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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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ihnen nicht sagen, dass Roz tot im Schuppen liegt, dass Vi für ihn gekämpft hat und für ihn gestorben ist.
    »Und mit denen seid ihr zwei zusammengeprallt?«, fragt Murphy. »Was wollen die Wichser hier?«
    »Sie behaupten, ich schulde ihnen Geld.«
    »Und tust du das?«
    »Nein.«
    Duchess tupft sich mit einem Tuch den Mund ab. Spucke und Blut laufen ihr übers Kinn. Sie holt Luft, es klingt, als presste sie sie seitlich die Kehle hinunter. Er
hat das Geräusch schon tausendmal gehört. Es gehört zu der Art Angst und Sorge, die einem Geständnis vorausgeht.
    Er dreht sich zu ihr um. Sie steht immer noch in der Küche und lächelt, in jeder Hand einen Holzlöffel, und rührt wie eine Wahnsinnige in ihren Töpfen.
    »Ich muss dir etwas sagen«, flüstert sie.
    Er ist Stein. Er wird nicht zerbrechen. Er träumt vom Tod. Er muss jemanden töten. Ihr Tonfall hat ihm den fehlenden Hinweis gegeben. Noch bevor sie weitersprechen kann, kennt er die Geschichte.
    »Ja, ich weiß«, sagt Finn.
    Endlich hat er seine Stimme wieder. Seine wahre Stimme. Er versucht, sich aufzurichten, schafft es aber nicht allein. Sie nimmt seine Hand. Beide zittern sie. Er denkt an Roz, wie sie ihn an der Wange berührt hat, als wollte sie ihm etwas mitteilen. Als wollte sie ihn stumm um Vergebung bitten. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Während sie miteinander schliefen, sprach Roz davon, dass Duchess’ Enkelin nicht in St. Val’s aufgenommen würde. Sie wollte es ihm erklären.
    Darum ging es also.
    »Also, Duchess«, beginnt Finn. »Erzähl mir, was hier alles nicht in Ordnung ist. Erzähl mir, warum Roz und du mit diesen Arschlöchern Crystal Meth vertickt habt. Erzähl mir, warum ihr sie nicht bezahlt habt. Und wo wir schon dabei sind, erzähl mir, wohin ihr es geliefert habt. Nein, lass mich raten. Nach Sing-Sing zu Ray?«

Z usammen kommen sie gut voran, Finn läuft von Duchess und Murphy gestützt durch den Speisesaal.
    Murphy ruft Judiths Namen. Wie gern er auch auf sie schimpft, jetzt wird Finn doch klar, dass sie ihm wirklich etwas bedeutet. Er hätte es sich denken können. Wer sich so oft über eine Frau beschwert, tut das nur, weil er sich nicht eingestehen will, wie wichtig sie ihm ist.
    Die Fenster klappern, als gingen sie jeden Augenblick in die Brüche. »Klingt, als wäre das Ende nah«, meint Murphy kleinlaut. »Mist, die Lampen flackern. Kann sein, dass sie gleich ausgehen.«
    Duchess sucht nach Worten, um sich zu erklären, aber sie findet sie nicht und wird es wahrscheinlich nie.
    Er hört ihre Messer klirren. Es sind Schlachtermesser. »Was zum Teufel ist das?«, fragt Murphy.
    »Halt die Augen auf«, sagt Finn. »Das Schwein ist wahrscheinlich noch draußen.«
    »Ach, einer nur?«
    »Ich glaube, den anderen habe ich erwischt.«
    »Jaysus! Immer noch der harte Kerl.«
    Als sie durch die Tür kommen, schlägt ihnen der Sturm entgegen. Murphys Mantel hilft nicht viel, Finn ist sofort wieder ein Eisklumpen. Seine Körpertemperatur ist im Keller, der Ofen ist praktisch aus. Nur der Zorn schürt das Feuer und hält ihn am Leben. Ein bisschen durchgedreht
zu sein, hilft einem manchmal in den seltsamsten Situationen.
    Finn schwankt, und Murphy zieht ihn hinter sich her. So eilen sie durch den Schnee. Finn wird immer langsamer, seine Beine tragen ihn kaum noch. Als sie endlich das Torhaus erreichen, treten sie geschlossen wie ein Mann durch die Tür. Finns Gliedmaßen sind so gut wie abgestorben, er legt sich der Länge nach hin.
    Die Schlachtermesser stimmen eine Melodie an. Finn hebt den Kopf und lässt sich von ihr tragen.
    Die Messer wollen helfen. Sie sagen: Wir sind bei dir, Mann, wir sind auf deiner Seite. Nimm uns ruhig in die Hand. Wir werden dich nicht enttäuschen. Wir dringen in sein Fleisch, häuten und entbeinen ihn. Er stellt sich vor, wie sie aus Duchess’ Tasche gucken und wie bösartige kleine Kinder grinsen. Danke für die Hilfe, will er ihnen zurufen.
    »Ich lauf vor und sehe nach den Mädchen«, sagt Murphy.
    »Nein«, sagt Duchess. »Hilf mir mit ihm.« »Ihr zwei kommt schon zurecht. Aber Judith, und die Mädchen …«
    »Wer weiß, was passiert, wenn wir uns jetzt trennen. Du bleibst schön bei uns. Hilf mir. Der stirbt uns noch weg.«
    »Ich sterbe nicht«, sagt Finn.
    Duchess wärmt ihn mit ihren fleischigen Pranken. Verunsichert versucht Murphy, ihrem Kommando zu folgen. Finn kann sich kaum bewegen, aber das Gefühl kehrt allmählich zurück. Der Kampf ist noch nicht zu Ende. Zum ersten Mal seit wer

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