draußen im Sturm ist er ihnen überlegen, solange sie vom Schnee und von der Dunkelheit geblendet sind.
    Die Treppe haben sie geschafft, aber als sie unten fünf Schritte in Richtung Eingangstür gelaufen sind, bleibt Vi plötzlich stehen.
    »O Gott«, flüstert sie. »Ich kann sie durch die Scheibe in der Tür sehen. Sie kommen rein.«

F ür Behutsamkeit ist keine Zeit. Finn lässt Vi los, und sie gleitet mit einem kurzen Aufschrei zu Boden. Er macht einen unbeholfenen Satz nach vorn und drückt mit dem Stock gegen den Schalter, um die Deckenbeleuchtung auszuschalten. Um Herumtreiber abzuhalten, lässt Murphy nachts die Hälfte der Lichter brennen.
    Zu sagen: Super, die Dunkelheit ist mein Zuhause, jetzt bin ich im Vorteil, wäre Quatsch, aber je dunkler, desto besser.
    Er hört ihre Schritte kommen.
    »Lauf«, sagt er zu Vi. »Nimm die Westtür.«
    »Ich kann nicht.«
    »Komm hoch und lauf, Vi.«
    »Ich kann nicht.«
    Er fragt sich, ob ihm noch Zeit bleibt, das Schloss umzudrehen. Es wird sie nicht allzu lange aufhalten, aber jetzt zählt jede Sekunde.
    Zu spät. Schneidender Wind und Eiskristalle peitschen in den Eingangsbereich. Es klingt, als hätte jemand einen Eimer Sand quer über den Fußboden geschüttet. Finn spürt die Kälte an den Zähnen. Er grinst wieder.
    Mit dem Gehstock in der Linken und dem Messer in der Rechten atmet er die frische Luft tief ein. Die Wut steigt fast liebevoll in ihm auf, wie ein Freund. Sie leckt ihn am Ohrläppchen, kitzelt seine Eier.
    »Also, was soll das alles?«, fragt er.

    Keine Antwort. Die Tür schlägt zu.
    Es ist unglaublich, wie Vi ihre Panik im Griff hat. Nur ein kurzes ängstliches Stöhnen entweicht ihr.
    Finn schlägt mit dem Stock auf den Boden und hört das Echo kommen. Seine Echoortung sagt ihm, dass vor ihm zwei Männer stehen, zu beiden Seiten des Korridors, knapp zwei Meter voneinander entfernt. Die Männer sind groß. Wie Tiere pirschen sie langsam vorwärts. Diese Schweinehunde. Einer kichert leise. Es klingt pervers, degeneriert.
    Finn erwidert sein krankes Lachen.
    Einer ist behindert. Der andere spricht nicht.
    Finn wiederholt seine Frage.
    »Was soll das alles, Pudge?«
    Er erwartet keine Antwort, aber Pudge brummelt mit einem seltsam kehligen Meckern: »Das hast du dir selbst zuzuschreiben, blinder Mann.«
    »Und warum, Pudge?«
    Wieder das knirschende Kichern. »Du schuldest uns etwas.«
    »Was zum Teufel schulde ich euch?«
    »Du weißt, was du getan hast. Du weißt, wie wir hierherkommen. Du weißt, woher wir kommen.«
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    Finn lässt den Stock noch einmal auf den Boden sausen. Sie sind jetzt nur noch halb so weit entfernt. Das Messer in seiner Hand fühlt sich gut an. Seine Psychiaterin sagt, er verteidige damit seine Unabhängigkeit, befriedige sein Sicherheitsbedürfnis und lebe seinen Selbsterhaltungstrieb aus, aber Finn hat das Gefühl, in gewisser Weise auf diesen Moment gewartet zu haben. Darauf gehofft zu haben.

    Finn dreht die Messerspitze so, dass sie ihm ins Bein sticht. Der Schmerz schärft seine Sinne.
    »Pudge, du hast ein Mädchen verletzt. Du bist es, der bezahlen muss.«
    »Wir wollen niemandem wehtun. Dem kleinen Mäuschen geht’s bald wieder gut. Ihr geht es gut. Ich mag

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