Der Geruch von Blut Thriller
werden wie die Träume hier, wozu also? Dreißig Minuten hat er sich gegeben, und das war noch zu viel. Er lacht kurz auf und denkt: Schwach, ganz schön schwach.
Ray sagt: Ist gar nicht so schlimm, oder?
Nein, eigentlich nicht.
Glaub mir, es ist besser als Gefängnis.
Ohne Zweifel.
Hör nicht auf ihn, sagt Dani. Konzentriere dich auf mich. Sieh mich an.
Finn versucht, die Augen zu öffnen, aber es fühlt sich an, als wären die Lider zugefroren.
Er reibt sich übers Gesicht. Jedenfalls versucht er es. Eine seiner Hände müsste jetzt dort sein. Ja, sie zerdrückt ihm fast die Nase. Er hört ein merkwürdiges Knacken. Kann es sein, dass er sich die Nase gebrochen hat? Ist sie
womöglich abgebrochen? Vielleicht fällt er, nach all dieser Zeit, endlich auseinander, wie zersplitterndes Eis. Also kein offener Sarg für ihn.
Vi, wunderschön sieht sie aus in ihrem Sarg, und ihre Mutter, die sie endlich liebt. Der Junge, Mark Reynolds, ist zurück aus Griechenland, seine Eltern müssen ihm eine neue Braut suchen. Die Namen der Kinder hat er schon ausgesucht. Eleanor und Kenneth. Jetzt muss er sich nur noch jemand suchen, der ihm Eleanor und Kenneth schenkt, weil Vi tot ist.
Finn liegt im Schnee und entspannt sich. Er seufzt zufrieden.
Ein wunderbarer Schmerz durchfährt ihn.
Danielle sagt: Steh auf, mein Geliebter.
S ie umfasst ihn und zieht ihn zu sich heran. Finn schmiegt sein Gesicht an ihren kalten Hals und spürt, dass sie keinen Puls hat. Ihre Muskeln sind angespannt, hart, der Hals weich, sie mag es, wenn er sie dort leckt. Und er mag es, sie dort zu lecken.
Sie liegt wieder in seinen Armen, dort, wo sie hingehört. Und er ist wieder da, von wo er nie hätte weggehen dürfen.
Okay, er ist also tot.
Gott sei Dank.
Ich vergebe dir, sagt sie zu ihm. Es ist geschehen, und jetzt spielt es keine Rolle mehr, wir reden nicht mehr darüber.
Nein, es ist vorbei. Endgültig vorbei.
Mein Mann, mein geliebter Mann. Mein süßer Schatz, lass mich dich halten. Ich habe so lange auf dich gewartet.
Mein Mädchen, du warst immer mein Mädchen, und wirst es immer sein.
Natürlich.
Was machen wir jetzt?, fragt er. Sag mir, was ich tun muss. Wo gehen wir hin?
Jetzt kommst du mit mir.
Wohin, Dani?
Folge mir, mein geliebter Mann. Ich kann dich dorthin zurückbringen, wo du hinmusst.
Zurück?
Wo du hinmusst.
Ich muss nirgendwohin.
O doch. Du glaubst, jemanden töten zu müssen. Du wirst es bald tun.
Ich muss.
Du bist kein Mörder.
Doch. Ich kann es sein. Ich habe gerade einem Mann ein Messer in den Kopf gebohrt.
Weil du dazu gezwungen warst. Das ist nicht dasselbe, Liebling.
Blut an den Händen ist Blut an den Händen.
Schon gut. Du bist verwirrt. Bald wirst du alles verstehen. Du wirst akzeptieren, wer du bist.
Wer ich war, spielt keine Rolle. Ich bin jetzt jemand anderes. Ich wurde neugeboren. Die Dunkelheit nährt mich, Dani. Sie gehört zu mir.
Das war nicht deine Entscheidung.
Ich wurde dazu auserwählt.
Du hast ja so Recht, mein Geliebter. Willst du, dass ich gehe?
Gott, nein.
Doch, du willst es. Deswegen gibst du nicht auf. Deswegen kämpfst du noch.
Tue ich das?
Ja. Du willst leben. Du bist noch nicht fertig. Du hast noch zu viel zu erledigen.
Bin ich am Leben?
Du träumst.
Ich weiß, es ist ein schrecklicher Traum. Ich träume von Mord.
Das tun wir alle. Jetzt wach auf.
Ich bin wach. Du bist tot.
Das stimmt.
Und ich lebe.
Ja.
Ich bin noch nicht fertig.
Steh auf, Geliebter. Und frage dich, Wie war es heute im Kampf gegen das Böse?
Finn bewegt sich. Er führt die Hand an seine heftig zitternden Zähne und beißt zu. Der Geschmack tut gut.
R ay wird es nicht leicht haben. Weder Carlyle noch die Kollegen sind gut auf ihn zu sprechen. Alle wollen sie seinen Kopf.
Finn weiß, dass in erster Linie er dafür verantwortlich ist. Er hat Ray weder gedeckt noch sich für ihn eingesetzt, und am Ende stand er vollkommen allein da. Viele von ihnen hätten unter Eid gelogen, Beweismittel gestohlen und Zeugen eingeschüchtert. Manch einer wäre für seinen Partner sogar noch weiter gegangen und hätte ein oder zwei Schlüsselfiguren aus dem Weg geräumt, bevor sie ihre Aussagen hätten machen können. Finn fühlt sich kein bisschen schuldig, auch nicht, als Ray ihm seinen tödlichen Blick schenkt.
Als Finn ins Krankenhaus kommt, ist die Besuchszeit vorbei, aber es hält ihn niemand auf. Ray ist operiert worden, war aber schon wieder draußen, als Finn nachmittags anrief.
»Sie haben den
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