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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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spiegelt sich darin. Leuchtender rostfreier Stahl. Sein Anblick widert ihn an.

    »Um wie viel?«
    »Das möchte ich nicht sagen.«
    »Es ist mir scheißegal, was du möchtest, Duchess.«
    »Neuntausend.«
    Natürlich hat Ray sie um die letzte Lieferung beschissen. Ray kommt bald aus dem Gefängnis. Er hat keinen Grund, sie zu bezahlen. Er hat alles an sich gerafft, was er konnte, und ist aus dem Deal raus. Was wollen sie tun? Ihn verhaften lassen?
    Mit seiner Invalidenrente, dem Verkauf des Hauses und was er über die Jahre angespart hat, während er in seinem kleinen Cottage lebte, hat Finn knapp zweihunderttausend auf der Bank. Wofür will er das ausgeben? Er hat keine Kinder, die er durchs College bringen muss. Blind zu sein schränkt die Ausgaben für Bücher und Kinotickets ein. Man braucht weder einen Plasmafernseher noch einen Blu-ray-DVD-Player. Wer nichts sehen kann, hat weniger Hobbys. Auch der geplante Silvesterausflug in die Stadt war nur Roz zuliebe. Was schert ihn das Plaza?
    »Warum habt ihr mich nicht einfach um das verdammte Geld gebeten?«
    »Sie wollte es nicht. Und sie wollte auch nicht, dass ich es tue. Du solltest nicht wissen, dass …«
    Derselbe dämliche Mist, der sie schon beim ersten Mal mit Ray zusammengebracht hatte. Sie brauchte das Geld, um auszusteigen, eindeutig. Sie glaubte, Finn würde dran glauben müssen, falls er Ray wirklich entgegentreten wollte, wenn der aus dem Gefängnis käme.
    Womöglich wollte sie auch einfach zurück zu Ray. Vielleicht war sie im Herzen immer bei ihm geblieben.

    Im zweiten Stock reißt Murphy sich plötzlich los und rast den Flur hinunter. Mit schwacher Stimme ruft er: »Judith.« Dann bestimmter. »Judith!«
    Finn spürt, wie ihn ein tiefer Schmerz ergreift.
    »Ein Messer.«
    Duchess reicht ihm eins, mit dem Griff nach vorn.
    Es ist gut ausbalanciert und hat eine ungefähr zwölf Zentimeter lange, scharfe Schneide. Damit lässt sich etwas anfangen.
    Sie folgen Murphy zu den Zimmern der Mädchen. Sein Herz pocht, ihm ist heiß, der kalte Schweiß läuft ihm herunter.
    Er macht sich von ihr los und fragt: »Was hat sie dir sonst noch über Ray erzählt?«
    »Dass du fünf Jahre lang darauf gewartet hast, ihn zu töten.«

D ie Rock’n’ Roll-Weihnachtsklassiker laufen noch, viel lauter als vorher. Finn malt sich aus, dass alles voller Blut ist, sieht sich zwischen den Toten umherirren. Er prescht allein vor. Duchess ist hinter ihm, sagt, er soll nicht so hetzen. Er hört Murphys Stimme. Was zum Teufel sagt er?
    »Murphy!«, ruft Finn. Er stolpert in den Gemeinschaftsraum und tritt ein Kissen beiseite. Er hält das Messer tief, so dass er Rack von unten aufschlitzen kann. Er wünschte, Pudge wäre auch hier. Er hätte gern die Chance, ihn noch einmal richtig auseinanderzunehmen.
    Ein paar Schritte weiter hört er eines der Mädchen. Wer ist es? Er hat sich noch nie so hilflos gefühlt.
    »Wer ist da? Murphy! Rack!«
    »Hey, Mr. Finn«, sagt Suzy Smyth, und das Mädchen mit dem Softeis und der Sonnencreme auf der Stirn steht neben ihm, bunte Streusel auf den Lippen. »Was haben Sie mit dem Schlachtermesser vor? Sind Sie betrunken? Wo ist Ihre Brille? Sie sehen ja schlimm aus. Was zum Teufel ist mit Ihnen passiert? War das der Whiskey? Zum Glück haben wir Sie nicht den Schnaps kaufen lassen.«
    »Und Ihr Gehstock. Wo ist Ihr Stock?« Sally Smyth hat auch ein Eis in der Hand, ihre Stirn ist mit Sonnencreme verschmiert und ihr kupferroter Pferdeschwanz wackelt hin und her. Sie klingt verstört. »Und das Messer. Wozu das Messer?«
    »Und Sie bluten!«

    »Mr. Finn, alles in Ordnung mit Ihnen? Haben Sie sich geprügelt? Warum haben Sie ein Messer in der Hand? Was ist los?«
    »Wo sind die anderen?«, fragt er und steckt das Messer weg. »Ich brauche ein Telefon.«
    »Wir haben es euch ja gesagt«, sagt Lea Grant, Carlyles Geliebte, auf deren Mund eine Spur Lippenstift schimmert, mit schläfrigem Blick. »Wir haben euch ja gesagt, dass er spinnt.«
    »Der Herr verlangt ein Opfer«, erklärt Caitlin den anderen. Er dreht sich mal in die eine, mal in die andere Richtung, je nachdem, wo er die Mädchen vermutet. Die Hitze der Körper hängt im Raum und macht ihn träge. »Trotz der Feierlichkeiten. Warum sollte er keine Angst haben? Er hat allen Grund dazu. Wir alle haben Grund dazu.«
    »Ihr beiden Freaks habt euch das Gehirn weggeblasen«, sagt Sally.
    Er hört das Schnappen eines Handys. Suzy drückt auf die Tasten. »Nichts, wie immer.«
    Sally versucht

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