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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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mit sich. Das lange, eisverkrustete Haar seiner toten Frau schlägt ihm ins Gesicht.
    Er wacht in ihren Armen auf. »D… d… ani?«
    »Sie sind stark. Sie werden es schaffen.«
    Diese Stimme. Er kann Danielle nicht sehen. Stattdessen schleppt er sich neben der Apfelwein-Königin her, oder war es die Blueberry-Queen? Es spielt keine Rolle. Oder vielleicht doch. Blaue Augen, Sommersprossen auf den Wangen, ein dunkler Schönheitsfleck im Augenwinkel. Er erkennt sie. Oder?
    In seinem Kopf dreht sich alles.
    Er stolpert und landet im Schnee. Die Wehen sind so hoch, dass er nicht tief fällt. Ein weiches Polster umgibt ihn. Sie herrscht ihn an: »Nichts da. Aufstehen. Wir sind fast da.« Sie zerrt ihn weiter. »Sie haben doch vor dem bisschen Schnee keine Angst, oder? Es gibt Schlimmeres, wovor man sich fürchten muss.«
    Harley Moon.
    Er ist erstaunt, dass dieses gerade mal fünfzig Kilo schwere Teenagermädchen ihn praktisch tragen soll. Er versucht, sich leichter zu machen, fällt dabei aber fast wieder hin.
    Moon, denkt er. Wie auf den Grabsteinen.
    Finn stolpert. Diesmal stößt er gegen etwas Festes. Erst
glaubt er, es wäre ein Baum. Mit seinen tauben Armen kann er sich kaum abstützen. Seine Wange rutscht auf eine vereiste Oberfläche. Sie ist eben. Und glatt. Eine Mauer. Ziegel? Nein. Er hört Harley schimpfen, sich mit irgendetwas abmühen. Ist da ein Knarren im Wind zu hören? Er ist nicht sicher. Es ist ihm egal.
    Sie packt ihn an den Schultern und versucht, ihn zur Seite zu drehen. Dann gibt sie ihm einen Schubs, und er stürzt vor und schlägt auf den Boden.
    Nicht den Erdboden, auf einen Fußboden. Er ist aus dem Schneesturm raus. Sie schließt eine Tür hinter ihm und klopft ihm den Schnee ab.
    Die Hände in den Handschuhen sind klein, aber stark. Wie eine Wilde hämmert sie auf ihn ein, um sein Blut wieder zum Pumpen zu bringen. Sein Körper ist vollkommen unterkühlt. Jesus, er fühlt sich zerbrechlich wie Glas. Sie zieht die Handschuhe aus, reibt die Hände aneinander, um sie zu wärmen, und legt sie auf seine eiskalte Brust. Er spürt so gut wie nichts. Ihre Wärme tut gut. Er denkt an Roz. Er denkt an Vi. Er denkt an Dani und stöhnt vor Kummer und Wut auf. Sie war bei ihm, da draußen. Sie hat ihm verziehen.
    Der Schlaf überkommt ihn.
    Harley ermahnt ihn wie ein Kind. »Nein. Nichts da. Sie bleiben jetzt wach.«
    Er versucht es, aber die dunklen Ströme drohen wie immer, ihn mit sich zu reißen.
    »Schön dableiben, blinder Mann. Nicht wegkriechen. Haben Sie gehört?«
    Sie legt ihm eine Decke über. Nein, es ist ein Mantel. Sie hilft ihm, die nutzlosen Arme durch die Ärmel zu stecken. Er ist ihm zu klein, aber er kann sich darin
einwickeln. Was zum Teufel ist hier los? Er war fast tot.
    Er wollte tot sein. Aber er muss etwas erledigen. Er weiß nur nicht mehr, was.
    Heftig zitternd liegt er auf dem Boden. Harley zieht ihn aus, hält ihn, massiert ihm den Kopf, streicht ihm übers Gesicht und den Rest seines Körpers, vor allem Finger und Zehen. Er hört das Klingeln von Metall.
    Sie sind in einem der Schuppen vor dem Westtor des Haupthauses, auf dem hinteren Teil des Geländes.
    Sein Verstand fängt langsam wieder an zu arbeiten. Vi ist tot, denkt er. Ich habe Pudge getötet, diesen Dreckskerl. Ich muss in die Schule. Rack ist noch unterwegs. Weiß der Himmel, was er gerade macht. Duchess, Murphy und Judith sind stark, sie werden kämpfen. Aber dieses Messer. Und was das Schwein damit anstellt.
    Warum hat Harley mich nicht in die Schule gebracht? Sie hat Angst vor ihrem eigenen Bruder. Weiß sie, dass Pudge tot ist? Weiß sie, dass ich Pudge getötet habe?
    Er versucht zu sprechen, aber er zittert zu sehr. Er macht Geräusche wie ein Motor, der nicht anspringt.
    Sie legt ihm wieder die Hände auf die Brust und reibt ihm übers Herz. Sie massiert ihn, bis es kribbelt und sticht wie tausend Nadeln. Finn stöhnt vor Schmerz und zieht sich in Embryonalstellung zusammen. Harley lässt ihn nicht los. Sie drückt jetzt noch kräftiger zu.
    »Ich habe versucht zu helfen, aber Sie haben den Zorn herausgefordert.«
    Er will ihr sagen, dass sie damit aufhören soll, aber er kann die Worte noch nicht formen.
    »Ist aber nicht die Schuld von den Mädchen. Nicht mal von denen, die ich hasse, die sich immer über uns
lustig machen. Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollen bezahlen, und zwar schnell. Ich hab es Ihnen gesagt. Aber Sie haben nicht auf mich gehört.«
    Er schuldet ihnen etwas, so viel ist klar. Und zwar

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