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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Fuß abgenommen«, sagt Ray. Er wirft die Decke zurück und zeigt ihm den bandagierten Stumpf.
    »Hab ich gehört.«
    »Hat Roz es dir erzählt?«
    Finn antwortet nicht. Die feinen Pinkel im Krankenhaus lassen jetzt gegen Roz ermitteln, sie soll gefeuert werden und landet wahrscheinlich im Gefängnis. Finn will etwas Ermutigendes oder zumindest Mitfühlendes sagen, aber in ihm gärt es, seit er neue blaue Flecken unter Roz’ Make-up entdeckt hat.

    Er sagt: »Fass sie nie wieder an.«
    »Sie ist mein Mädchen.«
    »Lass sie in Ruhe.«
    Ein selbstsicheres Grinsen wandert über Rays Gesicht. »Du magst sie.«
    »Nein. Ich will nur nicht, dass ihr jemand wehtut. Und sie noch weiter mit reinzieht.«
    »Das hat nichts mit reinziehen zu tun, sie hat sich freiwillig gemeldet. Ehrlich gesagt ist es sogar auf ihrem Mist gewachsen. Ich bin nur ein Krüppel, der den Zug nicht anhalten konnte, den sie in Bewegung gesetzt hat.«
    Ray sieht aus, als würde er das wirklich glauben. Er redet mit den Händen und hüpft fast im Bett herum wie ein kleines Kind. Der Stumpf wippt hin und her.
    Finn sagt: »Lass sie einfach gehen.«
    »Weil sie unschuldig ist, und es dein Job ist, die Un…«
    »Es reicht. Du hast dein eigenes Ding durchgezogen. Ich habe alles für dich getan, was ich konnte.«
    Statt zu widersprechen, nickt Ray nur abschätzig. Der Stumpf zeigt auf Finn. Es ist nicht dasselbe, wie wenn jemand mit dem Finger auf einen zeigt, aber so ähnlich.
    »Es gäbe noch einen Ausweg für mich«, sagt Ray.
    Finn weiß das. Ray redet davon, Carlyle auszuschalten. Wenn Carlyle tot ist, wird alles wieder so wie früher. Der Staatsanwalt geht nicht länger auf den Kriegspfad, und der Polizei ist es zu peinlich, einen der ihren hochgehen zu lassen, solange kein hoher Mafiaboss zur Hand ist, der dann die Schlagzeilen füllt. Ray würde trotzdem den Kopf hinhalten müssen, aber er bekäme vielleicht gerade mal fünf Jahre, höchstens.
    »Du willst, dass ich den Chef des hiesigen Syndikats umlege?«, fragt Finn.

    »Sobald ich meine Prothese habe, gehen wir zusammen. Was hältst du davon?«
    Finn sieht Ray tief in die Augen. Er versucht herauszufinden, ob Ray an die Schlussszenen von The Wild Bunch und Butch Cassidy und Sundance Kid denkt. Man kann sich leicht wünschen, tot zu sein, wenn einen alle, denen man je vertraut hat, im Stich lassen. Der Gedanke ist umso verlockender, wenn man nicht allein gehen muss.
    Aber in Rays Augen steht etwas vollkommen anderes. Finn weiß nur nicht, was.
    Er sieht auf die Uhr. In zehn Minuten ist er mit Roz im Diner verabredet.
    Aus irgendeinem Grund hat Finn das Gefühl, Roz helfen zu müssen. Wenn es ihm gelingt, sie da rauszuholen, wenn sie sich rehabilitieren könnte, vielleicht würde das beweisen, dass er in der Lage ist, Ray zu stoppen. Vielleicht würde es beweisen, dass er ein rechtschaffener Polizist ist.
    Er weiß, dass er gut ist. Er weiß, dass er sauber ist. Aber er ist nicht sicher, ob er rechtschaffen ist.
    Als er im Diner ankommt, isst sie einen Salat und trinkt ein Bier.
    »Du hast etwas auf dem Herzen«, sagt sie zwischen zwei Bissen. »Was hat er dir diesmal getan?«
    Finn lügt, was immer die schlechtere Entscheidung ist. »Nichts.«
    »Was soll das? Du bist der schlechteste Lügner, den ich kenne. Wie willst du als Polizist erfolgreich sein, wenn du kein Pokerface hast?«
    »Ganz einfach. Ich lüge selten.«
    Roz schüttelt den Kopf. »Kein Wunder, dass du dich von ihm unterbuttern lässt.«

    »Ich lasse mich von niemandem unterbuttern.«
    »Doch, von jedem. Sogar von mir.«
    Sie klettert halb über den Tisch und kriecht ihm geradezu ins Gesicht.
    »Ich kenne ihn erst seit ein paar Wochen, und ich kenne ihn besser als du«, sagt sie.
    »Niemand kennt Ray.«
    »Das ist genau das, was ich meine. Merkst du das nicht, Finn?«
    »Was soll ich merken?«
    »Du bist der Einzige, der ihn nicht kennt. Alle anderen wissen genau, wie er tickt, schon immer.«
    »Wovon redest du?«
    »Vergiss es.«
    Er sieht sie gern an. Sie ist attraktiv, brünett mit kurzem knabenhaften Haarschnitt, über der Stirn in Fransen. Sie hat ein wissendes, leicht kokettes Lächeln, ähnlich wie Ray. Ihre Augen sind groß und ausdrucksstark, auch wenn sie auf Pillen ist. Offenbar benutzt sie viel Lippenpflege, so wie ihre Lippen glänzen. In vieler Hinsicht passt sie perfekt zu Ray. Wenn Ray nur nicht so ein Arschloch wäre und kurz davor, abzustürzen. Wenn Ray sie nur nicht dazu gebracht hätte, Drogen zu verkaufen,

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