Der Geruch von Blut Thriller
und sie so oft geschlagen hätte.
»Hast du noch Zeit, aus der Nummer rauszukommen?«, fragt er.
»Wahrscheinlich nicht. Ich hab dem Krankenhaus mehr oder weniger alles gestanden und erklärt, ich sei drogensüchtig. Jetzt kann ich in Ruhe überlegen, was ich als Nächstes mache, und vielleicht darf ich als Krankenschwester weiterarbeiten, wenn ich tatsächlich eine Entziehungskur mache. Die Jungs vom Rauschgiftdezernat
haben mich unter Druck gesetzt, aber angesichts dessen, womit die normalerweise zu tun haben, werden sie mich wohl laufen lassen, sagt Ray.«
»Nimmst du das Zeug?«
»Nein.«
»Was nimmst du denn?«
»Nichts.«
Und sie sagt, er sei ein schlechter Lügner. »Was für Drogen nimmst du, Roz?«
»Manchmal ein paar Downer.«
»Und?«
»Upper. Und Oxycodon. Vicodin.«
Unterm Tisch legt Roz ihre Hand auf sein Bein, und ihre Finger wandern an seinem Schenkel entlang und streifen über seine Leistengegend. Ohne eine Miene zu verziehen rückt Finn weg.
»Hör auf damit.«
»Ich bin fertig mit ihm. Aber er lässt mich nicht gehen.«
»Er geht in den Knast.«
»Nicht für immer, wahrscheinlich noch nicht mal besonders lange.«
»Er wird dich in Ruhe lassen.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich hab es ihm gesagt.«
»Von dir lässt er sich gar nichts sagen, Finn.«
»Halt den Mund, Roz.«
»Rose. Ich will, dass du mich Rose nennst.«
Er probiert es. »In Ordnung, Rose.«
»Merkst du nicht, was los ist? Was er macht?«
Finn sieht sie an. Sie ist eine eifersüchtige, vollkommen verantwortungslose Frau. Eifersüchtig auf ihn, eifersüchtig auf Ray, ständig hat sie das Gefühl, ungerecht
behandelt zu werden. Sie legt ihm die Hand aufs Bein, weil sie besitzergreifend ist. Auf eine seltsame Weise betrachtet sie Finn als ihr Eigentum, nur weil er ihr helfen will. Die Schlinge zieht sich zu.
Sie beugt sich vor und küsst ihn, den Mund voll Bier. Es läuft ihr über das Kinn und den Hals.
Er erwidert den Kuss nicht. Als sie den Kopf zurückzieht, sieht er runter auf sein nasses Hemd und sagt: »Verdammt.«
»Tut mir leid«, sagt sie lachend und mustert ihn. »Du hast so schöne Augen.«
»Komm, wir gehen.«
»Das meine ich ernst.«
Als sie ins Krankenhaus zurückkehren, geht Roz hinein, als erwarte sie, dass jemand aus einer dunklen Ecke gestürmt kommt und ihr Handschellen anlegt. Sie lässt ihn ohne ein Wort stehen. Er hat keine Ahnung, wo sie hinwill.
Es ist schon spät, aber er beschließt, nochmal nach Ray zu sehen.
Finn kommt gerade in Rays Zimmer, als einer von Carlyles Männern, gekleidet wie ein Assistenzarzt, aber in Cowboystiefeln, versucht, Ray mit einem Kissen zu ersticken.
Die Leute denken immer, es sei einfach, jemanden mit einem Kissen zu ersticken. Niemand kommt auf die Idee, dass das Opfer sich wehren könnte. Der Typ blutet schon aus der Nase, nachdem Ray ihn ein paarmal getroffen hat. Das eine Bein strampelt, und sein Stumpf wedelt durch die Luft.
Finn zieht seine Knarre und sagt: »He, das reicht jetzt, okay?«
Der Junge hält inne und dreht sich um. Er sieht Finn an, als wolle er im nächsten Augenblick durch ihn hindurch laufen. Er hat wahnsinnige Angst. Irgendwie kommt er Finn bekannt vor.
Carlyles Truppe ist so stark ausgedünnt, dass sie inzwischen schon auf drittklassige Leute zurückgreifen müssen. Während die kleine Kanaille das Kissen auf den Boden wirft, fuchtelt Ray noch ein bisschen mit seinem Stumpf herum und ruft: »Du mieser Dreckskerl, Donald! Ich hab dich so oft entwischen lassen!«
Er ist nicht mal außer Atem, so gründlich hat der Trottel mit seinem Kissen gearbeitet.
Donald stürmt auf Finn zu, und Finn zieht ihm den Lauf über die Nase und wirft ihn gegen irgendeinen Apparat, der wütend anfängt zu piepen. Eine von Danis Blumenvasen geht entzwei. Er nimmt eine der Scherben und hält sie wie ein Messer vor sich hin.
»Ganz ruhig«, sagt Finn.
Donald springt vor und fuchtelt wild mit der Scherbe herum. Finn schießt ihm ins Bein, nur um ihn aufzuhalten, trifft aber aus Versehen eine Schlagader. Ein blutiger Sprühnebel verteilt sich an der Decke. Finn ruft um Hilfe und sucht nach einer Abschnürbinde, aber es ist zu spät.
Als neunzig Sekunden später mehrere Ärzte aufgetaucht sind, ist der Kerl schon so gut wie verblutet. Finn ist von oben bis unten rot. Ray grinst.
D anielle hat ihn an der Hand, seine Hand ist eiskalt. Sein Blut fließt nicht mehr. Finn taumelt kraftlos an ihrer Seite voran, wie eine leblose Masse zieht sie ihn
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